Strahlkraft

Lebendiges Gedankengut von Pfarrer Elmar Gruber e.V.

DAS VERMÄCHTNIS VON ELMAR GRUBER

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: Pfarrer Elmar Gruber)

 ABSCHIEDSBRIEF VON PFARRER ELMAR GRUBER AN SEINE FREUNDE UND GEMEINDE

(Um den Brief besser lesen zu können – bitte auf den Brieftext klicken!)


ELMAR GRUBERS GRAB

Aufgenommen 24.03.2018

Aufgenommen 24.03.2018

DAS „AUFERSTEHUNGSGRAB“

Waldfriedhof München, Gräberfeld 123 (aufgenommen am 23. Juni 2012) 

„Auferstehung bedeutet Entgrenzung,

Aufhebung der körperlichen Daseinsgrenze.

Der Auferstandene kann jetzt auf vielerlei Weise

in Erscheinung treten und Menschen begegnen.“

Elmar Gruber

 

 


 

ELMAR GRUBERS PREDIGT ZUM NÄCHSTEN SONNTAG ODER FEIERTAG – IMMER AKTUELL!

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT

IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS  – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!

VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER

Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  – seit dem 1. Advent 2025 (30. November 2025) ist Lesejahr A.

Immer die aktuelle Predigt!

Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!

Auch als Predigt-Vorlagen!

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.

Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.

Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!

 

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Neujahrstag A – Oktavtag von Weihnachten –

Hochfest der Gottesmutter Maria – 01. Januar 2025

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 01. Januar 1993

 

1. Lesung: Num 6,22-27: „So sollen sie MEINEN Namen auf die Israeliten legen, und ICH werde sie segnen.“

2. Lesung: Gal 4, 4-7: „Gott sandte SEINEN Sohn, geboren von einer Frau, damit wir die Sohnschaft erlangen.“

Evangelium: Lk 2, 16-21: „Sie finden Maria und Josef und das Kind. Als acht Tage vorüber waren, gab man dem Kind den Namen Jesus.“

 

Ich begrüße Sie herzlich zum Neujahrstag, zum Oktav-Tag von Weihnachten, zum Fest der Mutterschaft Mariens!

Das sind viele Motive zum Nachdenken. An solchen Tagen denken wir auch über das Grundsätzliche nach, und so auch über die grundsätzlichen Fehler unseres Lebens. Dieser Grundsatzfehler ist, dass wir zu wenig Gottvertrauen haben und immer zu sehr auf uns vertrauen.

 

Predigt

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Als Neujahrsgeschenk habe ich Ihnen heute zwei ganz verrückte Gedanken mitgebracht. Ich kann Ihnen sagen, dass, wenn Sie diese Gedanken ins Leben hereinnehmen, diese ungemein hilfreich werden können. Es ist darin nicht meine Weisheit versteckt, sondern die Weisheit der ganzen Menschheit. Ich kann nur versuchen, die Gedanken anzudeuten, ein bisschen auszubreiten, aber hereinnehmen ins Leben – das müssen Sie bitte selbst.

Der erste Gedanke:
Unter Garantie ist es ungemein hilfreich, wenn Sie sich bemühen, tageweise leben zu lernen. Kardinal Faulhaber sagte einmal: „Gott gibt uns nicht alle Tage auf einmal, sondern immer nur einen Tag.“ Wenn man alles auf einmal sieht, dann dreht man durch. Ich habe gestern so eine kleine Kostprobe gemacht und habe meinen Terminkalender angeschaut. Ich habe es gleich am Herz gespürt und habe mir gedacht: „Wegschauen, wegschauen! Es kommt immer nur ein Tag! Wenn ich vielleicht morgen schon tot bin, dann hätte ich mich umsonst aufgeregt.“ Also – tageweise leben!

Nun eine Hilfe, rein vom Gedanken her: Seit der Relativitätstheorie von Einstein Anfang des 20. Jahrhunderts steht eigentlich physikalisch fest, dass es die Zeit gar nicht gibt, es gibt nur die Gezeiten, es gibt keine Gleichzeitigkeit. In vielen Systemen in unserem Kosmos gibt es überall andere Zeiten, sodass es die Zeit gar nicht gibt. Was es gibt, sind die Rhythmen: Tag und Nacht, Nacht und Tag. Der Mensch bekommt die Ewigkeit in Form von Rhythmen geschenkt. Der Mensch strickt sich aus dem Rhythmus-Material die Zeit. Mit der Zeit macht er die Hetze, denn das und das muss er erreichen, und dann verliert er die Tage, das große, ewige Leben.

Gott kommt in den Tagen, im Jetzt, im Heute, zu uns herein. Leben lerne ich nicht, wenn ich das und das erreiche, oder anders ausgedrückt: Das Ziel des Lebens habe ich nicht erreicht, wenn ich das und das erlangt habe, das, was ich mir vorgenommen habe, sondern das Ziel des Lebens habe ich erreicht, wenn es mir immer mehr gelingt, die Tage zu leben und das ewige Leben, das Leben in meinem Tag, zu verwirklichen.

Das wäre die Übung, dass man mal jeden Tag abends loslässt. Es gibt Leute, die können ewig dahinstreiten, sodass man dann am Abend sagen sollte: „Jetzt ist Ruhe, morgen kommt wieder ein neuer Tag. Jetzt lass ich das einmal los, kann ja morgen ganz neu denken. Morgen schaue ich wieder ganz anders aus der Wäsche.“ Oder wenn man eine Not hat: Loslassen, sehen, was der neue Tag wieder bringt, mir den neuen Tag schenken lassen! Je mehr die Tage an Lebensdichte zunehmen, umso weniger wird es bedeutsam, wie lange ich lebe, wenn ich nur das Leben habe. Rauskommen aus dem Zeitstress, aus diesem Irdischen, das, was der Tod beendet! Der Tod beendet die Zeit – dann ist es aus, aber das Leben beendet er nicht. Und je mehr wir tageweise gelebt haben, umso weniger kann uns der Tod töten.

Man kann es auch bei Kindern beobachten. Kinder haben noch kein Zeitgefühl, das lernen sie erst. Kinder sind rein in der Gegenwart. Wenn die spielen, dann vergessen sie alles. Uns geht es auch noch so, wenn wir irgendwo ganz fasziniert sind. Dann vergeht die Zeit, dann merkt man nicht mehr, wie die Stunden vergehen. Das ist gemeint! Wenn ich mein ganzes Leben auf einmal sehe, dann bringt es mich ja um. Wenn ich aber sage, dass ich jetzt wieder einen neuen Tag leben darf, den alten Tag,  so fertig und unfertig wie er ist, ins Erbarmen Gottes geben darf und den neuen Tag nehme als ein Geschenk aus SEINER Vorsehung, auch aus SEINEM Erbarmen – das wäre dann Lebenskunst.

Unser Münchner und mein geliebter Pater Rupert Mayer, der sagte es auch: „Ich versuche, jeden Gedanken an die Vergangenheit auszuschlagen und auch jeden Gedanken an die Zukunft. Ich konzentriere mich nur auf mein Tagwerk. Und dann vergehen die Tage unheimlich schnell, und ich hoffe, dann bereit zu sein, wenn der Herr ruft.“ Das sind Heilige, das sind eben Vorbilder!

Oberflächlich müssen wir natürlich auch vorsorgen. Das ist hier nicht gemeint, aber es muss die Oberfläche bleiben. Das tiefste Lebensgefühl und der tiefste Lebenswille muss sich eben auf das Tageweise-Leben konzentrieren.  Das ist der eine Gedanke.

Und jetzt der zweite Gedanke: Ich habe ein Symbol mitgebracht, einen Felsen. Es sollte eigentlich ein ganz großer Felsen sein, aber den kann ich ja nicht tragen. Hier soll die Frage gestellt werden: Wie gehe ich mit dem Schweren in meinem Leben um? Es gibt leichte Schwierigkeiten, Kieselsteine, das ist klar, die kehrt man weg. Aber es geht um das Schwere, das ich nicht mehr ertragen kann. Da sieht man, dass Menschen versuchen, wenn etwas ganz Schweres kommt, dass sie, je schwerer es ist, umso mehr sich dagegen sträuben. Und je mehr ich – denken Sie jetzt an einen Felsen im Gebirge – den wegschieben möchte, umso schwerer wird es, umso mehr merke ich, dass das nicht geht. Was kann ich tun? Es gibt da eine andere Möglichkeit: Dass ich mich daraufsetze, dann ist der Stein nicht bloß schwer, sondern dann trägt er mich. Wenn ich mich auf den Felsen draufsetze, dann macht mich das Schwere leicht, dann kann ich direkt ausrasten auf dem Schweren, das ich nicht ertrage. Das ist ein Symbol – da kann man ewig hineinmeditieren, und immer geht einem etwas Neues auf. Die unerträgliche Last kann das werden, was mich trägt, wenn ich anders damit umgehe. Das, was Dich belastet, ist gleichzeitig das, was Dich entlastet, wenn Du eine andere Beziehung dazu bekommst. So kann man sagen: In allem, was uns so schwer belastet, steckt auch die Kraft drinnen, die mich trägt.

Der Mensch fragt oft: „Warum, warum ist das so, warum?“ Wie ist es zu erklären, dass ein Mensch im Sumpf drinsteckt und der Andere ihm die Stange hinhält, an der er sich nur einhalten müsste, und er aber wissen will, warum er im Sumpf drinsteckt? Das ist so im Menschen, weil er sich immer dagegen sträubt. Und oft ist es so, dass vielleicht der Leidensdruck so groß werden muss, bis die Kraft kommt, um anders zu leben. Du musst vertrauen: Wenn ich das, was mich belastet, verlasse, dann trägt es mich.

Wollen wir das alles zusammenfassen in einem Wort, das wir in den Psalmen oft sagen: Gott, Du bist mein Fels.“ Der Fels kann mich belasten, wo ich oft drunter bin, und der Fels, kann mich tragen, wenn ich drüber bin. Wenn es drunter und drüber geht, dann gehört das im Leben zusammen. Wenn ich merke, dass es jetzt bei mir drunter geht, dann sage ich: „Das ist das Signal, das Signal Deines Gottes, dass Du drüber kommen musst, damit ER, der jetzt Deine Last ist, Dich trägt.“ Das steckt drinnen im Gott, Du bist mein Fels, der mich belastet und der mich trägt, der mich nur belastet, damit ich einmal es wage, mich auf IHN zu verlassen und auf IHN zu vertrauen. Dann geschieht das Wunder, und das ist auch ein biblisches Wort, dass der Glaube Berge versetzt. Dass der Berg, das Schwerste, das Leichteste wird.

Das können wir mitnehmen ins neue Jahr: „Gott, Du bist mein Fels, Du bist es, wenn es drückt, Du bist es, wenn es trägt.“

So wünsche ich Ihnen ganz bewusst kein gutes Neues Jahr, sondern viele gute Tage!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
  2. Lesung: 1 Korinther 12, 12-30

Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21

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Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle  E I N E R  sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.

Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.

 

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:

Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.

Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.

 

Aber, wer war dieser Jesus?

Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.

Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.

Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.

„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr.

In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“

Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.

Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.

Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.

 

Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.

Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.

 

Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.

 

 

 

 

Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den  Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“  Das will er zeigen.

Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.

 

So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:

„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“

Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.

Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.

 

Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:

Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.

Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.

 

 

Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“

So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.

„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.

 

Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:

Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:

Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann

streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.

 

 

 

 

 

Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.

Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.

So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!

 

Näheres zu Elmar Grubers Predigten

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT – Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  –  Seit 1. Dezember 2014 ist Lesejahr B.

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen. Bevor er ans Ambo trat, hatte er sich ein Grundkonzept überlegt; die Worte, die er dann sprach, waren „von oben“ eingegeben, inspiriert.

Der Text der Predigten wurde mit Erlaubnis Elmar Grubers von einer gläubigen Christin während des Gottesdienstes privat auf einem Cassettenrecorder aufgenommen und danach geschrieben. Wir danken dieser Frau, die anonym bleiben will, von ganzem Herzen, denn durch sie haben wir jede Woche einen unschätzbaren Wert!


„Begegnung und Gespräch“

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: “Begegnung und Gespräch”)

Titelblatt 'Begegnung und Gespräch'

Titelblatt ‚Begegnung & Gespräch‘

Seit Bestehen der ökumenischen Zeitschrift „Begegnung und Gespräch“ gehörte Elmar Gruber führend dem Gründungs-Ausschuss und ihrem Redaktionsteam an.

1969 wurde dieses jährlich dreimal erscheinende Heft als Beilage der Verbandszeitschriften der beiden großen bayerischen Lehrerverbände BLLV und KEG aus der Taufe gehoben. Darüber hinaus hat dieses Blatt mittlerweile in Lehrer-, Pfarrer- und Hochschulkreisen – auch über die bayerischen Grenzen hinaus – eine weit gestreute Verbreitung erfahren.

Kein Jahr verging, in dem Elmar Gruber nicht einen oder mehrere Beiträge beisteuerte und die redaktionelle Arbeit mit sprachbegabtem Sachverstand, unermüdlichem Engagement und spritzigem Humor begleitete und prägte. In zahlreichen Leserzuschriften erfährt auch heute noch die Redaktion, wie wichtig gerade seine meditativen, theologischen und religionspädagogischen Beiträge für viele Menschen waren. Der barmherzige, nicht strafende Gott, die Erfahrung des Angenommenseins von einer unendlichen und absoluten Liebe, weit weg von engstirniger Dogmatik – in jedem seiner Artikel und Bilder wurde Grubers weit umspannendes, ökumenisches Anliegen sichtbar.

Die Zeitschrift „Begegnung und Gespräch“ kann unter dem folgenden Link aufgerufen werden: https://begegnung-online.de – Ergänzendes findet man auf der Online-Lehrerbibliothek www.lbib.de.

Neben der Übersichtsseite gibt es auch aktuelle Neuerscheinungen und Publikationen dieser Zeitschrift aus früheren Jahren – mit zahlreichen Bild- und Textbeiträgen von und auch über Elmar Gruber.
Alle Inhalte stehen dort, nach einem Klick auf das jeweilige Titelbild einer Ausgabe, als PDF-Datei kostenlos zur Verfügung.