VORWORT
IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!
VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER
Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C – seit dem 1. Advent 2025 (30. November 2025) ist Lesejahr A.
Immer die aktuelle Predigt!
Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!
Auch als Predigt-Vorlagen!
Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.
Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.
Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!
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Fest der Heiligen Familie A –
28. Dezember 2025
Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 31. Dezember 1989
1. Lesung: Sir 3, 2-6. 12-14: „Der Herr hat den Kindern befohlen, ihren Vater zu ehren und das Recht ihrer Mutter zu achten.“
2. Lesung: Kol 3, 12-21: „Die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält.“
Evangelium: Mt 2, 13-15. 19-23: „Nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten!“
Ich darf Sie herzlich begrüßen zur Festfeier der „Heiligen Familie“! Wir wollen uns aus dieser Feier wieder Anregungen holen für unser Leben, für den Bereich, wo sich alles entscheidet – das ist der Bereich unserer Beziehungen.
Predigt
Liebe Schwestern und Brüder!
Ein paar Gedanken zum Fest der „Heiligen Familie“: Warum ist diese Familie in besonderer Weise heilig, warum Vorbild und heilsbringend? Das, was diese Familie, das, was Jesus, Maria und Josef ausmacht, ist, dass hier jeder in einer ganz besonderen Weise in der Gottesbeziehung steht: Maria erhält durch den Engel die Botschaft. Josef wird im Traum ermutigt, zu seiner Frau zu stehen. Und von Jesus sagt beim Eintritt in diese Welt der Hebräer-Brief (Kapitel 10, Verse 5-7) in prophetischer Sicht: „… einen Leib aber hast Du mir bereitet … Siehe, ich komme …, dass ich tue, Gott, Deinen Willen.“ Die Ursache der Beziehung dieser Menschen ist hier die Gottesbeziehung, und sie macht die Heilige Familie heilig und vorbildlich auch für uns. Wir können hier sehen, wo das Heil aller unserer Beziehungen, wenn sie letztlich von der Gottesbeziehung her getragen sind, herkommt. Gott sehen als die beziehende Kraft – das ist der Glaube des Christen, in all unseren Beziehungen, ganz gleich, wo sie in äußerer, weltlicher Situation stattfinden, Gott sehen als das, was uns angeht, wenn wir einander angehen, einander etwas zu sagen, zu schenken, zu geben haben.
So sind diese Gedanken ein unendliches Feld in unserem menschlichen Leben, und man kann es zusammenfassen in einem Wort, das Paulus im Kolosser-Brief sagt: „Ihr seid von Gott geliebt.“ Sie erinnern sich vielleicht noch, in der Heiligen Nacht haben wir dieses Wort betrachtet mit der Betonung auf das Wort geliebt: „Ihr seid von Gott geliebt.“ Wenn ich höre Gott, muss ich immer an das Geliebt-Sein denken; alles andere ist falsch, ist eine Verzerrung des Gottesbildes. Heute wollen wir es einmal bedenken mit der Betonung auf Gott. „Ihr seid von Gott geliebt.“ Es geht hier um die zwei großen Bereiche, es geht um die Partnerliebe zwischen Mann und Frau. Scheuen wir uns aber nicht, alle gleichgeschlechtlichen Beziehungen hier einzubinden, denn es geht hier nicht um Moral, sondern um tiefste Deutung der Existenz. Ihr seid von Gott geliebt, wenn Ihr Liebe spürt, sei es empfangend oder sei es schenkend, dass ER es ist, der das macht.
Dann der Bereich der Beziehung zwischen Eltern und Kindern: Das sind zwei Urquellen der Lebenserfahrung und als solche Gotteserfahrung, weil ER das Eigentliche ist, das wir suchen und das uns angeht. So mögen sich besonders die Eheleute erinnern, die einmal gesagt haben: „Vor Gottes Angesicht nehme ich Dich zum Mann; vor Gottes Angesicht nehme ich Dich zur Frau.“ Die Entscheidung zur Ehe wie auch zur Ehelosigkeit, die Entscheidung zu einer bestimmten Lebensform ist im Tiefsten, im Innersten, dasselbe, ist eine Entscheidung für Gott, wo ich erwarte, das zu erfahren, in der Form der Familie oder Ehelosigkeit: Gott – Selbstfindung – Freiheit, wo Menschen, die die Ehe schließen, sagen: „Wir beginnen jetzt diesen Befreiungsprozess vor Gott im Vertrauen auf SEINE Gnade, dass ER uns immer wieder in den wichtigen Erfahrungen SEINE Liebe schenkt.“
Wenn man so schaut bei der Vorbereitung christlicher Ehen, da hat man oft so das Gefühl, das Leben ist ein Einsperrungsvertag; man schließt einen Vertrag, damit einem der andere Partner nicht mehr auskommt. Da soll Gott SEINEN Segen geben? Das geht nicht! Ich habe viele Ehen vorzubereiten, aber was manche wollen, ist genau das Gegenteil von christlicher Ehe. Was Gott nicht verbindet, wo ER nicht die verbindende Kraft ist, da geht es auseinander.
„Was Gott verbindet, soll der Mensch nicht trennen.“ Das ist nicht ursprünglich, ist nicht dem hebräischen Sprachgefühl entsprechend übersetzt. Primär heißt es: „Was Gott verbindet, kann der Mensch nicht trennen.“ Wo Verbindungen, Ehen, auch Freundschaften, auseinandergehen, da ist die erste Diagnose: Da war Gott nicht das Verbindende. Es kann auch verschiedene Phasen geben, da bricht der Egoismus wieder durch, das gegenseitige Einvernehmen, das Besitzen-Wollen, das Einsperren-Wollen – da ist Gott nicht drin, da geht es auseinander. Gott ist auch das Trennende. Der Mensch, ein egoistisches Wesen, will vereinnahmen, besitzen, verschmelzen – das bedeutet immer Auslöschung seiner selbst und Auslöschung des Anderen, und das lässt Gott nicht zu. Es ist einfach gesagt, aber es braucht oft Jahrzehnte, bis so ein Reifungsprozess durchgelitten und durchgemacht ist. Wenn Enttäuschungen in der Liebe sich anmelden, hätte der Glaubende hier die Chance, es umzudeuten als ein Wirken Gottes, der es nicht zulassen kann, dass ich etwas Anderes vergöttere außer IHN. Diese Gedanken bei Eheberatungen und bei Sozialpädagogen vorzutragen, bringt die Schwierigkeit, dass für einen glaubenden Menschen der ganze Bereich der Beziehungen unter einem völlig anderen Aspekt steht als für den Nicht-Glaubenden, der es nur psychologisch sieht. Für den Glaubenden wird deutlich: Da ist eben diese dritte Kraft da.
Oder was die Beziehung zu den Kindern betrifft: Wenn Eheleute beim Traualtar gefragt werden, ob sie denn bereit sind, die Kinder, die Gott ihnen geben wird, aus SEINER Hand anzunehmen, geht es nicht um Fragen der Geburtenregelung oder der geplanten Elternschaft. Die Eltern sind echte Mit-Ursacher, wenn Gott neues Leben schafft. Und darum haben Eltern echte Verantwortung. Um die Fragen, ob und wieviel Kinder sie verantworten können, geht es nicht, sondern es geht darum, dass bei aller elterlicher Verantwortung und Entscheidungsfreiheit eben das gewahrt bleibt: Wenn Kinder da sind, sind sie ein Geschenk Gottes und nicht Produkt und Projekt, auf das der Mensch einen Anspruch hat. Wie sehr wirkt sich das aus, wenn die Eltern ihre Kinder als Besitz und nicht mehr als Geschenk Gottes sehen! Daraus entstehen Krisen, Ablösungskrisen, Unzufriedenheit und große Enttäuschungen, wenn die Kinder doch ganz anders sind. Wir Menschen müssen alle Beziehungen aus der Hand Gottes annehmen!
Wenn das im Glauben, in der christlichen Familie, im Gebet, eingeübt wird, Tag für Tag, oder wie es halt am besten geht, und das gemeinsame Feiern eingeübt wird, dann ist das die beste Krisenvorbereitung, die es gibt. Wer sagen kann, dass Du es bist, Du es bist, der uns einander immer wieder schenkt, der wird auch die Kraft haben, wenn Enttäuschungen kommen, tiefer ins Leben zu kommen und nicht am Leben zu scheitern. Dann ist es vielleicht auch nicht mehr nötig auseinanderzugehen, auch wenn man sieht, dass den besten Menschen aller Menschen man in der Partnerschaft nicht gefunden hat. Dann braucht man andererseits aber auch nicht, wenn in einer Beziehung ein Dritter auftaucht, sagen: „Ja, dann bin ich für meinen Partner ja doch nicht alles gewesen.“ Man braucht nicht zum Allerletzten greifen, zum Nicht-Mehr-Leben-Können, zum Selbstmord, sondern kann sagen: „Gott will mich, ER ist es, der mich liebt.“ Dann brauche ich aber nicht alles durchstreichen, was an Schönem im Leben gewesen ist. In der Eheberatung kommt es häufig vor, dass Leute sagen: „Ja, dann war meine ganze Ehe nichts.“ Ich kann nur sagen: „Sie haben sich doch sicher viel geschenkt, und jetzt, wo die Krise da ist, da ist doch nicht alles kaputt. Es hat doch ER Ihnen geschenkt.“
Wenn das Alter kommt und die Menschen nicht mehr da sind, mit denen man leben durfte, dann braucht man nicht vereinsamen, denn in der Erinnerung ist das gesichert, was Gott an Liebe geschenkt hat. Und in den Begegnungsmöglichkeiten, die zeitlebens da sind, kann all das, was an diesem Beziehungsschatz, an diesem Liebesschatz, sich in meinem Leben angesammelt hat, immer lebendig erhalten werden.
So ist die Heilige Familie uns heilsbringend und Vorbild für unsere Beziehungen. Die vielen Gedanken und Anregungen sind in dem einen Punkt gesammelt: „Ihr seid doch von Gott geliebt, Ihr steht doch in SEINER Gnade. Und von daher lebt Euer Glück und lebt Eure Enttäuschungen! ER ist die bindende und die lösende Kraft, die uns heil macht.“
Ein letztes Wort zum Jahresschluss: Früher hat man öfter in der Zeitung in den Todesanzeigen lesen können: „… ist in die Ewigkeit eingegangen.“ Das macht unser ganzes Leben, unser ganzes Bemühen, den Sinn auf Erden, aus, um jetzt schon einzugehen in die Ewigkeit, damit wir einmal bei unserem Körpertod eingegangen sind in die Ewigkeit. Dafür möchte ich Ihnen danken, wo wir an so vielen Sonntagen zusammen Eucharistie feiern dürfen und miteinander diesen Weg gehen, für Ihr Dasein. Und das ist mein Wunsch, dass wir auch im nächsten Jahr wieder weiter in die Ewigkeit eingehen. Wir wissen nicht, wen Gott abberufen wird, aber das eine können wir: Mitwirken, uns immer wieder versammeln, uns in SEINEM Namen treffen, um einen Schritt zusammen weiterzugehen. Dafür Dank für alle Begleitung, dass ich da sein darf mit Ihnen! Es gibt viele Anliegen im Leben, das werden Sie auch empfunden haben. Anliegen gibt es gerade genug, aber Mit-Geher, Begleiter, gibt es eben wenige. Mein Wunsch für das Neue Jahr: Begleiten wir einander ins Neue Jahr und im Neuen Jahr!
- Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
- Lesung: 1 Korinther 12, 12-30
Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21
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Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle E I N E R sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.
Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.
Predigt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:
Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.
Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.
Aber, wer war dieser Jesus?
Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.
Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.
Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.
„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr. “
In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“
Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.
Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.
Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.
Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.
Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.
Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.
Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“ Das will er zeigen.
Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.
So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:
„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“
Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.
Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.
Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:
Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.
Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.
Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“
So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.
„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.
Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:
Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:
Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann –
streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.
Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.
Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.
So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.
GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!