VORWORT
IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!
VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER
Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C – seit dem 1. Advent 2024 (01. Dezember 2024) ist Lesejahr C.
Immer die aktuelle Predigt!
Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!
Auch als Predigt-Vorlagen!
Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.
Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.
Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!
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“Mariä Himmelfahrt“
– 15. August 2025
Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 15. August 2003
- Lesung: 1 Chr 15,3-4,15-16,16,1-2 “Man trug die Lade Gottes in das Zelt, das David für sie aufgestellt hatte, und setzte sie an ihren Platz in der Mitte des Zeltes.“
- Lesung: 1 Kor 15,54-57 “Gott hat uns den Sieg geschenkt durch Jesus Christus.”
Evangelium: Lk 11,27-28 “Selig der Leib, der Dich getragen hat.”
Ich begrüße Sie herzlich zum Hochfest der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel! Die tiefen Wirklichkeiten dieses Festes können uns immer wieder neu beglücken, mit Freude und Hoffnung erfüllen.
So bitten wir den Herrn um SEIN Erbarmen, dass ER unser Herz öffnet für SEINE Frohe Botschaft.
Predigt
Liebe Brüder und Schwestern!
Gestatten Sie mir den Versuch, mit ein paar Impulsen in die Tiefe der Wirklichkeit des heutigen Festes zu gelangen. Als erstes eine Vorüberlegung: Es geht wieder um die Unterscheidung von Körper und Leib. Maria wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen, nicht mit ihrem Körper. Körper ist die ‚jetzige Erscheinungsform‘. Und diese jetzige Erscheinungsform ist sterblich. Am Aschermittwoch haben wir versucht, das ins Gespür zu bekommen: Gedenke Mensch, dass Du nicht Staub bist, Du, Deine Person, Dein eigenes Ich, Deine Gestalt sind aus Staub, führen zu Staub, wenn Du Dich aus dem Staub machst. So ist dieses alte platonische Schema, das wir so gelernt haben, dass der Mensch aus Leib und Seele besteht, für die heutigen Menschen etwas zu wenig.
Der Mensch besteht aus Leib, Seele, Geist. Ja, was ist denn das? Leib ist ‚die Wirklichkeit‘, das in der Seele ist der Bauplan, der Strukturplan, der Geist ist, ganz simpel ausgedrückt, ‚das Material, der ganze Mensch‘, er geht im Tod nicht verloren, sondern er wird vollendet in der Vollkommenheit, wenn er diesen Körper in der körperlichen Gestalt loslässt und damit sozusagen freigesetzt ist, um im verklärten Leib in Erscheinung zu treten. Das ist diese Hoffnung, die wir haben, die Trauerarbeit, dass wir über den Glauben und durch das Feiern eine Beziehung über das irdische Leben hinaus zu den Verstorbenen erhalten. Die Beziehung zu den Verstorbenen über das Grab hinaus kann tragender sein als die Beziehung zu den irdisch Lebenden. Mir wurde schon oft bestätigt, dass das so ist. Es heißt nicht: „Geht hin und esst, das ist mein Körper!“ Die Verkörperung von Brot und Wein ist das Geheimnis, das das Sonntagsevangelium uns zeigt. Um das zu meditieren, kann ich immer wieder ein Büchlein empfehlen, das Sie gewiss alle kennen: „Der kleine Prinz“. Lesen Sie das letzte Kapitel!
Ein zweiter Gedanke; Mit dem Namen Maria ist nicht nur ein historischer Mensch gemeint, sondern die Theologie sagt, dass Maria ein Typos ist, eine typische Gestalt, in der sich die ganze Kirche widerspiegelt, in der sich die ganze Schöpfung widerspiegelt. So ist der heutige Frauentag ein Gruß der Schöpfung, wo wir die Blumen segnen, um deutlich zu machen, dass sie einbezogen sind in die Zeichenhaftigkeit der Liebe Gottes.
Dann noch ganz kurz ein dritter Gedanke: Maria ist auch die Gestalt für das ‚Ewig-Weibliche‘. Goethe sagt: „Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan.“ Es ist damit gemeint die Sehnsucht, die irdisch unstillbare Sehnsucht. Dieses Ewig-Weibliche ist bei Männern und Frauen gleichermaßen vorhanden – die Sehnsucht nach Erfüllung in unendlicher Liebe. Das sagt uns das heutige Fest, dass es Erfüllung gibt und dass wir richtig leben, wenn wir in dieser Hoffnung auf die Erfüllung unserer Sehnsucht unser Leben leben.
Noch ein vierter letzter Gedanke: Es wird in unserer Zeit von Professoren betont, dass der liebe Gott gar nicht so lieblich ist. Ich habe da schon harte Auseinandersetzungen gehabt, wenn ein Bischof gesagt hat, dass Gott nicht nur barmherzig ist. Da habe ich gesagt: „Sie machen alles kaputt. Gott ist die Barmherzigkeit in Person.“ ER ist nicht nur selbst barmherzig, sondern ER erwartet von uns, dass wir durch SEINE Barmherzigkeit selbst barmherzig werden, so wie ER barmherzig ist, der SEINE Sonne aufgehen lässt über Gute und Böse.
Gott ist auch ein fordernder Gott. Aber diese Leute, die den strengen Gott wieder hervorholen, bringen immer Beispiele aus dem Alten Testament.
Gott fordert aber: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem. Tut Gutes denen, die Euch hassen! Betet für die, die Euch verfolgen! Liebet eure Feinde!“
Ich kann Feindesliebe nicht fordern, ich kann Liebe überhaupt nicht fordern. Da muss ich sagen: Gott vertraut darauf, dass wir von SEINER Liebe so fasziniert sind, dass wir barmherzig werden bis hin zur Feindesliebe ohne die ein Himmel nicht denkbar ist, wo alle Menschen in der Versöhnung, in der Harmonie, in der Liebe Gottes durch Jesus Christus vereint sind. Das ist unsere Bestimmung. So ist dieser Gott sicherlich unerbittlich, aber diese Unerbittlichkeit besteht darin, dass ohne Barmherzigkeit – das ist unser Beitrag – es nicht geht.
Da gibt uns das heutige Fest die Hoffnung, dass viele Menschen im letzten Augenblick der Begegnung mit Gott diese Bekehrung vollziehen, vom egoistisch denkenden Menschen, wo der Tod der letzte Feind ist, hin zum barmherzigen Menschen, der die Liebe Gottes zur Vollkommenheit braucht.
Dieses Fest heute ruft in Erinnerung. zu welcher großen Zukunft wir berufen sind. Amen.
20. Sonntag C – 17. August 2025
Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 19. August 2007
1. Lesung: Jer 38, 4-6. 8-10: „Weh mir, Mutter, dass Du mich geboren hast, einen Mann, der mit aller Welt in Zank und Streit liegt.“
2. Lesung: Hebr 12, 1-4: „Lasst uns mit Ausdauer in dem Wettkampf laufen, der uns aufgetragen ist!“
Evangelium: Lk 12, 49-53: „Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern Spaltung.“
Predigt
Liebe Schwestern und Brüder!
Das sind unerwartet harte Worte, die uns da entgegen geschleudert werden: „Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern die Spaltung.“ Und alle werden gegeneinander sein. Das ist einmal ein Beispiel für eine biblische Redeweise der Gegensätze. Und das fordert uns heraus. Letztlich muss man sich selbst entscheiden und ganz persönlich das richtige Verständnis finden.
Was gilt jetzt? Auf der einen Seite sagt Jesus: „Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch“. Um das zeichenhaft zu verwirklichen, geben wir uns den Friedensgruß. Dann sagt Jesus gleichzeitig aber auch: „Ja, ich bin doch nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern die Spaltung.“ Da werden wir nachdenken müssen, dann können wir vielleicht entdecken, was Jesus meint. Hier ist nämlich unser persönlicher Glaube herausgefordert. Es wird immer Einer sagen können, dass das, was Du denkst, nicht stimmt. Und dieser Mensch sagt dann, er habe recht. Dann kommen die Rechthabereien und die Verurteilungen. Der Einzelne ist dann letztlich auf sich selbst angewiesen, er muss selber glauben.
Mit den Belegen aus der Heiligen Schrift kann man praktisch alles vertreten. Da macht Jesus deutlich, dass wo ER in Erscheinung tritt, wo Gott in der Welt in Erscheinung tritt, der Mensch herausgefordert wird. Es ist etwas ganz Anderes, nach dem Prinzip der Liebe zu leben und nicht nach den egoistischen Prinzipien, die uns anerzogen sind und nach denen wir immer unseren Lebenssinn orientieren wollen. Wenn Jesus kommt, dann ist das die Herausforderung, dass ich alle materialistischen, irdischen und egoistischen Prinzipien aufgeben muss. Da gibt es keinen Kompromiss. Entweder das Prinzip „Liebe“ oder das Prinzip „Egoismus“! Und das spaltet die Menschen. Wo es um Glaubenswirklichkeiten geht, geht es immer um Identität. Wenn der Andere etwas Anderes glaubt, dann stimmt ja nicht mehr das, was ich glaube. Aber ich suche doch Sicherheit. Da entstehen die Spaltungen, die Glaubenskriege, die Kriege im Kleinen wie im Großen.
So bedeutet die christliche Botschaft immer wieder eine Herausforderung und immer wieder eine neue Entscheidung, die ich letztlich ganz allein mit meinem Gewissen, mit Gott, vollziehen muss.
Wenn ich mich immer wieder zu IHM bekenne, dann darf ich erfahren, dass die Botschaft von der Liebe stärker ist.
- Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
- Lesung: 1 Korinther 12, 12-30
Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21
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Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle E I N E R sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.
Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.
Predigt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:
Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.
Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.
Aber, wer war dieser Jesus?
Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.
Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.
Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.
„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr. “
In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“
Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.
Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.
Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.
Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.
Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.
Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.
Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“ Das will er zeigen.
Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.
So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:
„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“
Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.
Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.
Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:
Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.
Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.
Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“
So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.
„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.
Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:
Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:
Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann –
streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.
Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.
Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.
So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.
GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!