Strahlkraft

Lebendiges Gedankengut von Pfarrer Elmar Gruber e.V.

ELMAR GRUBERS PREDIGTEN

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: Predigten durch das Kirchenjahr)

VORWORT

IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS, DER CORONA-PANDEMIE – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!

VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER

Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  – seit dem 1. Advent 2022 (27. November 2022) ist Lesejahr A.

Immer die aktuelle Predigt!

Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!

Auch als Predigt-Vorlagen!

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.

Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.

Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!

 

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26. Sonntag im Jahreskreis A –

01. Oktober 2023

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 26. September 1993

 

1. Lesung: Ez 18, 25-28

2. Lesung: Phil 2,1-11

Evangelium: Mt 21, 28-32

 

Ich begrüße Sie herzlich zur Feier des 26. Sonntags im Jahres­kreis!

Die große Linie vom ERBARMEN wird heute wieder weitergeführt – genauer gesagt, sie wird in besonderer Weise konkretisiert. Man spürt in dem Evangelium die Sorge Jesu um uns Menschen. ER will, dass wir da hinkommen, worauf es eigentlich ankommt. Und in einem ganz einfachen Beispiel fordert uns Jesus zum Nachdenken heraus. Wir wollen uns dieser Herausforderung stel­len.

 

Predigt

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Im Philipper-Brief haben wir eine ganz entscheidende Stelle gehört, wo das ganze Erlösungswerk Jesu in einigen Sätzen dargelegt ist: Gott erniedrigt sich, wird Mensch, um als Mensch gehorsam zu sein, das heißt, ER tut den Willen Gottes bis zum Tod am Kreuz, also bis zum Letz­ten. Gott wird Mensch um ganz menschlich erfahrbar zu machen, dass Gott bedingungslose Liebe ist, die stärker ist als der Tod und stärker als alle Bosheiten der Menschen.

Und im Evangelium haben wir wieder an vielen Stellen gehört, wie Jesus sich bemüht, die Menschen (und im heutigen Text gerade die Hohenpriester und Ältesten des Volkes) dahin zu bringen, was ER den Menschen auf Erden bringt – nämlich den Him­mel, das Reich Gottes, den Bereich Gottes, das, worauf es eigent­lich ankommt. Diese ganz einfache Katechese ist ein Impuls zum Nachdenken. Hier ist die Führungsschicht des Volkes in besonderer Weise gefährdet bzw. gehindert, die Botschaft anzuhören und anzunehmen – darum diese einfache Szene. Ein Mann hatte zwei Söhne, und beide lädt er ein: „Kommt in meinen Weinberg und arbeitet im Reich Gottes, kommt zu mir!“ Gott redet alle Menschen an. Alle! Aber es gibt da die Einen, das sind die Selbstgerechten (an einer anderen Stelle sagt Jesus: „ …, die der Umkehr nicht bedürfen, die gar nicht sehen, dass sie eigentlich auch anders leben müssten“) und die Anderen, das sind die Sünder. Man könnte auch sagen Die Guten und die Bösen, die Anständigen und die Unanständigen. ER spricht beide an, und dieser Anspruch bewirkt etwas. Bei dem Einen geht er wieder unter, das heißt, wenn Gott uns anspricht, dann löst das immer einen Prozess aus, und wenn dann was untergeht, dann ist das auch ein Prozess des Hinausdrängens, um wieder sozusagen in den alten Teil der Selbstgerechtigkeit zurückzukehren und zu sagen: „Ja, wir sind schon richtig.“ Das ist die Sünde der pharisäisch Frommen, die überall die Bestätigung haben: „Wir sind ja wer, wir haben die wahre Lehre, wir haben die wahre Moral, wir brauchen uns ja nicht bekehren.“  Da geht es um Menschen, die nie anecken, weil sie vielleicht Berufe haben, bei denen sie Bestätigung bekommten, gerade in Führungsschichten, wo man das Gefühl bekommt, niemand einem etwas sagen kann oder sagt.

 Ich brauche das Bewusstsein absoluter Wahrheit. Ich brau­che aber den Dialog, weil ich mich sonst selbst betrüge! Die Unfehlbarkeit liegt im Dialog der Gemeinde.  Der Geist Christi ist der Kirche als Gan­zes, als Weltkirche, zugesprochen. Wenn der Geist Christi fehlt, dann kommt es zu dieser Gefahr, die im Evangelium angesprochen ist. Auch für uns ist das die Gefahr, wenn wir meinen, wir liegen richtig, dass wir für das Erbarmen Gottes verschlossen bleiben. Wenn wir wissen wollen, wie weit wir im Erbarmen Gottes sind, können wir uns selber prüfen, nämlich indem wir hinschauen, wie weit wir uns über Andere ärgern, wie weit wir über Andere schimpfen, wie weit wir Andere beschuldigen. Da zeigt sich dann, wie wenig uns noch das Evangelium erreicht hat, positiv ausgedrückt, wie sehr wir noch unterwegs sind.

Ich hatte erst eine bedrückende Begegnung mit fundamentalistischen Gruppen. Man urteilt, verurteilt, und es kommen Hassausbrüche über die alte Kirche. Sie sagen, wir sind die Richtigen, wir verkünden die wahre Botschaft. Und das ist die Herausforderung: ER sagt zu allen Menschen, dass sie in SEINEN Weinberg kommen sollen. Dann kommen die Anderen, die zuerst sagen, dass sie nicht wollen Aber dann löst das Wort doch etwas aus, und zwar bei den Menschen, bei denen nicht mehr alles stimmt, die sich nicht mehr auf die Schulter klop­fen können, die gesellschaftlich vielleicht nicht mehr in Ordnung sind, die keine Bestätigung mehr haben, denn die können sich selber nichts mehr vormachen. Da ist halt so vieles zerbrochen im Leben, und diese Menschen sind irgendwie offen für das Reich Gottes. Die sind mehr offen für das Erbarmen Gottes als die Anderen, bei denen immer alles stimmt. Ich denke, dass Sie bestätigen können, dass Menschen, die viel durchgemacht haben, viel erbarmender und verständnisvoller sind als Menschen, bei denen immer alles perfekt und korrekt ist.

Mir ist bei einem Gespräch mit einem evangelischen Kollegen der Sinn der Schuldgefühle und des Schuldbewusstseins so bewusst gewor­den. Der Kollege hat gesagt: „Wir müssen doch vermeiden, dass die Menschen Schuldgefühle haben.“ Darauf habe ich gerade das Gegenteil ge­sagt: „Schuldgefühle, Schuldbewusstsein sind notwendig, weil sie auf­schließen für das ERBARMEN. Wenn ich Schuld und Schuldbewusstsein verdränge, dann kann mir das EIGENTLICHE gar nicht aufgehen.“

Wenn ich an meine Praxis als Beichtpriester denke (so wie man es früher auch uns Kindern gesagt hat), wurde gesagt: „Bei der BEICHTE ist es so, als ob nichts gewesen wäre.“ Das ist also eine Rückkehr zum Alten, als ob Vergeben heißt Vergessen – und das stimmt nicht! Im Bußsakrament wird die Liebe Gottes zugesprochen. Das heißt, dass ich eine Schuld habe, und trotzdem ich so bin wie ich bin, bin ich geliebt. Das verändert den Menschen.

So spricht uns heute Jesus an und fordert uns heraus nachzudenken. Dies soll ein Impuls sein, dass wir uns bemühen, anstän­dige Menschen zu sein, aber das Entscheidende dabei nicht übersehen: Das Erbarmen. Auch der beste Mensch im Sinne der Moral wird auf das Erbarmen angewiesen sein und immer wieder sagen: „Herr, erbarme Dich!“ Ich weiß, dass „anständige Menschen“ so leicht geneigt sind, Andere zu verurteilen und über Andere zu richten und nicht mehr zu sehen, dass Gott alle Menschen liebt, auch die Pharisäer.

 

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27. Sonntag im Jahreskreis A –

08. Oktober 2023

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 04.10.1987

 

1. Lesung: Jes 5, 1-7

2. Lesung: Phil 4, 6-9                              

Evangelium: 21, 33 – 44

                                                                                 

Wir feiern heute den 27. Sonntag im Jahreskreis und gleichzeitig das Erntedankfest. Das große Thema nach den heiligen Texten ist „Frucht bringen, fruchtbar werden“ Und wenn wir Früchte aufgebaut haben, soll uns das erinnern, dass uns Gott mit jedem Bissen, mit allem, was wir an Lebensmitteln zu uns nehmen, am Leben erhält. Und dieses Bewusstsein soll uns durchdringen, dass ER uns trägt. Und dann werden wir selber frucht­bar. Als Menschen, die von Gott geliebt sind und gehalten sind, werden wir Andere lieben und halten können.

 

Predigt

 

Liebe Christen, liebe Freunde!

 

Wollen wir uns ein paar Augenblicke diesen heiligen Texten widmen. Es ist eine ähnliche Thematik wie am letzten Sonntag. Es geht um das Wirken Gottes in der Welt, in der Menschheit und für die Konsequenz, die es für uns Menschen hat. Was erwartet Gott von uns? Es ist uns angezeigt in den Texten aus dem Alten Testament und auch in dem Gleichnis aus dem Neuen Testament, in dem großartigen Bild von dem Weinberg, der an andere Winzer verpachtet wird. Der Weinberg als Symbol der Frucht­barkeit, des Wohlstandes, des heilen Lebens, könnte man sagen. Der Freund des Propheten Jesaja sagt, sein Freund, der den Weinberg bepflanzt, sei GOTT. Und Jesus wählt dasselbe Bild in SEINEM Gleichnis: Gott pflanzt in dieser Welt einen Weinberg, SEINEN Weinberg. ER gibt etwas in diese Welt herein, damit möglich wird, dass Fruchtbarkeit entsteht durch IHN und sichtbar wird, wo das wahre Heil, wo der wahre Wohlstand ist. Und dieser Weinberg ist das Volk Israel. Gott erwählt ein Volk, um allen Menschen sichtbar zu machen, wie das Leben geht, wie das Heil geschieht, wie die Menschen glücklich werden. Israel soll – das war der Auftrag an Israel ­ – fruchtbar werden, das heißt ‚aus der Liebe Gottes leben‘. Die Kräfte, die ER in diese Welt eingesetzt hat, diese Kräfte, SEINE Liebe und SEIN Erbarmen, sollen zum Blühen und zur Fruchtbarkeit kommen. Es sollte sichtbar werden am Volk Israel, wie allein menschliches Leben ge­lingen kann – ganz einfach gesagt: Nur aus dem Vertrauen auf den liebenden Gott. Das ist auch heute noch für Bibelkundige das Problem, dass Israel den Auftrag hat in der Geschichte, nicht aus politischer, staats­bürgerlicher, irdischer Klugheit heraus zu existieren, sondern in dieser Welt sichtbar werden zu lassen, dass das Vertrauen auf Gott, also diese innere Wertung und Wirklichkeit, irdische Existenz er­möglicht. Es fragen sich auch Bibelfachleute, ob der Staat Israel als Staat im politischen Ressort, aus politischen Überlegungen heraus, existent bleibt, wenn es doch der Auftrag dieses Volkes ist, aus Glaube und Vertrauen existent zu bleiben. Da spüren Sie vielleicht auch, dass man sagt: „Ach, das ist ja weltfremd, wer wird denn in dieser Welt aus Glauben und Vertrauen leben können? Auf Ellbogen kommt es an! Glauben tun wir an Gott, aber in dieser Welt herrscht die Rücksichtslosigkeit.“ Bei Kindern im Kindergarten geht es schon an, wie mir Eltern ge­sagt haben: „Ja, wenn ich meinem Kind nicht sage, lass Dir nichts ge­fallen, schlage zurück, dann wird es zusammengeschlagen. Wenn Sie das sehen könnten, wenn Sie ein Kind hätten, wie das von Anderen gequält wird, dann würden Sie mit der Botschaft vom Erbarmen auch nicht mehr weiter­kommen.“ Da merken wir, wie das aufeinanderprallt. Auch wir sagen: „In der Welt müssen wir uns doch durchsetzen, mit weltlichen Überlegungen, mit weltlichen Mitteln, mit Mitteln der Macht.“ Biblisch würde man sagen mit Baal – das ist der Fürst dieser Welt: „Macht, Erfolg, Wohlstand, Leistung – das zählt doch!“ Das war ja die Auseinandersetzung bei den Völkern. Aber da ist El, der ‚Gott des Erbarmens‘, der ‚Gott der Liebe‘, der sagt: „Ich habe dich erwählt. Es soll sichtbar werden, dass Du aus MEINER Liebe existierst, nicht aus Vorteil, nicht aus dem Anspruchsdenken, sondern aus dem Erbarmen, das ich Dir schenke, und der Frucht, die Du bringen wirst. Wenn Du aus MEINEM Erbarmen, aus MEINER Liebe, aus Glaube, Hoffnung und Liebe lebst, wird die Frucht wieder sein, dass durch Dich in die Welt nicht Rücksichtslosigkeit usw. verbreitet wird, sondern dass durch Dich Liebe und Erbarmen, ein neues Daseins-Prinzip, in die Welt eingeht.“

Das scheitert in Israel, als der Sohn kommt, um die Früchte von SEINEM Weinberg zu holen. Da kommt jetzt wieder das Pädagogische in der Katechese: „Jetzt überlege doch mal selber! Was wird der Herr des Weinberges tun? Er wird sagen, dass er dann seinen Weinberg den Anderen gibt, die seine Botschaft schätzen, die sich darüber freuen und Frucht bringen. Hier wird uns ganz Wesentliches gezeigt – mit der Frage, was die Institution Kirche und das Volk Gottes damit zu tun haben. Wo ist die wahre Kirche? Denn was für Israel gilt, gilt auch immer für das Volk Gottes. Wird die Kirche weiter existieren? So fragen sich manche. Viele be­klagen, dass die Kirche, die kirchliche Institution, so weit weg ist von dem Wirklichen. Und da wird uns gesagt, dass der Weinberg des Herrn – und wie gesagt, die Kirche – da weitergehen wird, wo diese Früchte sichtbar werden, wo Menschen aus Glaube, Hoffnung und Liebe existieren und Glaube, Hoffnung und Liebe als Frucht weiterbringen für die Men­schen und für die Kirche. So war es auch immer schon in der Kirchen­geschichte. Der Historiker könnte das anhand von vielen Beispielen belegen, dass die Kirche auch in der Geschichte nicht da weitergegangen ist, wo die Institution Maßnahmen getroffen hat, sondern dort, wo Men­schen aus Glaube, Hoffnung und Liebe tatsächlich gelebt und dazu Lebensformen gefunden haben, in denen sich das verwirklichen lässt. Die Institution hat dann nachgezogen und das aufgenommen.

Aber am Anfang war immer die Basis, die Frucht bringt, und die Wirklichkeit, die der Kraft Gottes vorangeht. Das möchte uns auch ermutigen, dass wir uns als Kirche fühlen und sagen: „Der Weinberg des Herrn ist dann nicht vergeblich gepflanzt, wenn Glaube, Hoffnung und Liebe in mir fruchtbar werden. Und da wird die Kirche weitergehen.“

 

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28. Sonntag im Jahreskreis A –

15. Oktober 2023

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 14.10.1990

 

1. Lesung: Jes 25, 6-10a

2. Lesung: Phil 4, 12-14, 19-20

Evangelium: Mt 22, 1-14

 

In den Gleichnissen dieser Sonntage wird uns gezeigt, wie Gott ist. Gott erwartet von uns nur, dass wir IHN so nehmen wie ER ist. Heute hören wir in den heiligen Texten, dass Gott den Menschen ein Fest bereitet. Wenn wir wissen wollen, was Gott von uns will, dann ist es hier klar gesagt. Dass wir uns freuen.

 

Predigt

 

Gott wird uns heute gezeigt als der, der die Menschen einlädt, um zu feiern. ER bereitet uns ein Fest. Da meine ich, dass es methodisch einmal wichtig ist, dass wir uns bewusstmachen, dass Gott es ist, der jedes Fest festlich macht. Wir sagen immer, dass Gott wie ein König ist, der ein Hochzeitsmahl bereitet. Das müssen wir hereinnehmen in unsere ganz praktischen Lebens- und Festerfahrungen. Es ist nicht ein anderes Fest, das Gott uns bereitet, es sind unsere Feste. Und ER ist es, der bewirkt, dass unsere Feste, wenn wir sie feiern, Feste sind. So kann man auch nicht sagen: „Gott ist wie ein Freund, Jesus ist wie Dein Freund.“ ER ist nicht wie ein Freund, sondern ER ist der Freundliche in aller Freundschaft, die Du erfährst, ER ist der, der in unserem Leben wirkt. Von IHM kommt alle Freude.

Auch dürfen wir nicht unterscheiden zwischen den kirchlichen und den weltlichen Festen. Eigentlich müssen wir unterscheiden zwischen den gelungenen und misslungenen Festen. Man kann heute beobachten, dass in den Gruppen, wo zu viel Geld da ist, Feste gefeiert werden, bei denen dann Konsum aufgehäuft wird; und dann geht es oft daneben, denn das eigentlich Festliche kann man nicht machen.

Bei unseren altbairischen Feiern ist es der Brauch, bei einem Trachten- oder Schützenfest, dass die Eucharistiefeier im Mittelpunkt steht. Manche rümpfen da die Nase und sagen: „Jetzt ist der Gottesdienst auch nur mehr Folklore.“ So kann man es natürlich missverstehen – der Ursprung ist ein anderer. Ursprünglich hat man gewusst, dass der Ursprung aller Feste die Liebe unseres Gottes ist, von der alle Freude und Festlichkeit ausgeht, bis hinein ins Weltliche, bis hinein in die Folklore. So ist die Eucharistiefeier nicht ein Anhängsel an die Folklore, sondern es ist genau umgekehrt. Wenn man es heute nicht mehr weiß, ist das auch eine Zeiterscheinung unseres Konsumismus. Man müsste sich wieder neu besinnen auf die Ursprünge.

Wenn die Menschen wüssten, dass das eigentlich Festliche immer nur Gott sein kann, dann würden die Feste gelingen, und die Menschen würden viel mehr den Weg zu Gott finden können. So soll es für uns wenigstens wieder ermutigend sein, dass wir unseren Gott spüren in aller Freude, dass ER der Ursprung aller Freude ist. Im heutigen Evangelium wird deutlich: Gott lädt zunächst einmal die Menschen ein, die dafür in Frage kommen. ER erzählt dieses Gleichnis den Hohenpriestern und Ältesten; denen möchte ER sagen: „Ihr seid die Geladenen, aber gerade Ihr  seid die, die nicht kommen, die diesen Gott verwerfen, der sie einlädt.“ Und dann zeigt sich Gott als der, der ER ist, der alle einlädt zum Hochzeitsmahl – die Guten und die Bösen.

Mit diesem Wort Hochzeitsmahl ist auch ein Hinweis gegeben, dass alle hochzeitlichen Augenblicke in unserem Leben, IHN, den ewigen Bräutigam – die ewige Braut muss man gleich dazu sagen – zum Ursprung haben. In allen unseren hochzeitlichen Augenblicken ist ER der Eigentliche, der uns beglückt als Mann oder Frau – und das bei allen Menschen. Dies liegt wieder auf der Linie des „Gleichnisses vom Arbeiter im Weinberg“, wo alle denselben Lohn bekommen. Das Entscheidende ist, dass man SEINE Einladung annimmt und kommt. Gott tut alles, damit wir es erfassen können, dass ER uns liebt. ER will, dass wir glücklich sind. Aber wir müssen es annehmen. Das bleibt uns nicht erspart. Ob wir gut oder böse sind ist letztlich nicht entscheidend. Entscheidend ist nur, ob wir SEINE Liebe annehmen – ganz gleich wie wir sind.

Jetzt kommt noch der schwierige Punkt: „Der Mann ohne hochzeitliches Kleid.“ Hier ist also eine dritte Kategorie von Menschen. Es gibt die Guten, und es gibt die Bösen. Die sind bei der Hochzeit. Und da ist einer, der geht auch zur Hochzeit, aber ohne hochzeitliches Kleid. Man muss wissen, er hatte kein hochzeitliches Kleid – nicht weil er so arm war (da hätte es doch sicher Ausleihmöglichkeiten gegeben), sondern er wollte mit seinem fehlenden Hochzeitskleid etwas demonstrieren. In unserem heutigen Sinne würden wir sagen, dass das ein Demonstrant oder Aktivist ist. Er wollte gegen diesen einladenden König protestieren. Er kommt, um zum Ausdruck zu bringen, dass er nicht einverstanden ist mit diesem Fest des Gottes, der alle Menschen einlädt. Dieses Fest will er stören. Da sehen wir auch, wo die Grenze aller Toleranz ist. Gott kann den, der SEINE Liebe nicht annimmt (obwohl ER ihn auch liebt), nicht beim Fest lassen, der zerstört ja SEIN Fest, das Fest der Liebe für alle. Wenn er nicht mitfeiert, dann muss er hinaus, dann ist er sich selber überlassen, dann kann er heulen und mit den Zähnen knirschen, er kann in Selbstaggressionen sich selber fertigmachen. Das ist die Hölle, wo ein Mensch sich selber fertigmacht, weil er ohne die Liebe Gottes nicht existieren kann.

Das ist das, was Gott von uns verlangt: Dass wir einverstanden sind mit SEINER universellen Liebe, die eben viel größer, viel weiter ist, die auch die Feinde mit einbezieht und viel größer ist als wir Menschen sie von uns aus haben. Das mag für uns wieder, wie jetzt alle diese Gleichnisse, ein Denkzettel sein, dass wir mit Freude das Erbarmen Gottes annehmen und es auch zulassen, dass Gott alle Menschen zu SEINER Hochzeit geladen hat, alle, auch unsere Feinde, auch die Menschen, von denen wir meinen, die sind böse, die gehören verurteilt, die gehören bestraft. Gott liebt alle, und ER erwartet, dass diese Liebe durch uns in die Welt, zu den Menschen, hineingetragen wird. Was mit der Institution geschieht, darüber brauchen wir uns nicht zu sorgen, wenn Glaube, Hoffnung und Liebe nicht sterben.

Ich möchte jetzt noch einen Gedanken sagen, was der „ERNTEDANK“ (den wir am letzten Sonntag gefeiert haben) wäre, was die FRUCHT wäre, die ich als Steckling im Weinberg des Herrn bringen könnte: Dass ich mich freue, dass es mich gibt, dass Gott mich erschaffen hat. Die Frucht aller Früchte ist die Freude in dieser Welt, so wie sie ist – mit all dem Leid, mit all dem, was nicht stimmt. ICH FREUE MICH, DASS ES MICH GIBT, WEIL DU MICH GEPFLANZT HAST!

Ich habe gelesen, dass eines der letzten Worte der Heiligen Klara von Assissi waren: „Ich danke Dir, dass Du mich erschaffen hast.“ Wir sehen oft, wenn wir so leiden und so jammern, wie weit wir eigentlich weg sind von dieser Frucht der Freude. Aber gerade der Sinn des heutigen Tages, der Sinn des Erntedanks, könnte uns doch helfen, dass wir nicht gedankenlos essen und trinken und alle diese Güter und diese Freuden dieser Welt genießen, sondern dass wir alles aus SEINER Hand annehmen und sagen: Ja, DU hast mich gepflanzt, und mit jedem Bissen, mit jedem Schluck, willst DU mich das spüren lassen:  Es ist gut, dass es mich gibt! Und mit jedem Bissen spüren wir Gott zu uns sagen: „Habe Vertrauen, Hoffnung, Liebe, trau Dich, den ersten Schritt auf den Anderen zuzugehen! Du brauchst nicht mit Macht, Erfolg und Leistung, mit diesen „baalischen“, irdischen Machtmitteln Dich durchzusetzen, denn ich trage Dich. Ja, ICH habe Dich erwählt. ICH habe Dich gepflanzt, damit Du fruchtbar wirst in dieser Welt, auch wenn es nicht bequem ist.“

Freude ist kein Gegensatz zu Leid, es gehört beides zu unserem Leben. Wenn wir Leid tragen, braucht das nicht die Freude auszulöschen – im Gegenteil! Durch die Freude, dass uns Gott liebt und dass uns die Liebe niemand nehmen kann, dass wir diese Liebe nie verlieren, auch nicht in unserer Bosheit und Sünde, bleiben wir von GOTT GELIEBTE. Das könnte uns die Kraft geben, Leid, Tod und Schuld anzunehmen. Es ist in unserer Zeit die Not vieler Menschen, dass sie nicht selber leben wollen, dass sie nicht selber die Verantwortung für ihr Leben tragen wollen. Und da ist es auch eine Ermutigung, dass wir unser Leben selber in der Verantwortung übernehmen und diese Verantwortung tragen können im Bewusstsein des Glaubens von GOTT, ein für alle Mal angenommen zu sein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!

 

Näheres zu Elmar Grubers Predigten

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: Predigten durch das Kirchenjahr)

VORWORT – Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  –  Seit 1. Dezember 2014 ist Lesejahr B.

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen. Bevor er ans Ambo trat, hatte er sich ein Grundkonzept überlegt; die Worte, die er dann sprach, waren „von oben“ eingegeben, inspiriert.

Der Text der Predigten wurde mit Erlaubnis Elmar Grubers von einer gläubigen Christin während des Gottesdienstes privat auf einem Cassettenrecorder aufgenommen und danach geschrieben. Wir danken dieser Frau, die anonym bleiben will, von ganzem Herzen, denn durch sie haben wir jede Woche einen unschätzbaren Wert!