Strahlkraft

Lebendiges Gedankengut von Pfarrer Elmar Gruber e.V.

ELMAR GRUBERS PREDIGTEN

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT

IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS  – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!

VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER

Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  – seit dem 1. Advent 2024 (01. Dezember 2024) ist Lesejahr C.

Immer die aktuelle Predigt!

Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!

Auch als Predigt-Vorlagen!

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.

Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.

Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!

 

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21. Sonntag im Jahresksreis C

24. August 2025

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 27.08.1989

 

1. Lesung: Jes 66,18-21 „Sie werden aus allen Völkern Eure Brüder herbeiholen.“

2. Lesung: Hebr 12, 5-7. 11-13 „Wen der Herr liebt, den züchtigt ER.“

Evangelium: Lk 13, 22-30 „Man wird von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen.“

 

Die heiligen Texte geben uns viel Bedenkliches auf. Im Hebräerbrief hören wir den Satz: „Wen Gott liebt, den züchtigt ER.“ Und im Evangelium geht es um die Frage: Wer kommt in den

Himmel?

Wir werden immer wieder feststellen: Es liegt an unserem Kleinglauben und an unserer Unbarmherzigkeit, warum wir nicht zur Freude und zum Frieden kommen.

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Wollen wir der Aufgabe nicht ausweichen und uns halt ein bisschen in die Texte hinein vertiefen. Im Hebräer-Brief geht es um die Frage des Leids.

Um gleich das WESENTLICHE ZU SAGEN: Unser Leben auf dieser Welt ist dialektisch konstruiert.

Die Gegensätze gehören zum Leben:

TAG         und NACHT

SOMMER und WINTER

FREUD     und LEID

LUST        und SCHMERZ

GUT          und BÖSE

LEBEN      und TOD

In jedem Menschen findet sich FREUD und LEID. Das Problem ist, wie geht der Mensch damit um? Wir stellen immer wieder fest, dass der Mensch sich gegen das Leid auflehnt. Die Freude möchte der Mensch schon haben, aber das Leid möchte er nicht haben. Jeder Mensch möchte auferstehen, aber sterben möchte er nicht. Wir sehen da die Unfähigkeit, mit der Wirklichkeit umzugehen. Das Leid besteht eigentlich darin, wie es der Pfarrer von Ars sagt: Wir lieben unser Kreuz nicht, wir können es nicht annehmen.“ Ob es eine schwere Krankheit ist oder irgendeine große Enttäuschung oder sonst irgendetwas – das eigentlich Schlimme daran ist, dass wir es nicht als das UNSERE sehen können. Da muss man oft einen langen Prozess durchmachen. Aber an großen Menschen, an Heiligen und Seligen wie Pater Rupert Mayer sehen wir, dass es das auch gibt, dass Einer eine ver­zweifelnde Situation als die SEINE erkennt und sich zu unerkannter Größe und Freiheit entwickelt.

Das eigentliche Problem ist immer unser Kleinglaube. Wir bräuchten halt einen größeren Glauben. Und da möchte der Verfasser des Hebräer-Briefes sagen: Stell Dir das so vor, dass das Leiden eine Züchtigung ist, eine Züchtigung eines liebenden Vaters. ER hat das eine Anliegen, dass dem Menschen über dem Leid nicht das Bewusstsein des liebenden Gottes abhandenkommt. Es gibt viele Menschen, die zerbrechen am Leid, die können an Gott nicht mehrglauben, weil das Leid da ist. Es gibt aber auch viele Menschen, die durch das Leid gerade zu Gott kommen, zu einem tieferen Lebens- und Gottesbezug.  Wir können das Leid aber auch sehen als einen Impuls, der sagt: Du, Mensch, Du brauchst einen stärkeren Glauben. Du musst mehr tun für Deine Gottes­beziehung, damit Du Deine jetzige schwierige Situation annehmen und bewältigen kannst, bewältigen kannst durch Annehmen. Deute das Leid wie immer Du willst! Eine letzte Antwort gibt es nicht. Aber deute esnie so, dass Du dabei Gott als den liebenden Vater verlierst, sondern im Gegenteil, dass es Impulse des Lebens sind, die Dich näher zu Gott führen wollen! Das ist natürlich auch eine Frage meiner Bereitschaft, diesem Gott zu trauen, der eine Welt geschaffen hat, die so ist wie sie ist und die ich im LETZTEN, mit meinem Verstand, mit meiner irdischen Logik, nicht erfassen kann. Ich denke da immer noch an meine Mutter, die bei dem Satz „Wen Gott lieb hat, den züchtigt ER“ gesagt hat: „Lieber Gott, liebe mich bitte nicht so viel, das tut so weh.“

Noch ein  paar Gedanken zum Evangelium: Sie können es immer wieder durchs Meditieren spüren – da sind auch lauter Widersprüche, und es geht hinten und vorne nicht auf. Aber gerade in den Widersprüchen liegt ja die entscheidende Aussage. Einer fragt: „Herr, werden nur Wenige gerettet?“ Und Jesus sagt: „Als Erstes: Plagt Euch!“ Das ist einmal eine Absage an alle Bequemlichkeitsideologien, zum Beispiel „Wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind.“ Das eine steht fest: Plagt Euch! Und schon geht es weiter mit den Ungereimtheiten. Doch Viele plagen sich, durch die enge Tür zu kommen und schaffen es nicht. Spüren Sie, da stimmt etwas nicht. Plagt Euch, aber dann kommt Ihr auch nicht hinein! Darin steckt direkt eine Ironie. Dann geht es weiter: „Und wenn Ihr Euch plagt, wird der Herr des Hauses aufstehen und die Tür verschließen, und Ihr seid draußen.“ Also: Plagt Euch, aber das bringt es noch nicht. Aber plagen müsst Ihr Euch. Warum soll ich mich plagen, wenn es nichts bringt? Und Jesus sagt: „Ihr werdet klopfen und auf Eure Leistungen pochen.“ Wir haben mit Dir gegessen und getrunken, wir sind in die Kirche gegangen, in Glaubensseminare, haben alle Sakramente empfangen – und  das genügt nicht? Und das wird Eure Hölle sein, wenn Ihr seht, wie die Anderen alle drinnen sind, Abraham, Isaak und Jakob, alle von Ost und West, von Nord und Süd, das heißt die ganze Welt, alle Welt ist da beisammen –  und Ihr seid draußen! Sie spüren vielleicht, wie das gegen den pharisäischen Menschentypen gemünzt ist, der aufgrund seiner Leistung einen Anspruch auf das Heil erwartet und dann gerade dadurch draußen ist. Da wird sichtbar, dass alle aus Gnade, durch das Erbarmen Gottes, in den Himmel kommen. Sie müssen das Erbarmen Gottes annehmen und mit diesem erbarmenden Gott einverstanden sein. Wer mit dem Erbarmen Gottes nicht einverstanden ist, der ist draußen; der ärgert sich, dass Gott die Anderen auch mag und durch SEIN Erbarmen auch sie in den Himmel kommen. Freilich müssen auch sie das Erbarmen Gottes annehmen. Das, was den pharisäischen Menschen so zuwider ist, ist, sich freuen zu können, sich nicht mehr ärgern zu müssen, dass Gott so ist. Das Erbarmen Gottes annehmen zu können ist deshalb so schwer, weil es der entscheidende Punkt unseres Christ­-Seins ist, weil es den Verzicht auf alle Erbarmungslosigkeit ver­langt:

VERZICHT AUF ALLE RACHE!

VERZICHT AUF ALLE EIFERSUCHT!

VERZICHT AUF ALLE VERGELTUNG!

VERZICHT AUF UNSERE IRDISCHE GERECHTIGKEIT!

Wir brauchen – irdisch gesehen- natürlich Gerechtigkeit, sonst geht unser Leben nicht; Aber: Dass wir LETZTLICH auf diese Rache verzichten können und es Gott erlauben, dass ER alle liebt – darum geht es.

So ist dieses Evangelium ein ganz dichter Impuls zur Verwirklichung christlicher Existenz und Einstellung in diesem irdischen Leben – und dem wollen wir nicht ausweichen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
  2. Lesung: 1 Korinther 12, 12-30

Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21

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Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle  E I N E R  sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.

Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.

 

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:

Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.

Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.

 

Aber, wer war dieser Jesus?

Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.

Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.

Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.

„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr.

In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“

Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.

Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.

Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.

 

Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.

Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.

 

Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.

 

 

 

 

Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den  Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“  Das will er zeigen.

Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.

 

So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:

„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“

Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.

Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.

 

Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:

Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.

Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.

 

 

Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“

So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.

„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.

 

Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:

Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:

Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann

streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.

 

 

 

 

 

Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.

Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.

So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!

 

Näheres zu Elmar Grubers Predigten

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT – Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  –  Seit 1. Dezember 2014 ist Lesejahr B.

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen. Bevor er ans Ambo trat, hatte er sich ein Grundkonzept überlegt; die Worte, die er dann sprach, waren „von oben“ eingegeben, inspiriert.

Der Text der Predigten wurde mit Erlaubnis Elmar Grubers von einer gläubigen Christin während des Gottesdienstes privat auf einem Cassettenrecorder aufgenommen und danach geschrieben. Wir danken dieser Frau, die anonym bleiben will, von ganzem Herzen, denn durch sie haben wir jede Woche einen unschätzbaren Wert!