Strahlkraft

Lebendiges Gedankengut von Pfarrer Elmar Gruber e.V.

ELMAR GRUBERS PREDIGTEN

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT

IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS  – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!

VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER

Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  – seit dem 1. Advent 2024 (01. Dezember 2024) ist Lesejahr C.

Immer die aktuelle Predigt!

Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!

Auch als Predigt-Vorlagen!

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.

Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.

Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!

 

*   *   *

15. Sonntag im Jahreskreis C

13. Juli 2025

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 15. Juli 2001

 

1. Lesung: Dtn 30, 10-14: „Das Wort ist ganz nah bei Dir, Du kannst es halten.“

2. Lesung: Kol 1, 15-20: „Alles ist durch IHN und auf IHN hin geschaffen.“

Evangelium: Lk 10, 25-37: „Wer ist mein Nächster?“

 

Ich begrüße Sie herzlich zum 15. Sonntag im Jahreskreis! Im Kolosserbrief weist uns Paulus darauf hin, dass uns Jesus als Abbild Gottes gegeben ist, damit wir uns von Gott ein Bild machen können. Im Evangelium hören wir die „Geschichte vom barmherzigen Samariter“, die uns zeigen will, wie jemand ein Nächster wird.

 

Predigt

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Zunächst ein paar Gedanken zu den dicht gedrängten Sätzen des Kolosserbriefes: Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Wir leiden darunter, weil wir Menschen uns von Gott kein Bild machen können, weil wir nicht von uns auf Gott schließen können. Im Schöpfungsbericht heißt es: „Du sollst Dir kein Bild machen von Gott.“  Es ist immer falsch. Nun wird Gott Mensch, und Paulus sagt: „Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes.“ Somit können wir uns durch Jesus wirklich ein naturgetreues Bild von Gott machen – kurz gesagt: Was in Jesus verkörpert, sichtbar, hörbar, fühlbar, spürbar geworden ist, das ist die absolute Liebe Gottes, die stärker ist als der Tod und stärker als der Hass.

Wir machen uns ja immer ein Bild, wo wir unsere ganze Sünde mit hinein bauen. Dann kommen diese Vorstellungen zustande vom strafenden, beleidigten, zornigen Gott; aber das stimmt halt einfach nicht. Da gibt es eine nette Geschichte für Kinder, aber auch für Erwachsene ist sie sehr hilfreich: Fisch ist Fisch. Da fragen die Fische einen Frosch, was eigentlich die Menschen sind, was für Gebilde sie sind. Dann erklärt der Frosch, der ja die Menschen sehen kann, den Fischen, was ein Mensch ist. Er sagt, dass die Menschen Arme haben. Die Fische haben aber nur Flossen und können sich nicht vorstellen, was Arme sind. So ist das eben: Fisch bleibt Fisch. Der Fisch wird sich nie einen Menschen vorstellen können, solange er ihm nicht selber begegnet ist.“ Wir werden uns Gott nicht vorstellen können, wenn wir IHM nicht selber begegnen, jetzt in der Gestalt von Jesus Christus. Aber da müssen wir auch bereit sein, dass wir das auch weglegen können, was wir immer aus unserem Gefühl heraus, aus unserem Gut-Böse-Denken heraus, uns vorstellen, was ein richtiger Herrgott ist, der genau die Bösen strafen muss, usw. Wir müssen uns immer wieder an dem Bild orientieren, das uns Gott gegeben hat in Jesus Christus.

Paulus geht noch weiter, er sagt: „In IHM wurde alles erschaffen“, das, was die ganze Schöpfung ausmacht. In Jesus Christus, in der Verkörperung der absoluten Liebe, in der Verkörperung Gottes, können wir sehen, was der Sinn der gesamten Schöpfung ist, die in allem diesen Gott darstellen und erlebbar machen soll. So ist Christus schon vor der Schöpfung das Urbild, auf das hin alles geschaffen ist.

Noch ein Wort scheint mir bedeutend zu sein: Gott hat Jesus geschickt, um in IHM die ganze Fülle der Gottheit wohnen zu lassen. Im Johannesevangelium hören wir immer wieder: „Aus SEINER Fülle haben wir alle empfangen.“ Wir haben ja schon oft den Krug meditiert, SEINE Liebe ist ausgegossen. Das Problem ist immer bei uns, dass wir nicht offen sind. Wir müssen offen sein, damit es in uns reinkommt und durch uns weitergeht zu den Menschen, zur ganzen Schöpfung.                                                                                         Die absolute Liebe Gottes ist die Fülle. Das ist das, was den Menschen ganz ausfüllen kann, was der Sinn unseres Menschseins ausmacht, dass wir wenigstens damit anfangen. Dazu kommen wir immer wieder zusammen, um aus SEINER Fülle zu schöpfen und uns wieder ein bisschen nachfüllen zu lassen. Ich möchte sagen, Gott verdunstet immer wieder so schnell aus unserem Leben, dass wir es nötig haben, wieder nachzufüllen.

Dann wird es im Evangelium ganz konkret: Der Gesetzeslehrer fragt, was er tun muss, um zum Leben, zum Sinn seines Lebens zu kommen. Die klare Antwort steht schon im Gesetz: Gott lieben und den Nächsten“. Dann geht es in dieser „Geschichte vom barmherzigen Samariter“ in das Detail. Der, der unter die Räuber gefallen ist, ist offensichtlich ein Jude. Da kommt ein Priester, ein Levit, dann kommen seine Glaubensgenossen, sie sehen ihn und sagen, dass es sie nichts angeht – ein Fall für die Caritas. Geht mich nichts an, ich gehe weiter!“ Dann kommt der, der gesellschaftlich gesehen ein Feind ist, ein Gegner ist, und er sieht ihn und ist von Mitleid gerührt – nicht das falsche Mitleid, sondern das geht ihn an: „Der einfach so da liegt, der braucht mich.“ Indem er sich angehen lässt, geht er zu ihm hin, ist ihm nah und verbindet ihn, gießt Öl und Wein auf seine Wunden und wird so sein Nächster.                              Wer ist mein Nächster? Jesus funktioniert die Frage eigentlich um. Das ist keine Frage der Definition, sondern das Ganze ist eine Frage, ob Du ein Nächster wirst. Das Wesentliche zum Nächsten-Werden ist, dass ich bedingungslos auf den Anderen zugehe und ihm da beistehe, wo es ihm schlecht geht. Das ist sozusagen das große Ereignis, dass die Liebe Gottes in uns wirkt, weil ER alle Menschen bedingungslos liebt, dass auch wir, die wir SEINE Fülle empfangen haben, aufhören zu urteilen, Forderungen zu stellen und ganz einfach da sind. Es ist ja das Großartige, dass wir in unserer Weltzeit auch diese Beispiele haben. Ein Beispiel ist Mutter Teresa, die eben bedingungslos alle Kinder, die noch gelebt haben, geholt hat, weil es Menschen sind. Sie war vielleicht äußerlich gesehen ein konservativer Mensch, aber innerlich, ihrem Wesen nach, war sie katholisch, das heißt ‚allumfassend‘, weil jeder Mensch – und gerade der, der Not leidet und auch ein Verbrechen begangen hat – eine Stelle ist, wo ein Anderer ein Nächster werden kann.

Wie wird ein Verbrecher ein Heiliger? Durch Strafen oder durch Liebe? Man meint, nur wenn man das Wort Liebe ausspricht, dass dann alles so einfach ist. Aber durch die ganzen Prozesse muss Einer hindurch, das muss alles aufgearbeitet werden, und das geht letztlich nur in der Kraft des Geliebt-Seins. Da sehen wir, dass es Dinge gibt, die wir endlos diskutieren können, wo wir eben immer wieder einsehen müssen: Gott ist anders. Vielleicht können wir dann doch immer mehr das Wort beherzigen, das am Schluss steht: Geh hin und handle genauso!“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
  2. Lesung: 1 Korinther 12, 12-30

Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21

———————————————–

 

Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle  E I N E R  sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.

Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.

 

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:

Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.

Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.

 

Aber, wer war dieser Jesus?

Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.

Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.

Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.

„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr.

In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“

Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.

Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.

Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.

 

Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.

Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.

 

Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.

 

 

 

 

Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den  Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“  Das will er zeigen.

Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.

 

So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:

„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“

Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.

Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.

 

Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:

Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.

Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.

 

 

Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“

So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.

„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.

 

Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:

Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:

Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann

streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.

 

 

 

 

 

Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.

Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.

So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!

 

Näheres zu Elmar Grubers Predigten

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT – Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  –  Seit 1. Dezember 2014 ist Lesejahr B.

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen. Bevor er ans Ambo trat, hatte er sich ein Grundkonzept überlegt; die Worte, die er dann sprach, waren „von oben“ eingegeben, inspiriert.

Der Text der Predigten wurde mit Erlaubnis Elmar Grubers von einer gläubigen Christin während des Gottesdienstes privat auf einem Cassettenrecorder aufgenommen und danach geschrieben. Wir danken dieser Frau, die anonym bleiben will, von ganzem Herzen, denn durch sie haben wir jede Woche einen unschätzbaren Wert!