Strahlkraft

Lebendiges Gedankengut von Pfarrer Elmar Gruber e.V.

ELMAR GRUBERS PREDIGTEN

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT

IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS, DER CORONA-PANDEMIE – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!

VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER

Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  – seit dem 1. Advent 2023 (03. Dezember 2023) ist Lesejahr B.

Immer die aktuelle Predigt!

Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!

Auch als Predigt-Vorlagen!

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.

Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.

Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!

 

*   *   *

24. Sonntag im Jahreskreis B

15. September 2024

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 17. September 2000

 

1. Lesung: Jes 50, 5-9a

2. Lesung: Jak 2, 14-18

Evangelium: Mk 8, 27-35 „Für wen haltet Ihr mich?  Simon Petrus antwortete IHM: Du bist der Messias …… Wenn einer mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich; dann folge er mir nach!“

 

Ich begrüße Sie herzlich zum 24. Sonntag im Jahreskreis!

Die heiligen Texte heute bleiben immer aktuell, weil sie in das Problem unseres Lebens eingreifen und es erhellen möchten. Jesus möchte uns den Sinn des Leids erklären, soweit man vom „Sinn des Leids“ sprechen kann; dass es nicht leicht ist, das sehen wir dann an der Reaktion des Petrus.

Damit wir uns aber SEINE Botschaft zu Herzen nehmen können, bitten wir den Herrn um SEIN Erbarmen im Kyrie.

 

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Es sind steinharte Worte, hart wie Kiesel, und es ist nicht ganz einfach, die frohe Botschaft in diesem Evangelium zu entdecken. Jesus hat zunächst einmal Interesse daran, dass SEINE Jünger IHN erkennen. Für wen halten sie IHN? Vielleicht kann ER ihnen dann erklären, dass so ein Messias-Auftrag ganz anders ausschaut als die Menschen, die einen neuen David erwarten oder einen Mächtigen oder einen, der die Römer vertreibt.

So ist dies einmal die erste Station: „Ihr, für wen haltet Ihr mich?“ Dann kommt prompt die Antwort, die Jesus ermuntert, ganz offen zu reden: „Du bist der Messias.“ Und jetzt beginnt ER zu erklären, was das ist, der Messias. Und wie wird er die Menschen erlösen? ER will es plausibel machen, dass ER als Menschensohn in SEINEM Erlösungswerk leiden muss; und da sind SEINE Jünger überfordert.

Wir erinnern uns an die Emmaus-Geschichte (Lukas 24). Da versucht ER als Auferstandener zu erklären, dass der Messias leiden musste, um so die Herrlichkeit Gottes zu offenbaren. Petrus in seinem Temperament sagt: „Nein, das sei fern von Dir!“ Dann wird Jesus auch emotional und sagt: „Weg, geh mir aus den Augen, Du Satan!“ Es ist satanisch im Sinn des Fürsten dieser Welt, im Sinn des herrschenden Materialismus, Egoismus und Rücksichtslosigkeit, den Menschen plausibel machen zu wollen, dass es ein echtes Glück gibt ohne Leiden.  Das ist das, was auch viele gottlose Menschen sagen: „Glück besteht in der Abwesenheit des Leids, in der Abwesenheit des Unglücks.“

Der Pfarrer von Ars, der diese tiefen Lebenswahrheiten in ganz einfache Sätze bringen kann, der sagt einmal: „Das ist ja unser größtes Kreuz, dass wir das Kreuz nicht lieben.“ Oder man kann es noch dichter ausdrücken: „Wer dem Kreuz, dem Leid, davonrennt, der rennt unter seine Wucht.“ Da könnten wir sagen, das ist unser größtes Leid, bitte, es recht verstehen, dass wir das Leid nicht leiden können. Was ist der „Sinn des Leids“? Dass wir an einem Punkt aufgescheucht werden in unserem Leben, wo wir aus Bequemlichkeit nicht hinschauen wollen, wo es um uns geht und wo es einer Veränderung in unserem Leben bedarf. Da kann ich einfach sagen: „Das Leiden hat den Sinn, dass wir entweder etwas ändern in unserem Leben – was zu ändern ist – oder dass wir uns selber ändern, dort, wo man nichts ändern kann, wo es gilt, das Leid zu tragen.“ Aber ohne das geht es nicht. Und erst im Leid wird die Liebe offenbar.

Ein nächster Schritt: „Jeder nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Das heißt zunächst einmal, jeder nehme seine Probleme auf sich. Versuche nicht immer, Deine Probleme auf Andere abzuwälzen, dass ein Anderer die Verantwortung und die Entscheidungen tragen soll, die nur jeder selber mit seinem Gewissen, im Risiko des Glaubens, auf sich nehmen kann. Lebe Du Dein Leben, auch auf die Gefahr hin, dass Du eine Entscheidung später anders treffen musst!

Was ist eigentlich mein Leid?  Es scheint paradox zu sein, wir müssen dazu bei Paulus in den Galater-Brief im 6. Kapitel, Vers 2, hineinschauen; hier erklärt er, was das Gesetz Christi ist: „Einer trage des Anderen Last, und so erfüllen wir das Gesetz Christi.“ Wenn jetzt diese zwei Aussagen nebeneinander stehen, ist das ein Gegensatz. Jesus sagt: „Jeder trage sein Kreuz.“ Und Paulus sagt: „Jeder trage die Last des Anderen.“ Und wenn wir diese zwei Aussagen zusammenbauen, dann kommt das heraus:

Meine Last und mein Kreuz ist letztlich der Andere.

Jeder nehme den Anderen als sein Kreuz auf sich.

Ich glaube, das können Sie alle bestätigen, das, worunter wir leiden, sind von innen her gesehen wir selber. Aber praktisch gesehen kommt das immer erst dann zum Bewusstsein durch die Anderen, dass ich den Anderen ertrage, dass ich den Anderen leiden kann.

Wer lieben will, muss leiden können: Leiden unter dem Anderen, mit dem Anderen, für den Anderen

Der Pfarrer von Ars sagt auch: „Ja, man muss lieben, wenn man leidet.“ Und jetzt, bitte nicht masochistisch missverstehen: Wir sollen doch gerne leiden unter dem Anderen. Wie soll das gehen? Man muss leiden, wenn man liebt, und man muss lieben, wenn man leidet, sonst packt man es nicht.  Aber wie soll ich den lieben, bei dem ich vielleicht mal in hochzeitlicher Begeisterung gemeint habe, dass es jetzt keine Probleme mehr gibt? Und dann ist der auf einmal so wie er ist, er wie sie, jetzt soll ich den lieben, wo er mich so ärgert, dass ich am liebsten nicht mehr leben mag? Wo bekomme ich die Liebe her? Ich denke immer an den Schüler, der einmal gesagt hat: „Wenn man die Liebe bräuchte, hat man sie immer nicht da.“ Und das ist eben der Schlüssel: Dass diese Kraft zur Liebe, die Kraft, dass ich den Anderen als mein Kreuz trage und ertrage, nur gewinnen kann aus dem Glauben an die absolute Liebe. Gott liebt mich und den Anderen bedingungslos.

Das Gebet und die Quelle im Sakrament können dazu beitragen, dass die Kraft SEINER Liebe in uns wirksam wird. Nun, wer sagt, die Liebe, die Du brauchst, um den Anderen zu ertragen, kannst Du selber herbringen, der lügt. In dem Lied, das wir oft beim Bußgottesdienst singen, wo wir singen „O, Herr aus tiefer Klage ..“ kommt die Strophe vor: „Gib mir die Liebe wieder, lass glüh’n der Gnade Keim und führ mich zu den Brüdern aus meinem Elend heim.“ (Text von Thurmeier)

So paradox es klingen mag: Mein Glück besteht darin, dass ich den Anderen gerne ertragen kann, weil ich weiß, es gibt die absolute Liebe; und da kommt die Kraft her. Und dann darf ich auch erleben, wenn ich den Mut habe, den ersten Schritt zu tun (wenigstens innerlich, äußerlich geht es oft nicht), wie das mich und oft auch dann den Anderen verwandelt; dann kann ich erahnen, was Erlösung ist.

Im Kindergarten haben die Kinder das „Vater Unser“ gelernt. Dann fragt ein Mädchen: „Was heißt das – erlöse uns von dem Übel?“ Dann hat die Erzieherin geantwortet: „Wenn es Dir einmal ganz schlecht geht, und Du hast die Mama oder den Papa, die Dich lieben und Dich ganz fest in den Arm nehmen, dann geht es Dir wieder gut, dann bist Du erlöst.“ Daraufhin sagt die Kleine: Aha, dann ist Erlösung also auch Liebe.“ JA!

Der Menschensohn muss leiden – das ist ein inneres Müssen, um die alles überwindende Kraft der Liebe zu offenbaren. Ich habe viel Verständnis für Petrus, wenn er das nicht gleich kapiert, vielleicht selber erst kapiert, als er zum Kreuz ging.

So ist es doch eine frohe Botschaft, wenn uns hier gesagt wird, nicht wie wir alles Leid beseitigen können, sondern wie wir das Leid dort, wo wir nichts ändern können, durch Ertragen verwandeln können, in die Kraft der erbarmenden Liebe.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!