VORWORT
IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!
VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER
Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C – seit dem 1. Advent 2024 (01. Dezember 2024) ist Lesejahr C.
Immer die aktuelle Predigt!
Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!
Auch als Predigt-Vorlagen!
Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.
Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.
Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!
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Hochfest der Heiligen Apostel Petrus und Paulus –
29. Juni 2025
Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 4. Juli 1999
1. Lesung: Apg 12, 1-11
2. Lesung: 2 Tim 4, 6-8.17-18
Evangelium: Mt 16, 13-19
Zwei ganz unterschiedliche Gestalten werden uns heute vor Augen geführt: Paulus wird uns an seinem Lebensende gezeigt, wie er irdisch gesehen gescheitert ist und niemanden mehr hat, der zu ihm steht, der nur mehr das Vertrauen auf die Treue seines Herrn hat, was ihn begleitet zur letzten Reise in den Tod.
Und Petrus wird uns gezeigt als der Fels, auf dem Christus SEINE Kirche baut.
Predigt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Die Exegese und die Theologie sind sich heute eigentlich darin einig, dass man dieses Wort, dieses Felsenwort, nicht oberflächlich verstehen kann. Jesus hat nicht wie ein Politiker eine Partei gegründet. ER hat nicht die Kirche gegründet und gesagt: „So, Petrus, jetzt machen wir das so und so …“ Da gilt hier eben das „Gleichnis von den Talenten“. ER bringt die Botschaft von Gott, ER offenbart und bezeugt die absolute Liebe Gottes; dann reist ER ab.
Der Geist Gottes hat die Kraft, Gemeinde zu bilden und zu bewirken. Man sagt oft, Jesus hat eine Kirche gegründet. Es ist vielleicht besser, wenn man sagt: „Jesus hat die Kirche be-wirkt, und ER ist es, der sie bis auf den heutigen Tag, bis zur jetzigen Stunde, be-wirkt.“ SEIN Geist ist es, der alles am Leben erhält – mit allen menschlichen Schwächen und Problemen, die wir kennen, das alles aber trotzdem unzerstörbar ist. Die Botschaft von der Liebe Gottes ist es, die das innerste Lebensprinzip der Gemeinde ist. Und nun zeigt uns der heutige Text einmal, dass sich Jesus auch nicht einfach aufdrängt und sagt, dass wir aufpassen sollen und ER der Sohn Gottes ist und dann droht, dass wir uns in Acht nehmen sollen, sondern ER fragt: „Für wen halten mich die Leute?“
Und das ist diese Herausforderung auch heute, dass wir uns selbst überzeugen müssen. Es hat keinen Sinn, wenn wir vielleicht aus Angst oder durch Drohung von irgendwelchen Strafen einen Glauben haben. So ein Glaube ist nicht echt, der kann im Leben nicht tragen. Tragen kann nur, wenn uns selbst aufgeht, was Petrus aufgegangen ist, stellvertretend für alle Jünger: „Du bist Gott.“
Die Einen halten IHN für Elija, die Anderen für Johannes oder einen Propheten. Es war damals die Meinung im Volk, dass, ganz kurz bevor der Messias kommt, Elias noch einmal in Erscheinung treten würde. Und so kam es auch zu der Meinung, dass vielleicht Johannes der Täufer der wiedergeborene Elias sei (aber das soll nur am Rande erwähnt sein). Es geht um diesen entscheidenden Vorgang, dass einem Menschen, den Jesus begleitet, der Jesus liebt, der IHM nachfolgt, aufgeht, wer Jesus ist: GOTT. Und das ist nun nicht das Werk des Menschen. Wir können nur beitragen mit unserer Treue.
Es ist auch viel diskutiert worden und wird viel diskutiert über die Binde- und Lösegewalt der Kirche und um die Unfehlbarkeit beim Amt des Papstes. Und auch das kann man nicht oberflächlich verstehen. Karl Rahner hat schon vor Jahrzehnten darauf aufmerksam gemacht, dass die Binde- und Lösegewalt nur Fähigkeiten sind zum Aufbau der Gemeinde und dass es niemals verstanden werden dürfte, als könne ein Mensch einen Menschen von der Liebe Gottes ausschließen. Ich versuche es halt immer zu erklären mit dem „Beispiel vom Gärtner“. Manche Pflanzen brauchen einen Stab, dass sie nicht umfallen, die brauchen einen Halt, die müssen aufgebunden werden, ja, vielleicht sogar angebunden werden. Ich denke an manche Sonnenblumen – die haben einen so langen Stängel, dass sie sich allein gar nicht halten können. Und dann gibt es aber auch andere Pflanzen, die dann so stark geworden sind, dass sie die Ent-bindung, diese Lösung brauchen, weil sie eben selbst-ständig geworden sind und Anderen Halt geben können. Also, hier geht es um lebendige Vorgänge, im lebendigen Geschehen des Gemeindelebens. Da kann es auch mal sein, um der Einheit willen, dass so etwas wie Ausschluss notwendig ist. Aber das darf niemals als Ausschluss von Gott verstanden werden, weil aus der Liebe Gottes niemand herausfällt. Das muss immer deutlich bleiben.
Wir Menschen sind halt Menschen, da gibt es Streit, Rechthaberei, und da muss vielleicht immer wieder mal ein Machtwort gesprochen werden, damit die Einheit gewahrt bleibt. Es gibt Theologen, die sagen: „Es gibt menschliche Handlungen, die göttlicher Natur sind.“ Und was heißt das? Jede menschliche Handlung die aus dem Prinzip vergebender Liebe geschieht, ist eine menschliche Handlung göttlicher Natur. Alle Handlungen der Liebe – aus der echten Liebe meine ich natürlich – sind Handlungen göttlicher Natur.
Und nun kommt zum Gehorsam der Kirche auch die Verantwortung des Einzelnen. Der Gehorsam dem Papst gegenüber entbindet mich nicht von meiner Verantwortung vor meinem Gewissen Gott gegenüber. Der Papst kann mir die Gewissensentscheidung nicht abnehmen. Er kann nicht verlangen, dass ich entscheiden muss wie er entscheidet. Er kann verlangen, wenn ich treu zur Kirche stehe und wenn ich gehorsam bin, dass ich die Weisungen des Papstes ganz wesentlich in meine Gewissensentscheidung miteinbeziehe. Gehorsam heißt nicht, ‚blind das zu tun, was ein Anderer verlangt‘, sondern heißt, ‚auf jemand zu hören, horchen‘, um selbstverantwortlich die Konsequenzen zu ziehen. Und da ist jeder verantwortlich für die Einheit der Kirche. Und niemand kann, auch wenn er noch so schöne Gedanken hat, damit einen Anspruch ableiten, der eine Spaltung bewirkt. Das sind Gefahren, die heute da sind – viele Gruppen, die sicherlich Gutes machen, aber eben Spaltung predigen; und hier kommt die persönliche Verantwortung des Einzelnen zum Tragen.
Die Unfehlbarkeit der Lehre in der Kirche gründet in der Verkündigung der absoluten Liebe. Jeder, der die vergebende Liebe Gottes verkündet, ist unfehlbar. Da spüren wir auch wieder, dass ich letztlich selbst gemeint bin. Ich muss verantworten, ob etwas dieser Liebe dient oder nicht dient, denn die Situationen des Lebens können so verschieden sein, dass sie nicht in eine Doktrin und in eine Weisung absolut gültig eingebunden werden können. Da muss die Verantwortung des Glaubenden immer noch dazukommen. Und so versteht sich die Kirche auf die Liebe Jesu gegründet.
Und Petrus, dem diese Liebe aufgegangen ist, hat eben eine entscheidende Bedeutung für die sichtbare Gemeinde der Jesus-Glaubenden. Und wenn heute die Gemeinde „Zu den Heiligen Zwölf Aposteln“ in München-Laim Namenstag feiert, wollen wir uns auch erinnern lassen an diese Verantwortung, die wir haben in diesem selbstverantwortlichen Gehorsam in der Kirche, damit die Einheit gewahrt bleibt und die Kirche in der Welt immer ein Zeichen bleibt durch unser persönliches Zeugnis – ein Zeichen für die Liebe Gottes, die keine Grenzen hat und die keinen Menschen fallen lässt.
- Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
- Lesung: 1 Korinther 12, 12-30
Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21
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Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle E I N E R sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.
Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.
Predigt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:
Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.
Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.
Aber, wer war dieser Jesus?
Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.
Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.
Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.
„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr. “
In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“
Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.
Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.
Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.
Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.
Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.
Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.
Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“ Das will er zeigen.
Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.
So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:
„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“
Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.
Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.
Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:
Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.
Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.
Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“
So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.
„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.
Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:
Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:
Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann –
streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.
Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.
Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.
So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.
GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!