Strahlkraft

Lebendiges Gedankengut von Pfarrer Elmar Gruber e.V.

DAS VERMÄCHTNIS VON ELMAR GRUBER

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: Pfarrer Elmar Gruber)

 ABSCHIEDSBRIEF VON PFARRER ELMAR GRUBER AN SEINE FREUNDE UND GEMEINDE

(Um den Brief besser lesen zu können – bitte auf den Brieftext klicken!)


ELMAR GRUBERS GRAB

Aufgenommen 24.03.2018

Aufgenommen 24.03.2018

DAS „AUFERSTEHUNGSGRAB“

Waldfriedhof München, Gräberfeld 123 (aufgenommen am 23. Juni 2012) 

„Auferstehung bedeutet Entgrenzung,

Aufhebung der körperlichen Daseinsgrenze.

Der Auferstandene kann jetzt auf vielerlei Weise

in Erscheinung treten und Menschen begegnen.“

Elmar Gruber

 

 


 

ELMAR GRUBERS PREDIGT ZUM NÄCHSTEN SONNTAG ODER FEIERTAG – IMMER AKTUELL!

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT

IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS  – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!

VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER

Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  – seit dem 1. Advent 2024 (01. Dezember 2024) ist Lesejahr C.

Immer die aktuelle Predigt!

Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!

Auch als Predigt-Vorlagen!

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.

Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.

Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!

 

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Allerheiligen – 01. November 2025

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 01.11.2000

 

1. Lesung: Offb 7,2-4. 9-14: „Ich sah eine große Schar aus allen Nationen und Sprachen; niemand konnte sie zählen.“                                                                

2. Lesung: 1 Joh 3,1-3Wir werden Gott sehen, wie ER ist.“

Evangelium: Mt 5, 1-12aFreut Euch und jubelt! Euer Lohn im Himmel wird groß sein.“                                                                                                                                       ———————————————-                                                                                                                              

Ich begrüße Sie herzlich zum Fest „Allerheiligen“! Das Fest „Allerheiligen“ und das Fest „Allerseelen“ erinnern uns an die Gemeinschaft, die den Tod übergreift. Diese Gemeinschaft wird durch das Erbarmen Gottes bewirkt. Je älter man wird und je mehr man Menschen durch den Tod verliert, umso wichtiger wird für uns diese todübergreifende Gemeinschaft mit den Verstorbenen.

 

Predigt

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das heutige Evangelium zeigt uns, wie man in den Himmel kommt. Wenn ich an meine Kinderzeit denke, da stand im Religionsbüchlein der Vers: „Eins hab‘ ich mir vorgenommen, in den Himmel muss ich kommen. Mag es kosten was es will, für den Himmel ist mir nichts zu viel.“ Was muss ich also tun, damit ich in den Himmel komme?  Eigentlich kann ich nichts tun, damit ich in den Himmel komme. Gott verzeiht mir alle meine Sünden. Aber ich muss etwas werden, was ich von Geburt aus noch nicht bin. Ich muss ein Heiliger werden, denn bei Gott sind nur die Heiligen glücklich. Wir haben schon viel meditiert über „Heiligkeit“, das „Heil-Sein“, das „Ganz-Sein“, das „Heilig-Sein“. Im heutigen Evangelium werden uns noch genauer acht Inhalte der Heiligkeit gezeigt. Wir nennen sie „Seligkeiten“. Selig, die arm sind vor Gott! Selig die Trauernden! ….. usw. Aber denken wir einmal statt Seligkeiten die acht Heiligkeiten. Wenn wir das Wort Heiligkeit gebrauchen, meinen wir immer nur den moralischen Bereich. In Wirklichkeit ist die moralische Qualität eine Folge der Heiligkeit; Heiligkeit steht darüber, sie ist mehr.

Es wird viel herumgerätselt, über die eine Sünde, die Gott nicht vergeben kann, die Sünde gegen den Heiligen Geist. Diese eine Sünde ist die Unbarmherzigkeit. Wenn ein Mensch unbarmherzig bleibt (es geht hier um eine Haltung), dann nützt auch die ganze Vergebung Gottes nichts, dann kommt Gott nicht in den Menschen hinein. So glaube ich, dass man diese acht Heiligkeiten, die wir eben gehört haben, noch einmal verdichten kann auf die eine: „Selig die Barmherzigen! Sie werden Barmherzigkeit finden.“ Oder, wie man früher übersetzt hat, stand da: „…Barmherzigkeit erlangen“. Es kommt eben alles darauf an, dass ich Barmherzigkeit erlange, aber in dem Sinn, dass ich selbst barmherzig werde. Das ist sozusagen eine ganz neue Wesenheit.

Vom Tierreich bringe ich meine Triebe mit. Der Mensch ist von Natur aus ein Egoist, und diese Kräfte braucht er. Aber so wie sie eben beim Tier gelenkt sind durch die Triebsteuerung, muss der Mensch diese Triebe erst regeln und lenken. Er lenkt sie durch das Prinzip „Liebe und Barmherzigkeit“. Liebe und Barmherzigkeit sind nicht irgendwelche Gefühle. Aber Barmherzigkeit ist die ‚Kraft zur Vergebung‘, sich selbst so anzunehmen, wie man ist, und den Anderen und Gott. Da liegt auch das Moment, das mir Antwort gibt auf die Frage: Was muss ich tun? Da liegt etwas bei mir, was mir Gott nicht abnimmt. „Selig die Barmherzigen!“ Ich muss anfangen, auf Gott einzugehen. ER zeigt uns SEINE grenzenlose Barmherzigkeit. Das ganze Jahr meditieren wir darüber, damit wir davon ergriffen werden. Die Sehnsucht ist in uns, dass wir danach streben, durch und durch barmherzig zu werden. In der Bergpredigt ist uns auch gesagt, wie weit die Barmherzigkeit geht – bis hin zur Feindesliebe. Da stehen wir wieder vor dem Dilemma: Ja, ich kann meine Feinde nicht lieben, weil das Vergeltungsdenken und das Lohn- Strafe-Denken mir anerzogen ist. Wie komme ich dann dazu, wenigstens anzufangen, barmherzig zu werden? Ja, indem ich an die Allbarmherzigkeit Gottes, die ER geoffenbart hat, glaube und anfange, meine angeborene Unbarmherzigkeit zu entschärfen, sie aufzulösen. Wenn mir bewusst ist, dass Gott auch meine Feinde liebt, dann kann ich meine Feinde nicht mehr so hassen als wenn ich diesen Glauben nicht hätte. Wenn in der Welt die Menschen in ihrem Hass aufeinanderprallen, dann fehlt eben die Barmherzigkeit. Es fehlt dieser Glaube, dass unser oberster Schöpfer und Herr die Anderen auch liebt, alle liebt. Erst dieser Glaube gibt uns die Hoffnung, dass letztlich alle heilig werden.

Wenn wir uns an die 144.000 erinnern, die in der Apokalypse genannt sind, dann ist das auch eine Zahl der Ganzheit, 12 mal 12. Wo in der Bibel die Zahl „12“ auftaucht, zum Beispiel „12 Legionen Engel“, die Jesus haben könnte, geht es immer um alles.

Nun kommen wir auch zu der Frage des „Fegefeuers“. Für mich ist es eine ganz wichtige Vorstellung, weil kaum ein Mensch wohl in diesem irdischen Leben vollkommen heilig, vollkommen barmherzig wird. Er kann nur schauen, dass er anfangshaft, prinzipiell, auf diese Linie kommt. Das „Fegefeuer“ ist der Umschmelzungsprozess in der Liebe Gottes in unserem und nach unserem Tod. Wenn wir von der „Qual des Fegefeuers“ und von den „Qualen der Hölle“ sprechen, können wir darin entdecken, wie schmerzlich es ist und wie viel es braucht, dass ein Mensch, der noch in Hass, in der Vergeltung und seiner Selbstgerechtigkeit verstrickt ist, barmherzig wird. Wenn wir dann dem allbarmherzigen Gott begegnen, dann wird dieser Umschmelzungsprozess vollendet. Das „Feuer“ ist die Liebe Gottes, und schmerzlich ist die Liebe Gottes für den, der noch nicht gleichförmig ist mit diesem Gott, der noch nicht sehen kann, dass die Anderen auch geliebt sind. In der Bibel kennen Sie das Gleichnis vom königlichen Hochzeitsmahl, mit dem Mann ohne Hochzeitsgewand. Das ist der, der sozusagen im Himmel ist, wo Gute und Böse alle da sind, aber der nicht auf die Barmherzigkeit eingestellt ist; der kann nur heulen und mit den Zähnen knirschen. Wenn Einer ewig verstockt bliebe, durch das Erbarmen Gottes nicht angerührt würde, dann wäre der in der Hölle. Aber ich kann mir das nicht vorstellen, weil alle Menschen, die ich näher kennengelernt habe, kennengelernt habe als Menschen, die sich im Grunde ihres Herzens nach der Liebe Gottes sehnen, dass die in die Hölle kommen. Das gibt uns auch die Zuversicht, dass am Ende alles gut wird.

Wenn wir für unsere Verstorbenen beten, dann ist das sozusagen ein Hinüberreichen unserer Barmherzigkeit über die Todesgrenze hinaus. Im Gedenken an unsere Toten und an die Heiligen, die in der Vollendung sind, können wir die Kraft schöpfen und das Vertrauen erhalten auf die allbarmherzige Kraft der Liebe Gottes, die auch jetzt schon anfängt, uns zu heiligen und uns einmal vollenden wird im Gericht SEINER Gnade.

 

Allerseelen – 02. November 2025

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 02. November 2008

 

1. Lesung: 2 Makk 12, 43-45

2. Lesung: 1 Thess 4, 13-18

Evangelium: Joh 11, 17-27

 

Ich begrüße Sie zum „Allerseelen-Tag“!

Wir gedenken wieder der Verstorbenen, die unterwegs sind zur vollkommenen Barmherzigkeit.

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Die meisten Menschen haben Angst vor dem Tod. Wo kommt eigentlich diese Angst her? Es ist die Angst vor dem Jüngsten Gericht, wo alles aufkommt und bestraft wird.

Ich habe vor langer Zeit mit Johann Baptist Metz einen Seminartag mitgemacht über das Jüngste Gericht. Da hatte der Professor – damals mehr bekannt als heute – gesagt, es ist nichts so klar belegt wie im Alten Testament und auch in anderen Religionen, dass am Ende das Gericht steht und dass jeder verantwortlich ist für sein Tun; und da kommt entsprechend die Strafe.

Wenn alles aufkommt, das macht Angst. Im Alten Testament ist die Botschaft vom Jüngsten Gericht, das Bild vom strafenden Gott, stark ausgeprägt, und das macht Angst. Doch das ist gerade die Frohe Botschaft, dass Jesus zeigt, dass eben bei aller Strafe und Vergeltung, die irdisch gesehen sein muss, letztlich die Liebe stärker ist. In der Liebe Gottes, in SEINER Barmherzigkeit, werden Menschen barmherzig, und das ist der „Himmel“.

Vielleicht noch eine kurze Zusammenfassung: Das Alte Testament und die anderen Religionen sprechen vom Strafgericht am Ende. Du kannst nichts unter den Tisch kehren, es kommt alles auf. Aber das, was Christus gebracht hat und was eigentlich (wie es die Fachleute eben auch nachweisen können) nur im Christentum vorhanden ist, ist das „Gnadengericht“ – die Botschaft vom Gericht (es muss gerichtet werden), aber eben nicht als Strafgericht, sondern als Gnadengericht.

Wenn vielleicht erst im Tod Viele Gott sehen werden, wie Paulus sagt „von Angesicht zu Angesicht“, dann werden sie erkennen (was ja auch das Anliegen Luthers war), dass unser Gott gnädig ist. Gott verlangt schon etwas, nämlich, dass auch wir gnädig werden; da ist natürlich all das Gute auch mitenthalten. Ein gnädiger Mensch wird sich zu keinem Verbrechen verleiten lassen. Auch das können wir erkennen, dass die meisten Menschen, wenn sie sterben, noch nicht fertig sind.

Ich habe das gern verglichen mit den Tomaten. Wenn der Frost kommt, und es sind noch grüne Tomaten an der Pflanze dran, dann müssen die noch nachreifen.

Sie werden in der Wohnung dann auf den Schrank gelegt, bis sie rot werden. So werden auch wir, wenn wir noch nicht fertig sind, nachreifen müssen, bis wir vollendet sind durch das Erbarmen Gottes.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
  2. Lesung: 1 Korinther 12, 12-30

Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21

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Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle  E I N E R  sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.

Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.

 

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:

Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.

Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.

 

Aber, wer war dieser Jesus?

Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.

Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.

Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.

„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr.

In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“

Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.

Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.

Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.

 

Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.

Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.

 

Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.

 

 

 

 

Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den  Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“  Das will er zeigen.

Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.

 

So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:

„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“

Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.

Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.

 

Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:

Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.

Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.

 

 

Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“

So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.

„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.

 

Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:

Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:

Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann

streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.

 

 

 

 

 

Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.

Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.

So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!

 

Näheres zu Elmar Grubers Predigten

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT – Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  –  Seit 1. Dezember 2014 ist Lesejahr B.

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen. Bevor er ans Ambo trat, hatte er sich ein Grundkonzept überlegt; die Worte, die er dann sprach, waren „von oben“ eingegeben, inspiriert.

Der Text der Predigten wurde mit Erlaubnis Elmar Grubers von einer gläubigen Christin während des Gottesdienstes privat auf einem Cassettenrecorder aufgenommen und danach geschrieben. Wir danken dieser Frau, die anonym bleiben will, von ganzem Herzen, denn durch sie haben wir jede Woche einen unschätzbaren Wert!


„Begegnung und Gespräch“

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: “Begegnung und Gespräch”)

Titelblatt 'Begegnung und Gespräch'

Titelblatt ‚Begegnung & Gespräch‘

Seit Bestehen der ökumenischen Zeitschrift „Begegnung und Gespräch“ gehörte Elmar Gruber führend dem Gründungs-Ausschuss und ihrem Redaktionsteam an.

1969 wurde dieses jährlich dreimal erscheinende Heft als Beilage der Verbandszeitschriften der beiden großen bayerischen Lehrerverbände BLLV und KEG aus der Taufe gehoben. Darüber hinaus hat dieses Blatt mittlerweile in Lehrer-, Pfarrer- und Hochschulkreisen – auch über die bayerischen Grenzen hinaus – eine weit gestreute Verbreitung erfahren.

Kein Jahr verging, in dem Elmar Gruber nicht einen oder mehrere Beiträge beisteuerte und die redaktionelle Arbeit mit sprachbegabtem Sachverstand, unermüdlichem Engagement und spritzigem Humor begleitete und prägte. In zahlreichen Leserzuschriften erfährt auch heute noch die Redaktion, wie wichtig gerade seine meditativen, theologischen und religionspädagogischen Beiträge für viele Menschen waren. Der barmherzige, nicht strafende Gott, die Erfahrung des Angenommenseins von einer unendlichen und absoluten Liebe, weit weg von engstirniger Dogmatik – in jedem seiner Artikel und Bilder wurde Grubers weit umspannendes, ökumenisches Anliegen sichtbar.

Die Zeitschrift „Begegnung und Gespräch“ kann unter dem folgenden Link aufgerufen werden: https://begegnung-online.de – Ergänzendes findet man auf der Online-Lehrerbibliothek www.lbib.de.

Neben der Übersichtsseite gibt es auch aktuelle Neuerscheinungen und Publikationen dieser Zeitschrift aus früheren Jahren – mit zahlreichen Bild- und Textbeiträgen von und auch über Elmar Gruber.
Alle Inhalte stehen dort, nach einem Klick auf das jeweilige Titelbild einer Ausgabe, als PDF-Datei kostenlos zur Verfügung.