VORWORT
IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!
VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER
Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C – seit dem 1. Advent 2024 (01. Dezember 2024) ist Lesejahr C.
Immer die aktuelle Predigt!
Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!
Auch als Predigt-Vorlagen!
Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.
Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.
Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!
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18. Sonntag im Jahreskreis C –
03. August 2025
Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 05. August 2001
1. Lesung: Koh 1,2; 2,21-23 „Was hat der Mensch von all seiner Mühe?“
2. Lesung: Kol 3,1-5. 9-11 „Strebt nach dem, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt!“
Evangelium: Lk 12, 13-21 „Wem wird all das gehören, was Du angehäuft hast?“
Ich begrüße Sie herzlich zum 18. Sonntag im Jahreskreis!
Paulus führt im Kolosser-Brief heute seine Gedanken über Neuschöpfung, Auferstanden-Sein in Christus, weiter in das praktische Leben. Es geht hier um das missverstandene Wort der Abtötung.
Im Evangelium hören wir die „Geschichte vom reichen Kornbauer“, der reich ist, aber arm ist vor Gott. Wir werden reich nicht nur vor Gott, sondern durch Gott.
Predigt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Es geht hier wieder um den Sinn des Lebens. Das, was alles zerstört, ist die Habsucht. Wir können im Titus-Brief lesen: „Die Habsucht ist die Ursache aller anderen Übel.“ Paulus führt uns konsequent in seiner Linie weiter und zeigt uns, wie echt und realistisch es ist mit der Neuschöpfung in Christus, wenn Christus irdisch gestorben ist und wirklich neu lebt. Wenn wir dieses neue Leben verwirklichen wollen in dieser Welt, kommt nun die Praxis. Es kommt ja nicht darauf an, dass wir aus dieser Welt fliehen, wie vielleicht manche Esotheriker es praktizieren, sondern dass wir mit zwei Füßen in dieser Welt stehen und bestehen bleiben, aber uns nicht an dieser Welt orientieren und die Welt, das Vergängliche, nicht zum Prinzip erheben und vergötzen. Und wenn dieses neue Leben ganz realistisch sich hier auswirken soll, brauchen wir immer wieder die Orientierung: „Wenn Ihr mit Christus auferstanden seid, dann sucht, was droben ist!“
Ich habe einmal ein Windrad meditiert. Da ist mir so ganz einfach aufgegangen: Den Wind sieht man nicht, aber das Windrad zeigt ihn an. Die Liebe, Gott, sieht man nicht, aber durch unser körperliches, sinnliches, irdisches Dasein, wie beim Windrad der Wind, wird diese Liebe angezeigt und erfahrbar. Das Windrad wird vergehen, der Wind nicht. Unser Instrumentarium ist vergänglich, aber das, was es anzeigt, ist unvergänglich. Das macht ja gerade unsere Unvergänglichkeit aus, wenn diese Kilos einmal dahin sind – da sollen sie ihren Sinn erfüllt haben. „Richtet Euren Sinn auf das Himmlische!“ Paulus sagt an einer anderen Stelle: „Ob Ihr esst oder trinkt oder sonst etwas Körperliches tut, tut alles zur Verherrlichung Gottes!“ Also im sinnlichen Bereich sollen wir es tun, dass die Liebe Gottes sinnenhaft erfahrbar wird. Das ist so die Idee und der Ansatz, den uns der Glaube an Jesus Christus (die Erfahrung Gottes in Jesus) schenkt.
„Darum tötet, was irdisch an Euch ist!“ Da sind wir beim schwierigen Problem, der Abtötung. Allmählich entdeckt man wieder, was mit Abtötung gemeint ist. Früher hat man vielleicht das nur negativ gesehen, wo man heute dazu Verdrängung sagen würde. Wir sollen die Triebe aber nicht verdrängen, weil wir sie doch brauchen, das ist ja unsere Lebenskraft. Es geht darum, dass wir die Sinnspitze, das Ziel der Triebe, neu gewinnen durch den Glauben. Denn die Triebe sind an sich das, was in den Genen gegründet ist – auf Egoismus, Konsum, auf Überfluss eingestellt ist. Das ganze Evangelium ist eine Katechese, die das zur Sprache bringt und aufzeigt, wie sich die Sinnlosigkeit des Triebverfalls beim Menschen auswirkt. Er wird zum Sklaven seiner selbst, er wird schlimmer als ein Tier, weil die Triebe eben nicht gehemmt sind durch die Kraft der Liebe. Und die Kraft der Liebe muss unsere Triebe so regeln, dass die Liebe erfahrbar wird – wie das Windrad im Wind. Da geht es also nicht um Verdrängung, sondern um Lenkung, um Verwandlung.
Würde man nur das Böse bekämpfen, würde man es vermehren. Ich möchte kurz eine kleine Geschichte aus dem Munde Jesu erzählen, sie steht bei Lukas 11, 24; sie wird oft unterschlagen, weil sie wirklich so einfach ist, dass man nicht sieht, was gemeint ist. Da heißt es: „Wenn ein unreiner Geist (da muss man immer an Egoismus, Rücksichtslosigkeit denken) einmal ausgefahren ist, dann schweift er durch die Wüste und findet aber keinen Ruheort.“ Wüste ist in der Bibel immer das ‚Bild für den Ort der Dämonen‘. „Und dann kehrt er in sein altes Haus zurück und findet es geschmückt und mit Besen gereinigt, und er holt noch sieben andere Geister, und sie lassen sich nieder. Und die letzten Dinge dieses Menschen werden schlimmer sein als die ersten.“ Ein Moral-Lehrer hat einmal das Wort geprägt von den Caritas-Furien und Wohlfahrts-Hyänen. Da ist dann das ganze Leistungsdenken in diesen Bereich übertragen.
Wer das Böse nur bekämpft, vermehrt es, wer die Triebe nur verdrängt, bei dem kommen sie woanders heraus (Krieg, Hass und diese ganzen Scheußlichkeiten, die wir sehen). Ich muss leer werden, durch asketische Übungen, wie bei der Zen-Meditation, damit etwas ganz anderes Platz bekommt. Und da muss ich gewiss auch Opfer bringen, das Nicht-Haben-Müssen üben, dass ich nicht immer wieder der Sucht, dem Trieb-Denken verfalle. Aber das ist nicht Selbstzweck, sondern der Sinn meiner seelischen Übungen – Sich-Öffnen, weil ich mir sonst in meinem Egoismus immer selbst im Wege stehe.
Das mag uns gerade heute auch Mahnung des Paulus sein. Und wir erleben gerade in unserer Zeit und unserer Gesellschaft die Trieb-Verfallenheit, die Egoismen und Rücksichtslosigkeiten. Da klage ich an all jene, die gesagt haben und noch sagen, das Glück des Menschen bestünde in den irdischen Befriedigungen, in den irdischen Bedürfnissen. Um es einfach zu sagen: Das Glück des Menschen besteht in den himmlischen Erfüllungen dieser Kräfte, dieser Bedürfnisse. Das innerste, menschliche Urbedürfnis ist nicht der Konsum. Das Grundbedürfnis des Menschen ist das ewige Geliebt-Sein. Die Allgegenwart Gottes ist in jeder Blume, in Sonne und Licht sichtbar. Die Allgegenwart Gottes ist aber auch sichtbar in der Katastrophe, die auch in unserer Lebenswelt da ist, durch die Gott hindurch-rettet, weil ja Gott die Grenze des Todes nicht hat.
Versucht, die Konflikte und Probleme letztlich mit der Kraft von oben zu lösen! Wenn wir unsere irdischen Probleme nur irdisch mit Vergeltung usw. lösen wollen, dann mehren wir sie in jedem Fall. Da braucht es keine anschaulichen Beispiele – die kann jeder in seinem eigenen Leben feststellen. Wenn Ihr mit Christus auferstanden seid, dann sucht, was droben ist!
- Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
- Lesung: 1 Korinther 12, 12-30
Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21
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Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle E I N E R sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.
Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.
Predigt:
Liebe Schwestern und Brüder!
Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:
Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.
Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.
Aber, wer war dieser Jesus?
Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.
Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.
Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.
„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr. “
In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“
Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.
Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.
Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.
Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.
Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.
Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.
Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“ Das will er zeigen.
Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.
So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:
„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“
Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.
Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.
Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:
Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.
Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.
Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“
So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.
„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.
Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:
Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:
Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann –
streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.
Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.
Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.
So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.
GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!