VORWORT
IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS, DER CORONA-PANDEMIE – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!
VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER
Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C – seit dem 1. Advent 2024 (01. Dezember 2024) ist Lesejahr C.
Immer die aktuelle Predigt!
Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!
Auch als Predigt-Vorlagen!
Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.
Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.
Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!
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4. Adventssonntag C – 22. Dezember 2024
Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 18.Dezember 1994
1. Lesung: Mi 5, 1-4a „Aus Dir wird hervorgehen, der über Israel herrschen soll.“
2. Lesung: Hebr 10, 5-10 „Ja, ich komme, um Deinen Willen, Gott, zu tun.“
Evangelium: Lk 1,39-45 „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“
Ich begrüße Sie herzlich zum 4. Adventssonntag! Die Themen gehen heute dem Höhepunkt entgegen, der Begegnung mit Gott. Wir hören die lapidaren Sätze aus dem etwas schwierigen Text des Hebräerbriefes: „An Schlacht- und Speiseopfern hast Du kein Gefallen, doch einen Leib hast Du mir bereitet; Brand- und Sühnopfer forderst Du nicht. Siehe, ich komme, Deinen Willen zu erfüllen.“ Gott will nicht Opfer, ER will unser Menschsein, um SEINE Liebe zu offenbaren; das ist natürlich auch Opfer, aber in ganz anderem Sinn.
Und im Evangelium kommt das zentrale Thema der „Begegnung“ zur Sprache. Da soll uns dann vieles aufgehen, was vielleicht wichtig und hilfreich ist zu einer glücklichen Feier des Weihnachtsfestes. Es scheitert so Vieles an unserer Erbarmungslosigkeit.
Und so bitten wir Gott um SEIN Erbarmen im Kyrie.
Predigt:
Liebe Schwestern und Brüder!
In diesem Text wird uns ein Erlebnis vor Augen gestellt, das für uns alle entscheidende Wirklichkeiten offenbart. Und die christliche Kunst ist nie müde geworden, die Szene der Be-gegnung zwischen Maria und Elisabeth darzustellen und auch das innere Geschehen deutlich zu machen. Die Kunst zeigt, wie Maria Jesus im Leib trägt und Elisabeth Johannes und dass die Begegnung dieser zwei großen Gestalten eine Begegnung für die Heilsgeschichte bedeutet.
Schauen wir uns einmal diesen Vorgang an: Maria macht sich auf den Weg. Da ist einmal das Moment drinnen „DU, bleib‘ nicht sitzen und warte nicht, bis irgend etwas zu Dir kommt, sondern tu Du selber etwas! GEHE, mach Dich auf den Weg!“ Und dann kommt die Begegnung. Das ist das große Evangelium der Begegnung, in der alles geschieht. Wenn man heute soviel von Selbsterfahrung redet, dann ist hier die Antwort: Du kannst Dich selber nur erfahren in der Begegnung mit Menschen, in der Begegnung mit Geschöpfen. Und da ist dieses große Wort „Wer bin ich, dass DU zu mir kommst?“ Das ist diese Selbsterfahrung der Elisabeth, wo ihr aufgeht, was sie ist, was sie ist für Gott, dass eben Maria, die Mutter des Erlösers, zu ihr kommt.
Das ist die eine Seite, und dann die andere Seite: Maria erlebt in der Freude dieser Begegnung, was mit ihr geschehen ist. Wir dürfen uns das nicht so einfach vorstellen, dass der Heilige Geist gesagt hat, dass sie jetzt einen Sohn kriegt, und das ist der Sohn Gottes, sondern das sind ja alles Prozesse (auch die Identität), die Maria jetzt verkraften muss und wo es um dieses Ringen im Glauben geht. Auch in den Liedern kommt das zum Ausdruck: „Maria über’s Gebirge ging – „Maria durch einen Dornwald ging..“ – der dornige Weg des Glaubens! Bist es wirklich DU, der das alles mit mir anstellt? Und da muss sie durch. Und dann geschieht diese freudige Begegnung. Im Bild ist es ausgedrückt: „… dann tragen die Dornen Rosen.“ Und im Text geht es dann weiter, was wir heute im Evangelium nicht hören, wo Maria in Freude ausbricht: „Ja, GROSSES hat an mir getan, der Mächtige!“ Es ist der, der ihr eigentlich Schreckliches zugemutet hat.
Begegnung ist der ‚Ort des Erkennens durch Anerkennung‘. Jeder Mensch lechzt nach Erkennung, und er kann sie nur kriegen durch Anerkennung. Das ist besonders die Not der Kinder und der Jugendlichen von heute. Es wird viel geurteilt, verurteilt oder links liegengelassen, aber ganz wenig anerkannt. Das ist auch die Not in unserem Leben. Und da fühlt sich der Mensch verkannt, dann weiß er nicht mehr, wer er ist. Mir fällt da der Ausspruch ein: „Da weißt nimmer, ob Du a Weiberl oder a Manderl bist.“ Oder es gibt die Aussprüche „Kennst mi wieder?“ „I hab‘ mi selber nimmer kennt“, weil er oder sie verkannt war und nicht anerkannt wurde.
Das ist das eine Moment in dem allumfassenden menschlichen Ereignis der Begegnung. Und das zweite Moment ist: Hier in der Begegnung ist der Ursprung der Freude, daher kommt einfach die Freude. Man muss den Mut haben, aufeinander zuzugehen in dem Vertrauen, dass dann eine Situation entsteht, wo vielleicht die Freude kommen kann. Aber da muss man absichtslos sein. Wenn schon einer sagt, dass er zu jemandem kommt, wenn der sich so aufführt, dass er fröhlich sein kann, dann geht das nicht. Ich muss absichtslos sein, offen sein. Hier wird sichtbar, dass eigentlich nur der Glaubende fähig ist zur Freude.
Und jetzt kommt das Dritte, das Entscheidende: Dass hier in der Begegnung Gott vorkommt. Der biblische Autor sagt: „Erfüllt vom Heiligen Geist kann sich das ereignen.“ Gott ist letztlich der ‚Ursprung der Freude‘. Man wird als Religionslehrer immer wieder gefragt: „Kennst Du Gott?“ darauf antwortet man: „Ja, natürlich, sonst wäre ich nicht Religionslehrer.“ Wenn ich dann erzähle, wo Gott vorkommt, sind das alles Begegnungsgeschichten, wo das Glück vorkommt, wo die Freude vorkommt. Das Bedauerliche bei vielen Psychologinnen und Psychologen ist, die sich mit der seelischen Not von Menschen befassen, dass sie Gott nicht kennen. Ich war bei einem Einkehrtag mit Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen, die sagten: „Ich komme mit der ganzen Not der Menschen zusammen und bin hilflos.“ Dann habe ich gesagt: „Ja, unsere Hilfe ist im Namen des Herrn.“ Ich habe oft den Eindruck, wenn Menschen kaputt sind, wenn ihnen die Freude ausgegangen ist, dann werden sie behandelt wie ein Auto, das nicht mehr fährt. Dann stürzen sich die Psychologinnen und Psychologen darauf und sind drauf und dran, den Motor zu zerlegen und zu schauen, wo es nicht stimmt, was alles schiefgelaufen ist, Erziehung, Gesellschaft, alles wird zerlegt bis ins Kleinste. Und dabei fehlt nur das Benzin: Die Kraft der Freude. Und die kann die Psychologin, der Psychologe nicht machen, ich auch nicht. Aber wir wissen aus unserem Glauben, wo sie herkommt. Ich habe nichts gegen Psychologinnen und Psychologen, aber wenn sie Gott nicht kennen, dann täuschen sie sich und die Menschen und reden so, als ob man die Freude machen könnte. Es kommt auf die Begegnung an, und wenn wir Gott nicht beanspruchen, dann wird es schiefgehen. Wenn wir aber wissen, dass Gott der Ursprung der Freude ist, dann können wir IHN bitten. „Bittet, und Ihr werdet empfangen“, das heißt, Ihr müsst eine andere Einstellung haben, keine „macherische“ Einstellung. Bitten heißt nicht, dass wir bei Gott betteln müssen. Die Realität ist, dass ich das, wovon ich lebe, nicht selber machen kann und dass ich mich im Bitten öffne und „beschenkbar“ werde.
Und Weihnachten geht halt so oft daneben, weil den Menschen die „Beschenkbarkeit“ fehlt. Mir hat mal jemand gesagt: „Dir kann man nichts schenken, weil Du schon alles hast.“ Dann habe ich gesagt: „Ja, wenn man es so sieht! Aber ein gutes Wort, ein freundlicher Blick, tut immer gut.“
Ein Letztes ist vielleicht noch zu sagen: In jeder Begegnung begegnet uns Gott, auch da, wo Jesus sagt: „Was Ihr den Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt Ihr mir getan.“ Im Notleidenden begegnet uns Gott. Und gerade da ruft ER uns auf, dass wir unsere Freude in der Liebe, die wir dem Lieblosen schenken, im Brot, das wir teilen, dass wir den Verbrecher nicht verurteilen, dass wir da SEINE Freude weitergeben und spüren, dass wir sie haben. Das ist das Ereignis, neben der Kommunikation, dass das, wovon ich lebe, ich erst erlebe, wenn ich es verschenke. „Man lebt nicht von der Freude, die wir empfangen, sondern von der Freude, die wir geben.“ Das sagt ein Dichter. Das sind die Stellen, wovon wir leben, wo Gott vorkommt.
Lassen Sie mich schließen mit einem Wort von Nietzsche, diesem Menschen, der Gott gespürt hat und seine Gottessehnsucht und seine Gott-Unerfahrenheit in einer Sprache zum Ausdruck bringen konnte wie wenige: „ICH WILL DICH KENNEN, DU UNBEKANNTER, UND DIR DIENEN.“
GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!