VORWORT
IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!
VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER
Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C – seit dem 1. Advent 2024 (01. Dezember 2024) ist Lesejahr C.
Immer die aktuelle Predigt!
Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!
Auch als Predigt-Vorlagen!
Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.
Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.
Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!
* * *
14. Sonntag im Jahreskreis C –
06. Juli 2025
Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 5. Juli 1992
1. Lesung: Jes 66, 10-14 c „Wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr.“
2. Lesung: Gal 6, 14-18 „Ich trage die Zeichen Jesu an meinem Leib.“
Evangelium: Lk 10, 1-12. 17-20 „Der Friede, den Ihr dem Haus wünscht, wird auf IHM ruhen.“
Wir feiern heute den 14. Sonntag im Jahreskreis. Es geht heute darum, einmal wieder tiefer nachzudenken über das, was uns zusammenhält, über Kirche, und wie Gott SEIN Reich auf dieser Welt begründet.
Es ist aber auch Grund nachzudenken, dass auch uns der Herr gerufen hat und ER auch uns in die Welt sendet, wie Schafe unter die Wölfe.
Es ist immer wieder unsere Trägheit, unser Egoismus, unsere Bequemlichkeit und der Zeitgeist, der uns verleitet, die Botschaft Gottes nicht ganz mit dem Herzen aufzunehmen.
Predigt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Wir hörten eine Fülle von Gedanken, die eigentlich alles beinhalten, was Gemeinde, was Reich Gottes auf Erden und die Gründung des Reiches Gottes auf Erden durch Christus ausmacht. Das Wichtigste soll uns wieder einmal zum Bewusstsein kommen, damit wir auch den ganzen Sinn unseres Lebens als Christen wieder erfassen und unseren Standort, unseren Platz in dieser Welt, erkennen: Gott will die Menschen erlösen, konkreter gesagt, ER will die Menschen erlösen schon vor ihrem Tod, damit sie schon in diesem irdischen Leben zurückkehren ins Urvertrauen, in die Geborgenheit der Liebe Gottes.
Was tut GOTT? Das Erste: Gott wird Mensch. Und das feiern wir an Weihnachten. SEINE Liebe verkörpert sich in der Jesus-Gestalt.
Dann das Zweite: Dieser Jesus zieht Menschen an sich, ER fasziniert. Das Wort Faszinieren kommt aus dem Lateinischen fascia und heißt übersetzt: ‚Das Bündel‘. Im Faschismus – ein schlimmes Wort in der Politik – sollen die Menschen nicht von der Liebe gebündelt werden, sondern von irdischer Macht. Die wirkliche Macht aber ist die Macht der Liebe, sie will Menschen faszinieren, überwältigen, um dann diese Menschen, die von der Liebe Gottes überwältigt sind, zu senden.
Zur Zahl „72“: Man hat sich damals vorgestellt, dass es 72 Völker auf der Welt gibt. Das heißt: Zu allen Völkern sollen diese Menschen gehen. Da sehen wir, dass Gott in Jesus nicht überall selbst hingeht, sondern dass ER Menschen holt, sie fasziniert. Und dann sendet ER sie.
„G e h t !“ In diesem Aufruf ist die ganze Mission ausgedrückt. Ihr habt es in Euch, Ihr braucht nichts mitnehmen, gar nichts mitnehmen, keine Systematik, nur das, was Ihr habt, diesen Jesus, der in Euch lebendig ist, den sollt Ihr zu den Menschen bringen! „Ihr seid wie Schafe, die ich mitten unter die Wölfe schicke.“ Wir haben viel schon meditiert über „Wolf und Schaf“, über das „Lamm Gottes“. Die Jünger sind eigentlich die Lämmer Gottes, die in der Gewaltlosigkeit die Macht der Liebe den Menschen bringen. Da sieht man auch schon die Fähigkeit, die der Christ, der Jünger Jesu, durch Christus erlangt – nämlich die Fähigkeit, angst-los, ungesichert, ungeschützt auf Menschen zuzugehen.
Dort, wo Bereitschaft ist, sollen sie sagen: „Shalom, der Friede sei mit Euch!“
Es sind an sich vier Momente, die der Jünger aufgetragen bekommt:
- Zu sagen, das Reich Gottes ist nahe
- Kranke zu heilen
- Dämonen auszutreiben
- Tote zu erwecken,
und nichts Anderes!
„Wenn Ihr aber in eine Stadt kommt, in der man Euch nicht aufnimmt, dann stellt Euch auf die Straße und ruft: Selbst den Staub Eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir Euch zurück.“ Also: Der Jünger hat auch die Kraft, ohne Aggression, aber bestimmt, auch wieder zu gehen. „Gut, dann halt nicht!“ Habt keine Angst, wir nehmen Euch nichts weg. Den Staub an den Schuhen lassen wir Euch auch noch da. Aber Eines sollt Ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe!
Wir haben über „REICH GOTTES“ schon meditiert. REICH GOTTES ist der ‚Bereich Gottes, ist die Nähe‘ – ein für alle Mal! So geschieht Kirche, so entstehen neue Zentren, neue Gemeinden, wo man das praktisch verwirklicht, was zunächst die Macht der Liebe im Menschen bewirkt. So käme über den Menschen, der von Friede und Liebe erfüllt ist, der Friede auf die Welt.
Wir müssen – gerade in unserer Zeit – lernen, dass die überwältigende Macht der Liebe Gottes darauf angewiesen ist, dass wir mittun, dass wir uns senden lassen. Psychologisch könnte man sagen: Wenn ein Mensch dieses Sendungsbewusstsein abschneidet und nur bei Jesus sein will (in der religiösen Kuschelecke), dass dann die Gefahr der Gespaltenheit des Bewusstseins bis hin zum religiösen Wahn kommen kann. Und das ist nicht das, was Gott will. ER will, dass wir bei IHM Geborgenheit finden, aber auch den Antrieb finden, in die Welt zu gehen.
Wir, die ältere Generation, sind auch gewohnt, dass die Institution das alles machen sollte: „Die da oben“. Und da erleben wir, dass die Institution versagt. Es ist auch irgendwie eine Glaubensschwäche, wenn man sich wundreibt an der Institution. Wir sind doch die Kirche! Der Geist wirkt doch durch uns! Gerade heute sehen wir, dass es keine Priester mehr gibt, und es wird Vieles ganz anders kommen als wir es uns vorstellen können. Aber eins wird Dasselbe bleiben: Dass die Kraft des Geistes wirkt, dort, wo Menschen sich von IHR überwältigen lassen und sich senden lassen.
Ich möchte nichts herunterspielen. Viele Menschen hat es sehr betroffen gemacht, auch mich hat es sehr getroffen, dass so große Geister und Theologen wie Leonardo Boff den Druck der Institution nicht mehr aushalten konnten, das ist menschlich verständlich. Mich hat da auch jemand gefragt: „Wie geht es Dir damit, wenn der Papst verordnet, dass kein Priester mehr etwas veröffentlichen darf, was nicht das Imprimatur, die Druckfreigabe, des Bischofs bekommen hat?“ Ich habe gesagt: „Darüber habe ich mich eigentlich gefreut, weil ich schon immer wollte, dass der Bischof meine Bücher liest. Vielleicht geht dieser Wunsch jetzt in Erfüllung.“
Sehen wir auch diese ermutigenden Zeichen! Es waren heuer wieder mehr Frauen und Männer, die in Freising waren, zur Vorbereitung, wie man Kinder zur Erstkommunion führt; das sind doch auch sehr erfreuliche Zeichen. Es wird immer Menschen geben, die vom Geist Gottes überwältigt werden – ob das jetzt Männer oder Frauen sind, Verheiratete oder Unverheiratete. Der Geist Gottes wird immer Menschen überwältigen. Es kommt dann auf die Menschen an, dass sie sich senden lassen und die Botschaft von der Liebe dort verkünden, wo der Herrgott jeden hingestellt hat.
Denken wir zum Schluss nach, wo unser Platz im Leben ist: Wir zum Beispiel haben den Platz in unserer Pfarrgemeinde, um in dieser Versammlung in die Bewegung der Sendung hineinzukommen und in dieser Bewegung zu bleiben. Als Pfarrgemeinde gilt uns vielleicht besonders heute der Aufruf: „GEHT!“ Ich sende Euch wie Lämmer unter Wölfe, mit der Macht der Gewaltlosigkeit, mit der Macht der Liebe. Und denken wir wieder, wenn wir hingehen, dass das unser Platz ist, dass wir dahin gesandt sind.
- Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
- Lesung: 1 Korinther 12, 12-30
Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21
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Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle E I N E R sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.
Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.
Predigt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:
Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.
Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.
Aber, wer war dieser Jesus?
Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.
Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.
Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.
„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr. “
In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“
Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.
Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.
Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.
Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.
Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.
Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.
Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“ Das will er zeigen.
Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.
So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:
„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“
Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.
Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.
Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:
Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.
Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.
Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“
So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.
„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.
Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:
Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:
Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann –
streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.
Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.
Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.
So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.
GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!