VORWORT
IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!
VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER
Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C – seit dem 1. Advent 2024 (01. Dezember 2024) ist Lesejahr C.
Immer die aktuelle Predigt!
Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!
Auch als Predigt-Vorlagen!
Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.
Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.
Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!
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27. Sonntag im Jahreskreis C –
05. Oktober 2025
Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 8. Oktober 1989
1. Lesung: Hab 1, 2-3; 2, 2-4: „Der Gerechte bleibt wegen seiner Treue am Leben.“
2. Lesung: 2 Tim 1, 6-8.13-14: „Schäme Dich nicht, Dich zu unserem Herrn zu bekennen!“
Evangelium: Lk 17, 5-10: „Wäre Euer Glaube auch nur so groß wie ein Senfkorn!“
Das Thema der heutigen heiligen Texte ist „Die Kraft des Glaubens“. Wie wird durch den Glauben tatsächlich Unmögliches möglich? Wir denken an die vergangene Woche, wo wir in unserem Leben kleingläubig waren, wo wir uns zu wenig auf Gott verlassen haben, wo wir uns mehr zugetraut haben als SEINER Kraft und SEINER Liebe.
Predigt
Liebe Schwestern und Brüder!
Man braucht einen echten tiefen Glauben, damit man spüren kann und damit einem lebendig bewusstwird, dass Gott in unserem Leben wirkt. Objektiv gesehen wirkt ER ja jede Sekunde, mit jedem Atemzug hält ER uns am Leben. Wir spüren es und spüren es doch nicht. Unser Glaube ist oft so weit weg von Gott. Georg Betz hat ein Buch geschrieben: „Glauben Christen gottlos?“ Er kommt zu dem Ergebnis, dass wir einen dogmatischen Glauben haben, dass wir halt alle Dogmen glauben. Das gehört auch dazu. Aber das ist das Zweitrangige, da ist Gott noch ganz weit weg, da steht ER noch nicht praktisch in unserem Leben. Da verstehen wir auch den Propheten Habakuk, der nach Gott schreit: „Wann greifst Du denn endlich ein?“ Und Gott sagt: “Ja, am Ende, da wird sich alles herausstellen.“ Damit es sich aber vorher in unserem Leben schon herausstellt, dass Gott wirkt, das setzt eben den Glauben des Menschen voraus. Was ist dieser Glaube? Jesus sagt: „Wenn Ihr bloß ein bisschen Glauben hättet, dann würde das Unmögliche möglich werden.“ Glauben wie ein Senfkorn, das heißt, es geht hier nicht um Riesenmengen, sondern um den echten Glauben. Wenn dieser Kern, dieser winzig kleine Glaubenskern, in meinem Leben ist, dann wird das physikalisch Unmögliche möglich, denn bei Gott ist kein Ding unmöglich.
Schauen wir uns einmal an: Was ist dieses Senfkorn Glauben? Im Johannes-Evangelium ist es formelhaft ausgedrückt: „Gott ist die Liebe. Gott ist das Leben.“ Was heißt das praktisch? Das, was in unserem Leben wichtig ist, ist praktisch schon da – dass wir eben glücklich sind, geliebt werden und lieben können. Dass wir das positiv erfahren, das ist eigentlich Gott. Das, was Dich im Glück glücklich macht, das macht nicht der Mensch, das machst nicht Du und das macht nicht die Welt. Wo Du ganz konkret glückliche Augenblicke hast, ist Gott genau der, der Dich glücklich machen will. Glaube doch, dass es ER ist, Du spürst IHN ja! Führe es doch nicht auf das Weltliche zurück, auf das Machbare, auf die Leistung der Anderen, sondern lass doch das, was Dich freut, Gott sein!
ER ist das Erfreuliche in der Freude und das, was liebt in der Liebe. Bei jedem Menschen – ganz gleich, welcher Religion er ist, auch bei Atheisten – ist es so: Wenn der Mensch Freude spürt, dann erlebt er das, was nicht vom Menschen gemacht ist. Unsere Liebe und unsere Freude ist die Sickerstelle, wo Gott praktisch durchkommt. Es kommt darauf an, dass wir uns nicht unserem Egoismus, den Menschen, der Welt, dem Materialismus, hingeben, sondern dass wir durch Übungen in unserem geistlichen Leben versuchen, dass Gott der Mittelpunkt wird und bestimmend wird. Und dann ändert sich alles. Dieser Gott soll nicht bloß im Kopf existieren, sondern in unserem Leben.
Dann kann sein, dass Einer, der äußerlich in einer verzweifelten Situation ist, im Innersten trotzdem glücklich ist, oder, dass ein Behinderter seine Behinderung annehmen kann und in der Behinderung erfahren kann, dass es Gott ist, der ihn liebt und er in der Kraft, in der er sein Leiden trägt, Gott spürt. Gott spürbar als die Kraft im Leid! Es kann sein, dass eine Familiensituation äußerlich ausweglos verfahren ist, und trotzdem kann es die Glückssituation eines Menschen werden, und zwar, wenn Gott es ist, der mein Leben trägt und den ich suche, wenn bei meiner Beziehung zu Gott alles stimmt. Und je mehr alles stimmt, umso mehr wird das Irdische zweitrangig und nicht mehr so wichtig. Das ist dann das menschlich Unmögliche in den praktischen Lebenssituationen. Wenn mich alle verurteilen, dann brauche ich nicht verzweifeln, brauche ich nicht aggressiv und hasserfüllt werden, weil ich weiß: Gott liebt mich.
Noch das Letzte, was auf den ersten Blick ein bisschen schwierig erscheint, das mit den unnützen Knechten: Jesus greift eine Wirklichkeit aus SEINER gesellschaftlichen Situation heraus, die für uns undenkbar ist: Das Verhältnis vom Herrn zum Sklaven. Trotzdem ist dieses Beispiel für den Glauben sehr hilfreich, weil das, was beim Menschen unsozial ist, dass ein Mensch andere Menschen als Leibeigene, als Sklaven hat, dass das bei Gott gerade das Erlösende ist, wenn wir ganz und gar Gott gehören. Was menschlich unser Untergang ist, ist bei Gott unsere Erlösung. Wenn wir ganz und gar Gott gehören, das möchte uns Jesus sagen, dann brauchen wir und sollen wir uns nichts auf unsere Leistung einbilden, denn das verhindert ja das Bewusstsein in unserem Leben, dass Gott in mir wirkt. Wenn Ihr alles getan habt, was Ihr tun sollt, dann sagt nicht, dass Ihr es seid, die das geleistet haben, sondern dass Gott es ist! Das könnte ich aus meinem Leben hundertfach bestätigen: Es ist das größte Glück, wenn man spüren darf, dass Gott dabei ist, wenn man arbeitet. ER ist es, der durch unsere armseligen Kräfte Heil wirkt. Das Glück, das der unnütze Knecht hat – gerade in seiner Nutzlosigkeit – besteht darin, dass er so nah dabei sein darf, wenn Gott, wenn die Liebe, wenn das Leben wirkt. Vielleicht erahnen wir es bei solchen Stellen im Evangelium, was der Glaube wirkt. Eine unheimliche Kraft steckt drinnen, wenn man sich in Gott geborgen weiß. So haben auch die Apostel gespürt, was sie brauchten: Stärke unseren Glauben! Diesen Ur-Glauben, nicht dieses dogmatische Drumherum!
Wenn Sie heute einen guten, einen freudigen Augenblick haben, wenn man beisammen sitzt in der Familie oder wenn Sie sich freuen beim Frühstück oder wenn Sie Musik hören oder irgendetwas Schönes erleben, es ist ER, der unmittelbar Sie erleben lässt: Es ist gut, dass es Dich gibt!
Glaube halt, dass ich Dich liebe und dass ich Dich nie hergeben werde, auch wenn die Menschen Dich immer wieder enttäuschen werden!
- Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
- Lesung: 1 Korinther 12, 12-30
Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21
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Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle E I N E R sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.
Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.
Predigt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:
Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.
Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.
Aber, wer war dieser Jesus?
Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.
Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.
Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.
„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr. “
In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“
Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.
Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.
Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.
Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.
Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.
Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.
Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“ Das will er zeigen.
Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.
So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:
„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“
Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.
Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.
Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:
Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.
Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.
Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“
So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.
„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.
Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:
Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:
Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann –
streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.
Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.
Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.
So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.
GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!