Strahlkraft

Lebendiges Gedankengut von Pfarrer Elmar Gruber e.V.

ELMAR GRUBERS PREDIGTEN

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: Predigten durch das Kirchenjahr)

VORWORT

IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS, DER CORONA-PANDEMIE – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!

VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER

Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  – ab dem 1. Advent 2022 (27. November 2022) ist Lesejahr A.

Immer die aktuelle Predigt!

Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!

Auch als Predigt-Vorlagen!

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.

Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.

Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!

 

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Dreifaltigkeitssonntag A

04. Juni 2023

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber  am  29. Mai 1999

 

1. Lesung: Exodus 14, 4b-6.8-9

2.Lesung: 2 Korinther 13, 11-13

Evangelium: Johannes 3,16-18

 

Ich begrüße Sie herzlich zum Dreifaltigkeitsfest, dem Fest unseres Gottes! Immer wieder muss unser Glaube gestärkt werden, damit wir aus der Kraft des Glaubens leben können.

 

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Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Auch in einer materiell gelenkten Welt lässt sich die Gottesfrage nicht unterdrücken. Woher kommt das? Weil Gott, ob man glaubt oder nicht glaubt, tatsächlich unumgänglich ist, weil jeder Mensch, auch der Ungläubige, irgendetwas glauben muss, weil er mit dem, was er im Hirn hat, die Lebensprobleme mit der Vernunft nicht lösen kann und letztlich auf Dauer nicht zurechtkommt. Auch der Unglaube ist ein Glaube. Zu mir hat einmal einer gesagt: „Ich glaube, was ich sehe.“ Und dann habe ich gesagt: „Aber das glauben Sie. Ich glaube auch, was ich sehe, aber nicht in der Draufsicht der materiellen Welt, sondern in der Durchsicht durch die materielle Welt, wo alles dann als die Realisierung ewiger Liebe in Erscheinung tritt.“

Ein weiteres Problem ist, dass Menschen, motiviert durch ihren Glauben, diese Schrecklichkeiten hervorbringen, Kriege und ähnliche Grausamkeiten, dass sie im Namen Gottes meinen zu handeln, wenn sie ihre Feinde oder die vermeintlichen Feinde Gottes einfach umbringen. Das rührt daher, dass der Mensch immer wieder seine Sünde, also sein Bedürfnis nach Vergeltung, nach Rache, hineinprojiziert in das Gottesbild und damit das Gottesbild, das wir durch Jesus Christus haben oder hätten, verdunkelt, ich möchte sagen, verteufelt, er kriegt teuflische Züge, der Rachegott usw. Aber das liegt nicht an Gott, sondern am Menschen, der zwar glauben will, aber sich schwertut, weil er seine Prinzipien verlassen muss, verlassen müsste. Und so schleppt er sie immer wieder ins Gottesbild mit hinein.

Nun zum „Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit“: Es wird so theoretisch, wenn es theologisch wird, dass am Schluss kein Mensch mehr weiß, was gemeint ist. Und da entsteht ja diese Feindseligkeit; denn wenn ich den Glauben habe und davon lebe, dann muss er wahr sein. Und der Mensch versucht, die Wirklichkeiten, die der Glaube hat, immer wieder ins Begriffliche zu übersetzen. Und damit macht er sich fest und hängt sich an Begrifflichkeiten. Und da kommen dann die Unstimmigkeiten zustande, die dann diese Aggressionen hervorrufen, die dann zu dem „heiligen Krieg“ führen im Großen wie im Kleinen, dass man sich gegenseitig verteufelt; angehen tut es ja schon in der Beziehung zwischen zwei Menschen.

Nun dürfen wir fragen: Ja, was will uns denn die Lehre von der „Heiligsten Dreifaltigkeit“ als Wirklichkeit Gottes in unserem Leben zeigen? Im heutigen Johannesevangelium ist diese Dreifaltigkeit schon etwas praktischer dargestellt. Hier ist von Gott, vom Sohn Gottes und von der rettenden Kraft der Liebe die Rede. Man könnte es ganz einfach sagen, wie es Martin Buber herausgearbeitet hat in seinem Lebenswerk: Die Lehre der Heiligsten Dreifaltigkeit möchte besagen, dass unser Gott ein lebendiger Gott ist, dass unser Gott der Ursprung der Liebe ist und noch einfacher, dass unser Gott selbst Beziehung ist. Wir haben ja schon so oft das Dreieck meditiert, dass das Beziehungssymbol der Menschheit ist. Da muss ein Ursprung da sein, und dann ein Gegenüber. Der Sohn Gottes ist das Gegenüber Gottes, das ER nicht macht, sondern aus sich heraussetzt, der theologische Fachausdruck heißt z e u g e n. Ich glaube, man könnte heute sogar das Klonen als ein Bild dafür gebrauchen. Und dann stehen sie sich nicht gegenüber, sondern in der Kraft der Beziehung, die vom Vater und vom Sohne ausgeht, so sagt es das Dogma. Und darüber ist ein Schisma entstanden. Dieses UND, das soll bedeuten, dass die Kraft vom Vater und von den Liebenden ausgeht. Aber eine eigenständige Größe ist die Liebe, Gott ist die Liebe. Und so kommen wir eigentlich schon an die Grenzen unserer Vernunft.

Ich habe eben versucht deutlich zu machen, Gott ist lebendig, ER ist die Liebe, ER ist die Beziehung in sich selber, die sich dann auch in Beziehung setzt nach außen. Die Schule des Richard von St. Viktor hat in der Theologiegeschichte versucht, das herauszustellen, dass Gott sich in der ganzen Schöpfung auswirkt, realisiert, in Beziehung setzt, die Schöpfung in sich und zu sich.

Ja, nun aber zum Praktischen: „ER hat SEINEN Sohn in die Welt gesandt, damit jeder, der an IHN glaubt, nicht mehr zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.“ Wir müssen immer wieder denken, dass Gott Mensch geworden ist, damit wir den Sinn dieses Lebens erkennen, damit wir die Herrlichkeit dieser Welt erfassen im Glauben. Wenn wir „ewiges Leben“ hören, denken wir immer nach unserem Tod, ja, da auch, selbstverständlich. Aber es geht darum, dass wir das ewige Leben, das eigentliche Leben, die Kraft der Freude, die Kraft des Glücks, als Gottesgeschenk hier erfassen, dass wir mit den glaubenden Augen die Welt betrachten, und dann in jeder Blume, in jedem Sonnenstrahl bis hin zu den Sakramenten, die Liebe Gottes entdecken und erfahren können. Gott will durch die Menschwerdung, dadurch dass ER SEINEN Sohn in die Welt gesandt hat, die Welt retten vor uns und für uns, vor unserem materialistischen, zerstörerischen Zugriff. ER will, dass sie uns als Garten, als SEIN Garten erhalten bleibt, indem ER uns Gärtneraufträge gegeben hat, dass wir in dieser Welt die ewige Freude schon erlangen, dass also wir gerettet werden für die Freude, dass die Welt gerettet wird für die Freude, für das ewige Leben. Dann wird das Wort auch verständlich: „ER will die Welt nicht richten, nicht bestrafen, sondern richten im Sinn von Rettung, für die jetzige Situation.“ Und wer nicht glaubt, dass Gott die Liebe ist, der ist in dem Sinne schon gerichtet, (der hat halt die ganzen Scheußlichkeiten dieser Welt vor Augen), der kann Gott nicht mehr sehen in der Blume, im Sonnenstrahl, der sieht dann eben das Schreckliche, das er selber in seinem Unglauben produziert. Wer glaubt, der wird gerettet in dieser Welt, und für den wird die Welt gerettet – eben schon jetzt.

 Und so wird schließlich auch wichtig, welches Gottesbild wir haben. Dass Gott SEINEN Sohn in die Welt gesandt hat, das ist wohl das Großartigste. Was wollte Gott? ER wollte uns befreien von der Vorstellung des zornigen, beleidigten, strafenden, rächenden Gottes, von diesen Vergiftungen des Gottesbildes. Baal, den Gott dieser Welt, haben wir in Gott hineinprojiziert. GOTT schafft den Raum, wo Heilung möglich ist.  Das ist der Raum, wo nicht verurteilt und bestraft wird, wo auch das NICHT-SEIN-SOLLENDE als solches sein darf, wo wir als Schuldige sein dürfen und nicht abgewürgt, nicht vernichtet werden, sondern umgeben werden von Liebe, die uns zu dem führt, was sein soll – zur FREIHEIT.

Gott ist die Liebe, ER hat SEINEN Sohn in die Welt gesandt, dass wir durch diese Welt hindurch die ewige Liebe finden – und dazu Geborgenheit zur Befreiung von allen Ängsten, zur ewigen Freude, schon jetzt!

 

 

10. Sonntag im Jahreskreis A

11. Juni 2023

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 06. Juni 1999

 

1. Lesung: Hosea 6, 3-6 (3b-6)

2. Lesung: Römer 4, 18-25

Evangelium: Matthäus 9, 9-13

 

Ich begrüße Sie herzlich zum 10. Sonntag im Jahreskreis! Die Jahreskreis-Sonntage sind dazu angetan, unser Glaubensbewusstsein zu vertiefen und auszubauen. Was wir in den Sakramenten gefeiert haben, soll prägende Kraft in unserem Bewusstsein werden. Wir bitten den Herrn um SEIN Erbarmen, dass ER uns wieder neu stärkt in dem Auftrag, den wir in der Welt haben.

Wir bitten im Kyrie.

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Wir haben gebetet, dass Gott uns SEINEN Geist sendet, damit wir das erkennen, was Recht ist – und zwar das Recht, das absolut gültig ist vor Gott. Paulus zeigt uns im Römerbrief, an der Gestalt des Abrahams, was Gott eigentlich vom Menschen erwartet, was ER ihm zumutet. Und das, was Gott uns zumu­tet, ist genau das, was uns Mut macht im Glauben. Abraham, er wird herausgerufen aus allen irdischen, gesellschaftlichen Sicherheiten. Er hat irdisch gesehen keine Zukunftshoffnung mehr. Er hat nur einen Ausweg: Das Vertrauen in die Treue des Herrn, der ihn berufen hat – also wie Paulus sagt, weil er gehofft hat gegen alle Hoffnung. Wenn irdisch alles dagegensteht, wenn man meint, jetzt ist alles, was man sich irdisch erwartet hat, im Bereich des Berufs, im Bereich der Beziehungen, im Bereich der Gesundheit, jetzt ist alles hin, dann kann es vorkommen, dass ein Mensch im Vertrauen auf Gott – sicherlich darf man murren und schimpfen, da gibt es sogar Psalmen, die dazu helfen – im Letzten doch sagt, wie Pater Rupert Mayer: Weil DU es willst, darum ist es gut.“ Wir haben diese Beispiele von Pater Rupert Mayer, meinem Lieblingsheiligen, bis hin zum Karl Valentin, der in verdeckter Weise auch immer in seiner Ironie diese Hoffnung durchschimmern ließ. „Abraham war fest überzeugt, dass Gott die Macht hat zu tun, was ER verheißen hat. Darum wurde ihm der Glaube als Gerechtigkeit angerechnet.“ Gerechtigkeit dürfen wir auch wieder nicht so juristisch verstehen und missverstehen. Wenn die Bibel von Gerechtigkeit spricht oder von Rechtfertigung, dann geht es um das Rechtsein vor Gott, um das Fertig-Sein im Sinne von Vollkommen-Sein vor Gott. Und das macht die Vollkommenheit dieses Abraham aus, dass er glaubt – gegen alle Hoffnung. Denken wir nur an die Isaak-Geschichte, die uns immer wieder herausfordert zu der Frage: Was ist das für ein Gott, der so etwas – so scheint es – verlangt? Die Exegeten können viel dazu sagen, aber es bleibt eben immer dieses Herausfordern. Und wenn man dann fragt, was das für ein Gott ist, muss man gleichzeitig sagen, was das für ein Mensch ist, dieser Abraham, der glaubt – gegen alles Irdische. Auch in unserer Zeit ist diese Herausforderung da. Wollen wir unser Glück und unsere Lebensfreude ausschließlich auf das Irdische aufbauen? Es geht ja hier immer um das Letzte. Dann wird sie immer enttäuscht werden und scheitern. Oder ist sie in unserem Glauben an den treuen Gott gewurzelt, dann wird man immer wieder weitergehen. Ich denke da an zwei Menschen – das eine ist unser Geistlicher Rat Endres, der für die, die ihn erlebt haben, unsterblich ist, der die Redensart gehabt hat: „Das wird schon wieder werden!“ Und dann ist da noch ein Bekannter von meinen Eltern, der eine innere Lebenseinstellung gehabt hat: „Grad so ist es recht!“ Das kann man sehr oberflächlich missverstehen; bei ihm war es aber die tiefe Lebenseinstellung eines Menschen, der total vertraut.

Nun kommen wir zum Evangelium: Jesus und die Sünder. Ausgerechnet Matthäus beruft ER. Es fasziniert mich immer, wenn man so knallhart hört: „Folge mir nach!“ Und er stand auf und folgte IHM nach, ohne Wenn und Aber; da sind so „Abrahamsmomente“ drin. Matthäus war aber ein Sünder. Und jetzt kommt die Herausforderung, die ja schließlich dann auch Jesus den Kreuzestod gebracht hat: „ER isst mit Zöllnern und Sündern und Dirnen.“ Sieger Köder, der begnadete Künstler, hat das ins Bild gesetzt in seinem Gemälde „Das Mahl der Sünder“. Und wenn man fragt, warum sich Jesus an die Sünder wendet, ist die Antwort: Weil die wissen, dass sie Sünder sind. Die Gerechten sind immer nur die Selbstgerechten, damit sind die Legalisten gemeint, die halt sagen können: „ICH brauche keine Barmherzigkeit. ICH habe mir den Himmel ehrlich verdient; naja, so ein paar kleine Sünden!“ Der „Brandner Kaspar“ fragt im Himmel: „Wie lange muss ich brennen, damit es also wieder weg ist? Aber so schlimm kann es mit mir nicht sein.“ Und da stößt das ganz andere Denken Jesu, die ganz andere Ordnung der Barmherzigkeit, auf unser menschlich angeborenes, legalistisches, weltliches Denken, auf das Straf-Denken. Und der Mensch, der weiß, dass er Sünder ist, kann das nicht aushalten.

Und jetzt kommen wir zu einem psychologischen Problem. Sie brauchen nur zu einem Menschen sagen, dass er einen Fehler gemacht hat, dann geht der sofort in die Luft. „Ja, da sind die andern schuld!“ Sicher ist in jeder menschlichen Schuld auch die Schuld von Anderen drinnen. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass bei mir auch Schuld liegt, mehr oder weniger, auf das kommt es letztlich aber gar nicht an; aber das hält kein Mensch aus. Darum hat Freud, der gottlos oder gottfrei denkende Psychoanalytiker, die Schuld einfach geleugnet und hat gesagt, dass sie anerzogen ist, dass es nur Fehlverhalten gibt. Für mich, vom Standpunkt des Glaubenden, ist das eine raffinierte Form der Schuldverdrängung und des Selbstbetrugs. „ER isst mit den Sündern.“ Die Sünder, die abgeschrieben sind, die keine Bestäti­gung haben, weil sie Sünder sind und das wissen, erleben nun, dass sie als solche geliebt sind. Mit Sündern essen, mit jemandem essen, können wir immer als das Vorfeld von Eucharistie betrachten – Gemeinschaft haben, sein Leben, seine Liebe teilen. Und das ist das, was so auf den Nerv geht. Und da wäre eben das Moment, das ungemein wichtig ist in der ganzen Seelsorge, dass ich mir selber vergeben kann. Und wenn wir das so sagen, dieses Sich-Selber-Vergeben, dass alle, alle in den Himmel kommen, dann wird das sofort so missverstanden. Dabei ist das das Schwerste. Schuld-Vergeben heißt ja nicht, so zu tun, als ob nichts wäre. Wie man uns als Kinder im Beichtunterricht gesagt hat, wenn man beim Beichten war, ist es so, als ob nichts gewesen wäre. Das ist total falsch. Ich müsste sagen: „Wenn ich beim Beichten war, dann weiß ich, dass Gott mich so liebt wie ich bin, dass es sozusagen sein darf, dass ich meine Schuld habe. Und dann brauchen meine Schuld und die Schuldgefühle mich nicht mehr fertigmachen.“ Ich kann mich annehmen, nicht indem ich meine Schuld ignoriere, sondern dass ich rufen kann: „Herr, sei mir Sünder gnädig!“

Und da kommen wir auf einen letzten Punkt.: Wenn ich an die vielen, vielen Seelsorgs- und Beichtgespräche denke, wo ich dabei sein durfte, da haben viele Leute gesagt: „Ja, ich kann glauben, dass Gott mir vergibt. Aber, ich kann mir nicht vergeben.“ Das ist das Problem. Gott vergibt immer, also deswegen bräuchte ich nicht zum Beichten gehen. Wir haben die Sakramente, damit das, was Gott tut, in uns reinkommt (nicht, dass es Gott erst tun müsste), dass es mich innerlich trifft, dass ich also mir selber vergeben kann, das heißt, mich so nehmen kann wie ich bin – wenn doch ER mich so nimmt wie ich bin, dass dann im Glauben an SEINE Barmherzigkeit ich mich auch so nehmen kann, wie ich bin. Und warum ist das so schwierig? Ich meine, es gibt eine ganz einfache Antwort: „Weil ich mir auf mich nichts mehr einbilden kann.“ Wenn ich mich so nehme wie ich bin, dann kann ich Andere nicht mehr verurteilen. Und dieser Verzicht, dass ich mir nichts mehr einbilden kann auf mich, auf meine Leistungen und das alles, das ist dann der entscheidende Punkt, das ist das angeborene Selbstbewusstsein. Und die nichtgläubigen Psychologen sagen: „Ja, Du bist etwas, ich bin ich, ich bin ich, Du bist Du, Du bist Du.“ Man kann es schon nicht mehr hören. Und der Glaubende sagt (was der ungläubige Psychologe sofort verurteilt): „Ich bin nichts, DU bist alles. Ich bin schwach, und DU bist stark, und Deine Kraft kommt in meiner Schwachheit zur Vollendung.“ Ein Beispiel dafür ist ja Paulus und das, wo Jesus dann noch die letzte Mahnung gibt: Lernt doch endlich einmal, was es heißt, wenn gesagt wird: Barmherzigkeit will ichdiesen Um­schwung, bildet Euch nichts mehr ein – und keine Opfer!“

Wir natürlich, wenn wir jemand beleidigt haben, müssen Wiedergutmachung leisten. Aber Gott braucht keine Sühnopfer. ER braucht Menschen, die sich dazu hergeben, die sich opfern und die Barmherzigkeit publik machen. Wenn wir also vom Opfer Jesus hören, müssen wir ein wenig anders denken als wir das vielleicht von früher her gewohnt sind. Da sind auch wir berufen als Sünder in unserer Schwachheit. Und zum allerletzten Bild von den „Strahlenden Ruinen Jerusalems“: Da wird gerade das, was unsere Schwachheit ist, zu unserem Charisma, dass wir da, wo wir selber irgendwie gescheitert sind, Anderen vielleicht am meisten glaub­würdig das Erbarmen Gottes nahebringen können, wenn wir es selber angenom­men haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!