VORWORT
IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!
VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER
Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C – seit dem 1. Advent 2024 (01. Dezember 2024) ist Lesejahr C.
Immer die aktuelle Predigt!
Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!
Auch als Predigt-Vorlagen!
Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.
Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.
Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!
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33. Sonntag im Jahreskreis C –
16. November 2025
Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 19. November 1989
1. Lesung: Mal 3,19-20 b: „Für Euch, die Ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen.“
2. Lesung 2 Thess 3, 7-12: „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“
Evangelium Lk 21, 5-19: „Wenn Ihr standhaft bleibt, werdet Ihr das Leben gewinnen.“
Ich begrüße Sie herzlich zur Feier des 33. Sonntags im Jahreskreis! Das Kirchenjahr geht dem Ende zu. Und die heutige Betrachtung, die sich aus den heiligen Texten ergibt, ist die Erinnerung an das Ende. Mit uns wird es ein Ende haben, mit dieser Welt wird es ein Ende haben, und in dieser Botschaft vom Ende liegt einerseits eine ganz starke Herausforderung und Drohung und andererseits eine ganz große Hoffnung.
Predigt
Liebe Schwestern und Brüder!
Am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres sollen wir einmal an das Ende denken – mit allen Konsequenzen für das Leben. Wir haben schon die wuchtigen Worte des Propheten Maleachi gehört: „Seht, der Tag kommt, er brennt wie ein Ofen: Die Überheblichen und die Frevler werden zu Spreu, weder Wurzel noch Zweig wird ihnen bleiben.“ Da ist schon eine gewaltige Drohung enthalten. Ihr Menschen! Denkt einmal nach: Der Tag kommt, wo sich alles herausstellt! Wie werdet ihr dann dastehen? Dann erinnern wir uns an die Worte im Evangelium vom Ende, die Jesus spricht. Man muss wissen, dass zur Zeit Jesu und unmittelbar danach man erwartet hat, dass das Weltende bald kommt, noch zu Lebzeiten der Zeitgenossen Jesu, und dass das Weltende und die Zerstörung Jerusalems im Bewusstsein eigentlich eins waren. Der Evangelist Lukas schreibt das Evangelium, als Jerusalem bereits zerstört war, die Welt aber noch weiter bestand. Und so ist seine Perspektive schon geweitet.
Wir wissen nicht, wann und wie das Ende kommt. Wir wissen nicht, welche kosmische Dimension das Ende haben wird, ob die Erde bestehen bleibt oder ob sie umgewandelt wird. Das müssen wir auch gar nicht wissen. Wichtig ist zu bedenken, dass alles, was wir schon in den kleinen Epochen unseres Lebens erfahren, dass alles Anfang und Ende hat, dass es mit unserem körperlichen Dasein ein Ende hat. Und das wird unser ganz persönliches Weltende sein. Das ist dann das Ende der irdischen Welt, des ganzen Kosmos, der nach dem Gesetz „Stirb und Werde“ gebaut ist. Und somit wird irgendwie auch das Sterben für unsere irdische Welt kommen. Das sind die Lebensgesetze, die der Schöpfer mit ins Dasein gerufen hat. Was bedeutet das für uns? Es heißt einmal: Lebe so, dass Du am Ende etwas hast, was nicht dem Ende unterworfen ist, was im irdischen Ende nicht zugrunde geht, sondern ganz im Gegenteil, Vollendung findet! Das heißt ganz praktisch: Lebe so, dass Du im Vergänglichen die ewigen Prinzipien, die Liebe, das Erbarmen der Liebe Gottes, verwirklicht hast! Ja, lebe so, dass die Botschaft vom Ende für Dich keine Panik herausfordert, sondern Hoffnung bedeutet!
Wir brauchen das Ende nicht direkt planen, sondern wir sollen in der Gegenwart unser Leben so planen, so gestalten, dass das Ende unseres irdischen Lebens Vollendung ist. Diese Botschaft vom Ende ist einmal diese Herausforderung zum Leben im Hinblick auf das Ewige und eine Warnung, nicht so zu leben wie die Materialisten, die ihr Ziel nur ins Irdische setzen. Wer Konsum, Leistung, Erfolg, Besitz zum Inhalt des Lebens macht, bei dem ist am Schluss nichts da, einfach gesagt: Das wird sich am Ende als Spreu erweisen. Wer aber versucht, diese Welt und sein Leben aus dem Glauben heraus zu gestalten, der wird jetzt schon das Ewige erleben. Das heißt ganz praktisch: Er nimmt die ganze Welt als Garten Gottes an und nicht als Ausbeutungs-, als Konsumobjekt, sondern als Geschenk Gottes, wo ich jetzt schon SEINE Liebe in der Begegnung mit den Geschöpfen erfahre. Kurz gesagt: Alles ist Symbol, die ganze Welt ist Sakrament. Das heißt, es ist eine doppelte Wirklichkeit, die äußere materielle und die innere geistige Wirklichkeit, die aus der ewigen Liebe Gottes herrührt. Dann kann dieses Hinübergehen ins Ewige – jetzt ganz irdisch gesehen, das ist ja der Sinn unseres sinnenhaften Daseins – durch das Sinnenhafte, das Ewige erfahren werden. Ich meine, da ist auch die Herausforderung da, selbst zu leben.
Es ist heute fast eine Epidemie, die mir bei jungen Menschen so stark auffällt: Sie wollen nicht mehr selbst leben, sondern nur so konsumhaft, bequem dahinleben, nur immer den stärksten Druck, den stärksten Reiz leben und alle Ausreden haben und fragen: „Was soll ich tun, was soll ich tun?“ Sie wollen damit dem Impuls, selbst leben zu müssen, entgehen. Ich hatte einmal ein Gespräch mit einem jungen Menschen, der sagte: „Bei mir ist alles so träge, und es klappt überhaupt nichts; wenn ich nur wüsste, ob der Herrgott von mir will, dass ich ins Kloster gehe oder in einer Familie mein Leben verwirkliche.“ Ich sagte: „Das stellt sich von selbst heraus; der Herrgott will, dass Sie heute, sofort, auf der Stelle, selbst anfangen zu leben und nicht so träge sind und nicht bloß immer herumschauen und fragen, was ich nur gerade tun soll.“ Ich fragte: „Wie geht Ihr Tag morgens an?“ Darauf sagte er: „Ja, ich stehe halt auf, wann ich Lust habe oder wann ich muss.“ Dann sagte ich: „Da geht es an! Sie stehen auf, wann Sie wollen. Jetzt machen wir gemeinsam aus, dass Sie morgen um 7 Uhr aufstehen und damit basta! Und dabei bleibt es. Wenn Sie an sich arbeiten wollen, dann können wir weitermachen, aber wenn Sie so konsumhaft, so nach Lust und Laune und nach dem stärksten Druck leben wollen, dann geht es nicht.“ Der Mensch braucht den Druck, damit er selbst lebt. Das ist so wie bei einem Motor; der braucht einen Anlasser, damit er dann selbst fährt und dann nach den Prinzipien des Glaubens sein Leben in die Hand nimmt und nicht die große Versuchung lebt und sagt: „Der Herr wird alles machen; das Reich Gottes kommt, und somit lebe nicht mehr ich, sondern ich warte, bis ER es bringt.“ Aber das geht nicht. Leben muss ich schon selbst, und auf IHN muss ich schon selbst eingehen.
Das Heil wird mir nicht übergestülpt. So gilt die Drohung von der Spreu einerseits dem, der materialistisch sein Leben vertut, und andererseits dem Bequemen, dem Trägen, der nicht selbst leben will, der nicht dieses vergängliche Leben aus der ewigen Liebe Gottes Tag für Tag anpacken will.
Wenn jemand fragt, was er tun soll, können wir ihm sagen, dass er eben das, was der Tag bringt, dass er den Tag mit seinen Aufgaben annimmt, mit der Verbindung zu Gott, aus dem Gebet heraus, und auch aus der Feier des Sonntags, aus den heiligen Zeichen heraus; dann weiß ich aber auch: Mag kommen, was mag: ER wird das, was jetzt durch mich begonnen hat, auch vollenden.
Diese Botschaft vom Ende ist einerseits eine Drohung, nicht materialistisch zu sein und das Leben verpuffen zu lassen, nicht träge zu sein und das Leben kaputtgehen zu lassen, sondern aktiv aus dem Glauben heraus zu leben, weil Gott alles in SEINEN Händen hat, das Leben also Tag für Tag zu gestalten. Dann wird das Ende die Ernte sein, so wie es einmal an anderer Stelle genannt ist: „… die Vollendung dessen, was begonnen ist.“
Noch ein Gedanke: Gott wirkt in diese Welt herein durch Menschen, die aus dem Glauben ihr Leben gestalten. Die Botschaft des Christentums wird oft missverstanden als eine Botschaft vom Jenseits. Das ist sie natürlich auch. Aber das Wesen des Christentums ist die Gestaltung des Diesseits aus dem Glauben heraus. Da haben wir die sichere Hoffnung, dass Gott am Ende alles vollendet; und es ist nicht gesagt, ob es am Schluss Verdammte gibt oder nicht. ER will durch die, die an IHN glauben und aus SEINER Liebe leben, schon in dieser Welt diese Bewegung zum Reich Gottes einleiten, damit es in dieser Welt sichtbar wird. Wie weit sich das auf dieser Welt durchsetzt, wissen wir nicht. Lassen wir uns nicht entmutigen!
Der Kardinal von Paris, Jean-Marie Lustiger, war bekannt durch seinen Optimismus. Als er die Ehrendoktorwürde (1989) empfing, sagte er in zündenden Worten, dass das christliche Zeitalter jetzt erst kommt. Er sah in den Aufbrüchen Gorbatschows einen Ansatz, dass sich die Menschen solidarisieren und anfangen, allmählich eine Gemeinschaft zu werden.
Wir haben Grund, immer optimistisch zu sein. Aber es wird auch von uns abhängen, ob diese Begegnungen, die ins Politische hineingehen, ob wir die aus unserer christlichen Überzeugung her mitgestalten und aus der Liebe heraus meistern oder ob uns wieder der Egoismus oder der Konsum leitet und verleitet, die Nöte anderer egoistisch auszubeuten. Wir sehen täglich in den Nachrichten die Zeitgeschichte, die uns als Christen und unsere Verantwortung zur Weltgestaltung herausfordert. So möge uns ganz persönlich die Botschaft vom Ende Hoffnung geben, dass wir jeden Tag, den uns Gott schenkt, froh leben mit all den Unbequemlichkeiten, aber auch mit all den Freuden, die uns jeder Tag schenkt. Von dem geht nichts verloren; es ist alles jetzt schon ewig. Und alles wartet auf die Vollendung am Ende.
- Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
- Lesung: 1 Korinther 12, 12-30
Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21
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Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle E I N E R sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.
Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.
Predigt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:
Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.
Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.
Aber, wer war dieser Jesus?
Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.
Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.
Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.
„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr. “
In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“
Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.
Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.
Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.
Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.
Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.
Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.
Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“ Das will er zeigen.
Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.
So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:
„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“
Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.
Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.
Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:
Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.
Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.
Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“
So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.
„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.
Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:
Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:
Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann –
streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.
Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.
Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.
So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.
GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!