Strahlkraft

Lebendiges Gedankengut von Pfarrer Elmar Gruber e.V.

DAS VERMÄCHTNIS VON ELMAR GRUBER

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: Pfarrer Elmar Gruber)

 ABSCHIEDSBRIEF VON PFARRER ELMAR GRUBER AN SEINE FREUNDE UND GEMEINDE

(Um den Brief besser lesen zu können – bitte auf den Brieftext klicken!)


ELMAR GRUBERS GRAB

Aufgenommen 24.03.2018

Aufgenommen 24.03.2018

DAS „AUFERSTEHUNGSGRAB“

Waldfriedhof München, Gräberfeld 123 (aufgenommen am 23. Juni 2012) 

„Auferstehung bedeutet Entgrenzung,

Aufhebung der körperlichen Daseinsgrenze.

Der Auferstandene kann jetzt auf vielerlei Weise

in Erscheinung treten und Menschen begegnen.“

Elmar Gruber

 

 


 

ELMAR GRUBERS PREDIGT ZUM NÄCHSTEN SONNTAG ODER FEIERTAG – IMMER AKTUELL!

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT

IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS  – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!

VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER

Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  – seit dem 1. Advent 2024 (01. Dezember 2024) ist Lesejahr C.

Immer die aktuelle Predigt!

Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!

Auch als Predigt-Vorlagen!

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.

Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.

Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!

 

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Christkönigsfest C23. November 2025

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 25. November 2001

 

1. Lesung: 2 Sam 5, 1-3 „Sie salbten David zum König von Israel.“

2. Lesung: Kol 1, 12-20 ER hat uns aufgenommen in das Reich SEINES geliebten Sohnes.“ 

Evangelium: Lk 23, 35-43 „Jesus, denk an mich, wenn Du in Deiner Macht als König kommst.“

 

Ich begrüße Sie herzlich zum letzten Sonntag im Jahreskreis, zum Christkönigsfest! „Macht und Gewalt“ und die „Ohnmacht der Liebe“ sind die Themen dieses Festes. Und dieses Fest soll uns mit Freude und Hoffnung erfüllen, weil wir einen König ha­ben und die Macht der Liebe sich letztlich durchsetzen wird.

Wir bitten den Herrn um SEIN Erbarmen, dass wir jetzt schon immer wieder aus dieser Hoffnung leben können und den Frieden dort bringen, wo er nötig ist.

Wir bitten im Kyrie.

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Was fällt Ihnen ein, wenn Sie das Wort König hören? Kinder sagen: „Krone!“ Was muss ein König tun? Kinder antworten: „Er muss regieren.“ Wir Menschen brauchen jemand, der uns regiert, mit Macht, und wenn es sein muss, mit Gewalt, weil wir aus uns selber ohne Regierung nicht leben können. Wir würden ein Chaos anrichten und uns selbst ausrotten. Und in alter Zeit war der König eben der Machthaber, der dafür sorgen musste, dass man gut miteinander leben konnte, der für Gesetze und für Normen sorgte und dafür, dass die Normen eingehalten wurden. Und dann war der König auch der Mittler zwischen den Mächten von oben und unten. Die Kro­ne, die auch unsere Madonna trägt, deutet das an, sie ist nach oben offen, um die Kraft aus der Höhe zu sammeln und an die Menschen zu verteilen. Und wenn ein König diese Aufgabe zu regieren und die Kraft von oben zu vermitteln nicht erfüllt hatte, dann wurde er vertrieben.

Woher kommen die Macht und die Gewalt? Ich erinnere mich noch, wie man nach dem Krieg in der Politik gerungen hat. Konrad Ade­nauer war eigens mal in München, um zu klären, ob man das Wort christlich in die Politik einführen soll, in dem man christliche Parteien kreiert. Man hat sich dann dafür entschieden aus der Einsicht, dass es keine Politik ohne christliches Menschenbild gibt, was heute eigentlich nicht mehr gesehen wird, außer den christlichen Parteien. Alois Glück war es, der gesagt hatte: „Eine Politik ohne christliches Menschenbild ist nicht würdig.“ Auch wenn es nicht genannt wird, es liegt ein christliches Menschenbild zugrunde, gerade in den Fragen nach dem Glauben. Der glaubende Mensch hat ein anderes Menschenbild als der Nicht-Glaubende. Für den glaubenden Menschen ist der Mensch ein Geschöpf Gottes. Und die Macht, die zum Regieren notwendig ist, bis hin zur Gewalt, ist dem Menschen von Gott, dem Schöpfer, mitgegeben.

Die Gewalt kommt letztlich ursprungshaft nicht vom Menschen. Der Mensch muss sie verwalten, muss sie verantwortlich ausüben. Wenn man sagt, dass alle Macht und alle Gewalt vom Volk ausgeht, dann ist damit gemeint, dass die, die die Macht ausüben, denen Gewalt anvertraut wird, dass die vom Volk bestimmt sind, um möglichst Viele an der Ausübung der Macht und der Gewalt zu beteiligen und die Verantwortung sozusagen von einem Menschen auf viele Menschen zu übertragen.

Wir sind verantwortlich für unseren Stamm. Aber da scheiden sich schon die Geister. Für einen gläubigen Menschen ist es bedenklich, wenn Politiker von vornherein Gott aus ihrer Aufgabe ausklammern. Was erwartet der Mensch von der Gewalt? Ja, dass Ordnung, Gerechtigkeit herrscht und Strafe, wo sie sein muss, um die Gesetze aufrechtzuerhalten, die dieser Ordnung dienen. Wir leben in einer Zeit, in der die Diskussion um die Gewalt und um die Mög­lichkeiten, was Gewalt auch bereiten kann, doch irgendwo an die Grenzen kommt. Man muss vielleicht eingreifen mit Macht und Gewalt. Aber kann denn die Gewalt schon den Frieden bringen, den sich die Menschen erhoffen? Und da stoßen wir auf ein Phänomen, auf das Phänomen Mensch, der sich ja auch nach mehr sehnt. Der Mensch sehnt sich nach Liebe. Und Liebe kann eben die Macht der Gewalt nicht ge­ben. Und Frieden, einen echten Frieden, wird es nur geben können, wenn er aus der Liebe kommt, aus der Kraft der Liebe, die nur von liebenden Menschen selbst kommen kann. Der Mensch möchte mit Gewalt alles machen. Und so möchte er auch die Liebe mit Gewalt machen. Und er scheitert schon im zwischen­menschlichen Bereich, wo zwei Menschen oder eine Familie zusammenleben. Liebe kann man nicht mit Gewalt erzwingen. Und wo Liebe mit Gewalt erzwungen wird, wo man das versucht, entsteht immer Terror. Und wo kommt die Liebe dann her? Ja, die Liebe kommt nur durch Begeisterung. Wenn ein Mensch Liebe hat, dann kann diese Liebe wiederum Andere begeistern, anstecken und dadurch verändern.

Was sehen wir nun beim „Christkönigsfest“? Die Vorwürfe, die gerade von Judas und auch von Petrus kommen, sind wohl Vorwürfe an Jesus: „Warum setzt Du Deine Gewalt, die Gewalt der All­macht, nicht ein? Du bist doch in allem mächtig, Du bist doch der Allmächtige. Warum verordnest Du es nicht mit Gewalt, mit Eingreifen von außen her?“ Sie verspotten IHN: „Ja, wenn Du der Messias bist, dann hilf Dir doch, Du hast doch alle Gewalt.“ Und da kommt keine Antwort! ER trägt SEIN Schicksal bis zur Hingabe des irdischen Lebens, um etwas zu zei­gen, um eine Macht zu zeigen, die stärker ist als alle Macht der Menschen, als alle Gewalt der Menschen, die Macht der Liebe, die sich gerade in der irdischen Ohn­macht mächtiger als alle andere Gewalt erweist. Das ist einerseits die Lösung, die Erlösung, und andererseits auch die Zumutung. Ganz dicht hat das Paulus ausge­drückt im Kolosser-Brief. Das sind vielleicht ein paar schwierige Sätze: Gott wollte mit SEINER ganzen Fülle in IHM wohnen, um durch IHN alles zu versöhnen. Die Macht Gottes ist die Macht der Liebe, die in Jesus wohnt, die ER zeigt und beweist durch SEINEN Tod.  Gott wollte alle im Himmel und auf Erden zu Christus führen, der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch SEIN Blut.

Wenn wir vom vergossenen Blut hören, müssen wir immer daran denken, dass dies das Symbol ist für hingegebenes, irdisches Leben. Und ER gibt SEIN irdisches Leben hin, um zu zeigen, dass ER die Macht hat, die stärker ist als der Tod. Da müssen wir heute auch sehen, dass auch der Hass eine Macht ist, die stärker ist als der Tod. Was der Mensch nicht alles fertig bringt vor lauter Hass, sogar sich selbst in die Luft zu sprengen. Und das Entscheidende ist vielleicht, dass der Tod Jesu zeigt, dass es die Macht der Liebe gibt, die stärker ist als der Hass, weil sie den Hass aushält. Sie muss den Hass nicht von außen her vernichten, sie ist sozusagen die Kraft, die von innen her den Hass auflöst, verwandelt, in Liebe verwandelt. Im Hass stecken unheimliche menschli­che Kräfte, die der Mensch braucht, aber sie müssen geregelt werden, kanalisiert werden durch die Macht der Liebe. Das kann nie von außen her geschehen, sondern nur von innen her, im Geist der Liebe, im Geist der Freiheit.                                                                                                                                                                                                                        Ein kleines Beispiel: Es ist eigentlich die Kraft, die zunächst neutral wirkt, die so wir­ken kann wie bei Mutter Teresa und unendlich viel Liebe verbreitet. Doch dieselbe Kraft, wenn sie jetzt in den Hass des Menschen einfließt, diesen Hass, den wir im Krieg so schrecklich erleben, wenn sie eben das vollbringt, dieses Auf-Lösen, um alles im Himmel und auf Erden zu versöhnen, da steckt auch etwas Trostvolles drinnen. Eben die Macht der Liebe ist auch im Himmel, also nach unserem Tod, noch wirksam und versöhnt die Menschen, kann sie versöhnen.

Mir scheint die Fegefeuer-Lehre besonders wichtig zu sein, weil sie uns zeigt, dass hier auch nach dem Tod, wenn der Mensch der Liebe Gottes unmittelbar begegnet, die Bekehrungsprozesse noch stattfinden können. Die Macht der Liebe ist es, die Ver­söhnung bringt hier auf Erden. Und die Macht der Liebe ist die Versöhnung überhaupt in der ganzen Schöpfung. Und so soll uns das ermutigen, dass wir wenigstens in den Bereichen unserer Familien und unseren Beziehungen auf die Macht der Liebe setzen und auf die Macht der Gewalt verzichten lernen.

„Selig, die keine Gewalt anwenden!“ Wenn man keine Gewalt anwendet, ist damit noch nicht der Macht der Liebe zum Sieg verholfen. Denken wir an die Politik, wenn Kriege geführt werden und vielleicht auch sieg­reich enden, dann ist da noch lange nicht die Herrschaft der Liebe aufgerichtet. Wie schwer tun sich die Menschen mit Toleranz und Solidarität, das Existenzminium her­beizubringen, dass Menschen und Völker wenigstens einigermaßen miteinander und nicht gegeneinander leben können! Wo Menschen nicht auf Gewalt verzichten, wo sie glauben, Gewalt anwenden zu müssen, sollten sie es immer in dem Bewusstsein tun, dass aber das Ziel die Macht der Liebe ist, die Macht der Gewaltlosigkeit.                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Die Autonomen begreifen vielleicht auch, dass Gewalt nicht das Letzte ist. Aber wenn sie sich selbst zur Gewalt machen, sich selber zum Gesetz machen, ist das noch schlimmer als wenn die Macht der Gewalt in der Verantwortung vor der ewigen Macht der Liebe ausgeübt wird. Diese Herausforderung birgt aber auch diese Hoff­nung, dass wir den König haben, der mit SEINER Macht das Reich aufrichten wird, nach dem wir uns sehnen:

  • Das Reich der Wahrheit und des Lebens
  • Das Reich der Heiligkeit und der Gnade
  • Das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens.

Wir sehen auch in der Szene, die wir eben gehört haben, dass wir Menschen auch in dieser Welt doppelt reagieren können. Der linke Schächer, der lästert Gott und ruft Jesus zu: „Wenn Du die Macht hast, dann hilf Dir selbst!“ Und der Andere, der hat von innen her begriffen, und der bittet Jesus: „Denk an mich, wenn Du in Dein Reich kommst!“ Der sieht das. Und wenn wir das auch sehen, dann gilt auch uns sofort SEIN Wort: „Heute – jetzt – augenblicklich – wirst Du bei mir im Himmel sein.“

Das gibt uns die Hoffnung, dass wir IHN immer wieder neu zum König, zum Mittelpunkt unserer Herzen, machen. Und daraus kommt die Kraft, Frieden wenigstens anfangshaft, sauerteigartig, samenhaft wie ein Senfkorn, zu verbreiten und zu säen in der sicheren Hoffnung, dass diese Saat aufgehen wird und irgendwann vollendete Frucht bringen wird.

Lassen Sie mich noch zum Schluss darauf hinweisen, dass es die Heiligen sind, bei denen wir das besonders sehen können. Und wenn Einer oder Eine heiliggesprochen wird, wie es bei Maria Crescentia Höss von Kaufbeuren geschehen ist, dann ist das ein Hinweis der Kirche: Schaut hin, bei ihr ist es geschehen, dass Christus Herr und König geworden ist, die Mitte des Lebens!

Ich darf schließen mit dem Gebet von Maria Crescentia Höss von Kaufbeuren, das auch in der Kirchenzeitung abgedruckt wurde:

„Gott,

ich bin glücklich darüber,

dass nichts in mir ist,

worauf ich vertraue,

und dass meine Hoffnung

nirgendwo bestehen kann

als in Dir, mein Gott,

der Du allein

meine Zuflucht

und meine Grundmauer bist

und bleibst in Ewigkeit.

Du, o Gott,

bist meine einzige Hoffnung

und die Erfüllung

meines Verlangens.

Aus Dir lebe ich,

aus Dir kommt alles Gute,

und deshalb bist Du

der Mittelpunkt

meines Heiles.“

 

Christkönig! Halleluja!

AMEN.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
  2. Lesung: 1 Korinther 12, 12-30

Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21

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Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle  E I N E R  sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.

Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.

 

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:

Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.

Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.

 

Aber, wer war dieser Jesus?

Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.

Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.

Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.

„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr.

In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“

Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.

Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.

Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.

 

Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.

Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.

 

Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.

 

 

 

 

Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den  Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“  Das will er zeigen.

Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.

 

So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:

„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“

Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.

Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.

 

Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:

Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.

Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.

 

 

Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“

So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.

„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.

 

Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:

Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:

Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann

streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.

 

 

 

 

 

Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.

Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.

So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!

 

Näheres zu Elmar Grubers Predigten

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT – Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  –  Seit 1. Dezember 2014 ist Lesejahr B.

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen. Bevor er ans Ambo trat, hatte er sich ein Grundkonzept überlegt; die Worte, die er dann sprach, waren „von oben“ eingegeben, inspiriert.

Der Text der Predigten wurde mit Erlaubnis Elmar Grubers von einer gläubigen Christin während des Gottesdienstes privat auf einem Cassettenrecorder aufgenommen und danach geschrieben. Wir danken dieser Frau, die anonym bleiben will, von ganzem Herzen, denn durch sie haben wir jede Woche einen unschätzbaren Wert!


„Begegnung und Gespräch“

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: “Begegnung und Gespräch”)

Titelblatt 'Begegnung und Gespräch'

Titelblatt ‚Begegnung & Gespräch‘

Seit Bestehen der ökumenischen Zeitschrift „Begegnung und Gespräch“ gehörte Elmar Gruber führend dem Gründungs-Ausschuss und ihrem Redaktionsteam an.

1969 wurde dieses jährlich dreimal erscheinende Heft als Beilage der Verbandszeitschriften der beiden großen bayerischen Lehrerverbände BLLV und KEG aus der Taufe gehoben. Darüber hinaus hat dieses Blatt mittlerweile in Lehrer-, Pfarrer- und Hochschulkreisen – auch über die bayerischen Grenzen hinaus – eine weit gestreute Verbreitung erfahren.

Kein Jahr verging, in dem Elmar Gruber nicht einen oder mehrere Beiträge beisteuerte und die redaktionelle Arbeit mit sprachbegabtem Sachverstand, unermüdlichem Engagement und spritzigem Humor begleitete und prägte. In zahlreichen Leserzuschriften erfährt auch heute noch die Redaktion, wie wichtig gerade seine meditativen, theologischen und religionspädagogischen Beiträge für viele Menschen waren. Der barmherzige, nicht strafende Gott, die Erfahrung des Angenommenseins von einer unendlichen und absoluten Liebe, weit weg von engstirniger Dogmatik – in jedem seiner Artikel und Bilder wurde Grubers weit umspannendes, ökumenisches Anliegen sichtbar.

Die Zeitschrift „Begegnung und Gespräch“ kann unter dem folgenden Link aufgerufen werden: https://begegnung-online.de – Ergänzendes findet man auf der Online-Lehrerbibliothek www.lbib.de.

Neben der Übersichtsseite gibt es auch aktuelle Neuerscheinungen und Publikationen dieser Zeitschrift aus früheren Jahren – mit zahlreichen Bild- und Textbeiträgen von und auch über Elmar Gruber.
Alle Inhalte stehen dort, nach einem Klick auf das jeweilige Titelbild einer Ausgabe, als PDF-Datei kostenlos zur Verfügung.