Strahlkraft

Lebendiges Gedankengut von Pfarrer Elmar Gruber e.V.

DAS VERMÄCHTNIS VON ELMAR GRUBER

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: Pfarrer Elmar Gruber)

 ABSCHIEDSBRIEF VON PFARRER ELMAR GRUBER AN SEINE FREUNDE UND GEMEINDE

(Um den Brief besser lesen zu können – bitte auf den Brieftext klicken!)


ELMAR GRUBERS GRAB

Aufgenommen 24.03.2018

Aufgenommen 24.03.2018

DAS „AUFERSTEHUNGSGRAB“

Waldfriedhof München, Gräberfeld 123 (aufgenommen am 23. Juni 2012) 

„Auferstehung bedeutet Entgrenzung,

Aufhebung der körperlichen Daseinsgrenze.

Der Auferstandene kann jetzt auf vielerlei Weise

in Erscheinung treten und Menschen begegnen.“

Elmar Gruber

 

 


 

BIOGRAFIE VON PFARRER ELMAR GRUBER

, eingestellt von rene (Kategorie: Pfarrer Elmar Gruber)

Elmar Gruber – sein Leben

Aktuell August 2013 435

Elmar Gruber wurde am 24.5.1931 in Prien am Chiemsee geboren. Ab 1932 wohnte er in München, wo er auch das Abitur am Theresien-Gymnasium machte. Anschließend studierte Gruber Philosophie und Theologie in Freising.

1957 wurde er zum Priester geweiht. Seine Kaplanszeit verbrachte er in Feldkirchen, Glonn und Gräfelfing. Dann folgte seine Zeit als Spiritual im Kloster Beuerberg, bevor er als Religionslehrer an verschiedenen Gymnasien in Freising und München wirkte. (Adams-Gymnasium, Ludwigs-Gymnasium, Klenze-Oberrealschule).

Seit 1964 war Elmar Gruber Fachbereichsleiter im Schulreferat der Erzdiözese München und Freising. Er wirkte als Referent für religionspädagogische Ausbildung und Fortbildung der Erzieher, Lehrer, Pastoral- und Gemeindereferenten und Priester. Außerdem war Elmar Gruber in der Erwachsenenbildung und Lehrerseelsorge tätig und leitete Exerzitienkurse und Beratungen.

  Eine der LEITSAETZE GRUBERS IN SEINEM LEBEN:

Jeder Mensch steht in seinem Leben vor der Aufgabe, einen tragenden Sinn zu finden. Für eine christliche Identität beinhaltet dies die Selbst- und Gottfindung.

Diesem Ziel diente Elmar Gruber in seiner praktischen und literarischen Tätigkeit. Dabei versuchte er, Leben und Gott meditierend zu entdecken und aufeinander zu beziehen. Es geht ihm vorrangig um Lebensbeziehungen- zu sich selbst, zum Du und zu Gott, der die Urbeziehung ist.

Elmar Grubers Bücher fordern heraus. Seine Art, theologische Zusammenhänge aufzuspalten und vorzudenken, lässt keine distanzierte Haltung beim Leser zu. Seine spürbare Begeisterung für die immer neu zu erfahrende Zuwendung Gottes bricht in allen Schriften durch. Gruber versteht es dabei, sowohl den jungen Menschen als auch den Erwachsenen mit dieser immer aktuellen Botschaft anzusprechen.

Die Antwort muss der Leser selbst geben: Grubers Gedankengut führt in die Entscheidung.

 

Elmar Gruber in seiner Arbeit mit Symbolen

Elmar Gruber in seiner Arbeit mit Symbolen

ELMAR GRUBERS PREDIGTEN

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT

IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS, DER CORONA-PANDEMIE – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!

VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER

Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  – seit dem 1. Advent 2024 (01. Dezember 2024) ist Lesejahr C.

Immer die aktuelle Predigt!

Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!

Auch als Predigt-Vorlagen!

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.

Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.

Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!

 

*   *   *

7. Sonntag C – 23. Februar 2025

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 18. Februar 2001

1. Lesung: 1 Sam 26, 2.7-9.12-13.22-23

2. Lesung: 1 Kor 15,45-49

Evangelium: Lk 6,27-38

 

Barmherziger Gott, Du hast durch DEINEN Sohn zu uns gesprochen. Lass uns immer wieder über DEIN Wort nachsinnen, damit wir reden und tun, was Dir gefällt!

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Sie haben gewiss auch gespürt, hier ist alles zusammengefasst, worauf es ankommt, was das eigentlich Christliche ist. Aber lassen Sie mich ein paar Gedanken zum Korintherbrief andeuten, sozusagen zum Vorwort des Evangeliums. Paulus möchte unsere Lebenssituation in der Frage nach dem Sinn unseres irdischen Lebens darstellen in der Gegenüberstellung von diesen zweierlei Menschen: Der erste Adam und der zweite Adam. Der erste Adam, der irdische Mensch, ist der irdische Adam, der zweite Adam ist Christus, der geistliche Adam, der Geist und Leben schafft. Zunächst, sagt Paulus, kommt der irdische Mensch, so geht sozusagen unsere gesamte Menschwerdung mit der irdischen Menschwerdung an, dass wir als sterbliche Menschen auf die Welt kommen, als ein Bündel Trieb – mit den Trieben, die die Kräfte des Müssens beinhalten; ich muss leben. Jetzt ganz neutral gesagt: Ich muss Egoist sein, ich muss mich durchkämpfen.“ Und das ist aber erst der Anfang.

Und der Mensch als Irdisches Wesen, der hat gegenüber seinen Vorfahren im Tierbereich einen Vorteil und einen Nachteil. Nehmen wir den Vorteil: Er hat die Freiheit. Und der Nachteil, das ist das Risiko, das mit der Freiheit gegeben ist. Den Menschen fehlt die Triebhemmung, die beim Tier alles regelt. Und was der Mensch mit seiner Freiheit macht – dem die Triebhemmung fehlt und der jetzt nicht zum himmlischen Menschen aufsteigt und sich entwickelt – das sehen wir ja. Da kann man nur sagen: „Rinderwahnsinn“, ein Symbol für alles! Und wenn man so beobachtet, was da diskutiert wird, mit allen Möglichkeiten der Forschung, zum Beispiel Menschen klonen, in die Erbanlagen eingreifen, dann möchte man da nur sagen, dass der Mensch nie etwas lernen wird, der Rinderwahnsinn ist jetzt der Anfang, wenn nicht der himmlische Mensch kommt.

Die Freiheit und die Nicht-Gehemmtheit (diese fehlende Triebhemmung) machen uns fähig zu dem geistigen Menschen, dem liebenden Menschen, zu dem wir berufen sind, der wir aber nicht von Natur aus sind. Dieser muss erst kommen durch den zweiten Adam, der durch Jesus Christus offenbar wird. Durch den Glauben an die absolute Liebe, an das absolute Geliebt-Sein, werden wir fähig, himmlische Menschen zu werden – mit unseren irdischen Fähigkeiten, die wir einmal loslassen werden.

Das ist der Sinn unseres irdischen Lebens, dass wir – so wie es Johannes auch sagt – neu geboren werden zu diesem himmlischen Menschen, der aus Gott geboren ist, aus Gott geschaffen ist.

Nach dieser Vorrede nun zum Evangelium: Ich darf zwei Momente aus dieser Fülle herausgreifen. „Wenn Ihr nur die liebt, die Euch lieben …“ – Was ist das Besondere? Welchen Dank habt Ihr davon? Wenn Ihr nur denen gebt, die Euch etwas geben, dann ist das ja noch innerhalb des Normalen, das ist ja noch nicht das Eigentliche. Ihr sollt da lieben, wo gehasst wird. Ihr sollt Eure Liebe einspritzen in den Hass, damit sozusagen von innen her geheilt wird! Schauen wir zum Kreuz, ER selber hat ja die Liebe in den Hass hineingebracht. Von innen her den neuen Menschen schaffen, wie soll ich das machen? Der Mensch ist nun mal ein Wesen, das lieben kann, aktiv und passiv, aber er muss angeregt werden. Er muss an-geliebt werden, damit er zurück-lieben kann. Und da sehen wir, wie wichtig der Glaube an die absolute Liebe ist, weil aus diesem Glauben, aus diesem Bewusstsein, unverlierbar geliebt zu sein, die Kraft kommt, in der Liebe zu bestehen, auch wenn alles dagegenspricht, auch wenn mich alle hassen würden. Also, den ersten Schritt machen! Die Kraft zum ersten Schritt kommt vom Glauben an Gott, an den himmlischen Menschen Jesus Christus.

Noch einen zweiten Gedanken darf ich rausholen: „Gebt, dann wird auch Euch gegeben werden!“ Und dann kommt dieser vielzitierte Schlüsselsatz: „In dem Maß, in dem Ihr messt und zuteilt, wird auch Euch zugeteilt werden.“ Es ist eigentlich ein ganz einfaches Bild, das uns immer wieder darauf aufmerksam macht auf diese entscheidende Wirklichkeit, dass wir das, was wir haben, was wir brauchen, erst bekommen, wenn wir es geben. Das ist paradox. Denken Sie wieder an die biblischen Bilder vom lebendigen Wasser. Die Liebe Gottes, die Freude und das Glück, kommen vom Fließen des Wassers. Das eindrucksvollste Symbol ist der Schalenbrunnen. Jede Schale wird dauernd gefüllt. Aber sie kann nur dauernd gefüllt werden, wenn sie dauernd weiter schenkt. Und je mehr sie weiter schenkt, je mehr Wasser kann rein. Je mehr ich die Liebe weiter schenke, umso mehr kann sie mich erfüllen. Und Von-Gott-Erfüllt-Sein heißt ja nicht, dass man auf einmal voll ist. Ich habe es schon einmal erzählt: Mit Kindern haben wir das betrachtet, und da hat einer gesagt: „Ja, wenn das Wasser stehen bleibt (wenn einer sagt, dass er jetzt voll ist), dann fängt es zu stinken an.“ Ja, wenn ich die Gnade Gottes nur in mir habe, dann gibt das den ätzenden, beißenden Geruch, diese selbstgefällige Heiligkeit, die mehr abstößt als anzieht.

Da können wir sehen, dass erst im Fließen, erst, indem ich es weitergebe, es mich erfüllen kann. Bei Johannes steht: „Das Wasser, das ich geben werde, wird den Menschen zur Quelle, die fortströmt ins ewige Leben.“ Und das ist mein Beitrag: Dass das geschehen kann, dass dieses Wasser, eben der himmlische Mensch, in uns ist und durch uns fließt.                                               Ein Spiritual vom Priesterseminar – ein sehr geistlicher Mensch – der hat das Wort geprägt: „Was müssen wir tun, damit das geschieht, was man nicht machen kann? Weitergeben, damit dieser Fluss der Liebe fließt!“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
  2. Lesung: 1 Korinther 12, 12-30

Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21

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Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle  E I N E R  sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.

Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.

 

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:

Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.

Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.

 

Aber, wer war dieser Jesus?

Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.

Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.

Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.

„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr.

In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“

Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.

Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.

Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.

 

Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.

Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.

 

Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.

 

 

 

 

Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den  Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“  Das will er zeigen.

Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.

 

So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:

„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“

Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.

Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.

 

Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:

Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.

Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.

 

 

Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“

So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.

„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.

 

Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:

Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:

Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann

streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.

 

 

 

 

 

Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.

Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.

So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!

 

Näheres zu Elmar Grubers Predigten

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT – Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  –  Seit 1. Dezember 2014 ist Lesejahr B.

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen. Bevor er ans Ambo trat, hatte er sich ein Grundkonzept überlegt; die Worte, die er dann sprach, waren „von oben“ eingegeben, inspiriert.

Der Text der Predigten wurde mit Erlaubnis Elmar Grubers von einer gläubigen Christin während des Gottesdienstes privat auf einem Cassettenrecorder aufgenommen und danach geschrieben. Wir danken dieser Frau, die anonym bleiben will, von ganzem Herzen, denn durch sie haben wir jede Woche einen unschätzbaren Wert!