Strahlkraft

Lebendiges Gedankengut von Pfarrer Elmar Gruber e.V.

DAS LIED „GOTT GEHT MIT“

, eingestellt von rene (Kategorie: Pfarrer Elmar Gruber Video / Audio)

Zu diesem Lied hat mich Pfarrer Elmar Gruber motiviert und nach der Produktion hat er es in seinen Veranstaltungen und Seminaren präsentiert. Elmar Gruber: „Dieses Lied kann Leben retten.“

 

 

Die vorliegende Version singt die Münchner Behindertengesangsgruppe „RolliGang“.

 

 Hier auch als Musik-Video

Diesen Link kopieren und öffnen:

https://www.youtube.com/watch?v=uxOOVNzHWmM

 

 

 

René Vollmar

DAS VERMÄCHTNIS VON ELMAR GRUBER

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: Pfarrer Elmar Gruber)

 ABSCHIEDSBRIEF VON PFARRER ELMAR GRUBER AN SEINE FREUNDE UND GEMEINDE

(Um den Brief besser lesen zu können – bitte auf den Brieftext klicken!)


ELMAR GRUBERS GRAB

Aufgenommen 24.03.2018

Aufgenommen 24.03.2018

DAS „AUFERSTEHUNGSGRAB“

Waldfriedhof München, Gräberfeld 123 (aufgenommen am 23. Juni 2012) 

„Auferstehung bedeutet Entgrenzung,

Aufhebung der körperlichen Daseinsgrenze.

Der Auferstandene kann jetzt auf vielerlei Weise

in Erscheinung treten und Menschen begegnen.“

Elmar Gruber

 

 


 

BIOGRAFIE VON PFARRER ELMAR GRUBER

, eingestellt von rene (Kategorie: Pfarrer Elmar Gruber)

Elmar Gruber – sein Leben

Aktuell August 2013 435

Elmar Gruber wurde am 24.5.1931 in Prien am Chiemsee geboren. Ab 1932 wohnte er in München, wo er auch das Abitur am Theresien-Gymnasium machte. Anschließend studierte Gruber Philosophie und Theologie in Freising.

1957 wurde er zum Priester geweiht. Seine Kaplanszeit verbrachte er in Feldkirchen, Glonn und Gräfelfing. Dann folgte seine Zeit als Spiritual im Kloster Beuerberg, bevor er als Religionslehrer an verschiedenen Gymnasien in Freising und München wirkte. (Adams-Gymnasium, Ludwigs-Gymnasium, Klenze-Oberrealschule).

Seit 1964 war Elmar Gruber Fachbereichsleiter im Schulreferat der Erzdiözese München und Freising. Er wirkte als Referent für religionspädagogische Ausbildung und Fortbildung der Erzieher, Lehrer, Pastoral- und Gemeindereferenten und Priester. Außerdem war Elmar Gruber in der Erwachsenenbildung und Lehrerseelsorge tätig und leitete Exerzitienkurse und Beratungen.

  Eine der LEITSAETZE GRUBERS IN SEINEM LEBEN:

Jeder Mensch steht in seinem Leben vor der Aufgabe, einen tragenden Sinn zu finden. Für eine christliche Identität beinhaltet dies die Selbst- und Gottfindung.

Diesem Ziel diente Elmar Gruber in seiner praktischen und literarischen Tätigkeit. Dabei versuchte er, Leben und Gott meditierend zu entdecken und aufeinander zu beziehen. Es geht ihm vorrangig um Lebensbeziehungen- zu sich selbst, zum Du und zu Gott, der die Urbeziehung ist.

Elmar Grubers Bücher fordern heraus. Seine Art, theologische Zusammenhänge aufzuspalten und vorzudenken, lässt keine distanzierte Haltung beim Leser zu. Seine spürbare Begeisterung für die immer neu zu erfahrende Zuwendung Gottes bricht in allen Schriften durch. Gruber versteht es dabei, sowohl den jungen Menschen als auch den Erwachsenen mit dieser immer aktuellen Botschaft anzusprechen.

Die Antwort muss der Leser selbst geben: Grubers Gedankengut führt in die Entscheidung.

 

Elmar Gruber in seiner Arbeit mit Symbolen

Elmar Gruber in seiner Arbeit mit Symbolen

ELMAR GRUBERS PREDIGTEN

, eingestellt von Redaktion (Kategorie: PREDIGTEN DURCH DAS KIRCHENJAHR)

VORWORT

IDEAL IN DEN ZEITEN DES UKRAINE-KRIEGS, DES KLIMAWANDELS, DER CORONA-PANDEMIE – DIESE WORTE GEBEN KRAFT UND HOFFNUNG!

VERKÜNDIGUNG VON GOTTES WORT DURCH DIE PREDIGTEN DES HOFFNUNG GEBENDEN PFARRERS ELMAR GRUBER

Predigten zu den Sonn- und Feiertagen nach Lesejahren A / B / C  – seit dem 1. Advent 2024 (01. Dezember 2024) ist Lesejahr C.

Immer die aktuelle Predigt!

Inspiration für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger bei der Erstellung ihrer Predigten und alle Gläubigen und Interessenten!

Auch als Predigt-Vorlagen!

Herr Pfarrer Elmar Gruber hat seine Predigten immer vollkommen frei gehalten, also ohne jegliche schriftliche Unterlagen.

Die Predigten wurden von einer gläubigen Frau während der entsprechenden Gottesdienste mit Einverständnis von Pfarrer Elmar Gruber privat auf Cassette aufgenommen und danach von ihr aufgeschrieben. Sie dachte sich, jedes Wort von Elmar Gruber ist wichtig – das gehört für die Nachwelt erhalten.

Danke, Helga! Ohne Dich hätten wir diese Predigt-Schätze nicht!

 

*   *   *

7. Sonntag nach Ostern C

01. Juni 2025

Predigt von Pfarrer Elmar Gruber am 31. Mai 1992

 

1. Lesung: Apg 7, 55-60 „Ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“

2. Lesung: Offb 22, 12-14. 16-17. 20 „Komm, Herr Jesus!“

Evangelium: Joh 17, 20-26Sie sollen eins sein wie wir eins sind; sie sollen vollendet sein in der Einheit.“

 

Wir haben heute im Evangelium den Text von Johannes gehört: „Alle sollen eins sein – wie Du, Vater, in mir bist und ich in Dir bin…“.

Heute möchte ich nur ein paar Gedanken zum Mariengeheimnis bringen, das erste Geheimnis unserer Erlösung.

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Die erlösende Kraft ist einende Kraft, die durch Christus in uns wohnt. So wollen wir uns heute Gedanken machen über das Werk der Erlösung und über den Anfang dieses erlösenden Werkes Gottes bei uns Menschen in MARIA.

Zum Einstieg ist ein Wort bei Jes 7,12 hilfreich (wir kennen es aus der Adventszeit), wo der Prophet in seiner ganzen Wucht aufbrausend sagt: „Genügt es Euch nicht, dass Ihr Menschen auf die Nerven geht, dass Ihr meinem Gott auch noch auf die Nerven geht?“ Und dann kommt das Wort: Darum wird Gott selbst von sich aus ein Zeichen setzen. Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und SEIN Name wird sein Emanuel, ‚Gott mit uns‘.“

Man hat in der Exegese schon vor 50 Jahren in der Übersetzung darauf Wert gelegt, dass man nicht auf sinnlose, anatomische Fragen kommt, dieses Prophetenwort richtig zu übersetzen: Siehe, die junge Frau wird empfangen und einen Sohn gebären.“ Der erste Hinweis, das erste Moment, ist die Aktivität Gottes, der sich in ein Mädchen verliebt, der sich einlässt mit einer jungen Frau – gewiss ein Motiv, das auch in anderen Religionen da ist, in der ägyptischen Religion (Drewermann hat es in seinem Buch gezeigt), das spricht nicht dagegen, im Gegenteil, das zeigt eine Ur-Ahnung des Menschen, dass Gott sich mit dieser Menschheit einlassen wird und konkret eben mit der Jung-Fraulichkeit. Jungfräulichkeit wird am besten in der Theologie und in der Mystik erfasst, wenn wir meditieren über das Phänomen JUNGE FRAULICHKEIT – dass wir die Sehnsucht aller Menschen spüren, nicht nur die der Männer, und das wir heute in der Perversion von Pornographie und Sexismus so negativ bespiegelt bekommen. Aber es ist hier diese Sehnsucht der Menschheit, und so ist Junge Fraulichkeit eben ein Symbol – so wie es Goethe zum Ausdruck bringt: „Das ewig Weibliche zieht uns alle hinan.“ Man kann es nicht in Worte fassen, man kann es nur erspüren und durch Meditieren immer mehr innewerden. Und das ist der Ansatzpunkt der Erlösung, die junge Fraulichkeit, auf die Gott zukommt, die Tür, durch die Gott eintritt in unsere Menschen-Natur.

Ich habe einmal eine schöne Meditation gelesen, wo Maria in der Mandorla dargestellt wird und wo diese goldene Mandorla der geöffnete Mutterschoß unseres Gottes ist. Im „Engel des Herrn“ und im Rosenkranzgebet erinnern wir uns immer an dieses Phänomen: Gott tritt in SEINEM Boten auf diese junge Frau zu und sagt: GEGRÜESSET SEIST DU, DU BIST VOLL DER GNADE.“ Du bist voll der Gnade heißt: ‚Du bist total geliebt.“ Das ist die totale Liebeserklärung Gottes an die junge Frau.

Und nun kommt das zweite Moment, was für die Erlösung wichtig ist: Auf die Liebeserklärung Gottes einzugehen. Was keinem Menschen erspart bleibt, ist sozusagen unser menschlicher Beitrag. Und das kommt zum Ausdruck in dem Wort: Siehe, ich bin die Magd des Herrn.“

Knecht Gottes und Magd Gottes sind für uns Symbole, die wir nicht mehr in unserer Erfahrung haben, weil es bei uns Sklaven nicht mehr gibt, Gott sei Dank nicht mehr gibt! Aber was da gemeint ist, ist total hörig zu sein, total abhängig zu werden. Wenn es Menschen gegenseitig tun, dann ist es die Vernichtung, die Katastrophe, eine schreckliche Sklaverei. Aber wenn ein Mensch Gott total hörig wird, wenn eine Frau Magd, ein Mann Knecht Gottes wird und sich ganz IHM unterwirft, dann ist das die Befreiung und Vollendung des Menschen, weil dann dieser Mensch Gott total annimmt. Und dieser Mensch, der sich Gott ganz hingibt, wird Leibeigener Gottes. Man kann es jetzt umdrehen: Der eigene Leib Gottes, dass sich Gott in dem Menschen, der sich ganz IHM hingibt ver-leib-licht; das ist ein existenzielles Prinzip, das in Maria typisch verwirklicht ist – die Leibeigene Gottes. So ist es immer Gott selbst, der sich dann in ihr verwirklicht, was sich noch bis zur Menschwerdung hin verdichtet.

Und das, was wir in Maria, in dieser Jungfraulichkeit, verehren, das ist Gott selber, der SEIN jungfrauliches Antlitz in der Mariengestalt offenbart. Die Marien-Mystik hat es immer schon erspürt und im Marienkult zum Ausdruck gebracht. Wir müssen ebenso, wie wir die Jungfraulichkeit Gottes in Maria verehren, noch die mütterliche Fraulichkeit Gottes verehren. In diesem Marien-Dogma „JUNGFRAU UND MUTTER“ ist die Einheit von beiden Momenten zum Ausdruck gebracht: Junge Fraulichkeit und Mütterlichkeit als die Sehnsucht des Menschen nach Geborgenheit und Urvertrauen. Und das ist vielleicht das, was wir heute durch die feministische Theologie dazu gewinnen können, dass das, was in unserer mystischen und emotionalen Marienfrömmigkeit immer schon vorhanden war, uns auch in der feministischen Theologie bewusstwird.

Maria ist nicht nur Mutter Gottes, sondern sie ist auch das weibliche Antlitz unseres väterlichen, mütterlichen Gottes. Den großen Ausschlag zu diesem Denken hat Papst Johannes Paul I. gegeben, wie er gesagt hat: „So wie wir sagen VATER UNSER müssen wir gleichzeitig auch sagen MUTTER UNSER.“ Unser Bewusstsein müssen wir dahin bringen, in unserer praktischen Frömmigkeit haben wir es eben schon längst. Da kommt mein bayerischer Lokalpatriotismus wieder zum Durchbruch: Es ist so, dass die bayerisch-barocke Marienfrömmigkeit es schon längst gewusst hat. Ich erinnere mich noch, wie wir als Ministranten den Mai-Altar besonders schön geschmückt haben. Im Vergleich dazu war sehr dürftig der Herz-Jesu-Altar und die Herz-Jesu­-Andacht. Da waren viel weniger Blumen, weniger Kerzen und viel, viel weniger Leute in der Kirche. Man hat gesagt, dass auf Jesus alles ankommt. Maria hat sozusagen nur so viel Wert als wir durch Maria zu Jesus geführt werden, weil man das, was man praktisch schon gespürt hat, noch nicht deuten konnte, nämlich, dass der erste, archaische Zugang zu Gott über JUNGFRAU und MUTTER geschieht und von daher sich dann auch die ganze Jesus-Wirklichkeit erschließt.

Es gibt in unserer praktischen Wirklichkeit zwei Lebensformen, bei denen wir versuchen, das Ideal der reinen Liebe zu verwirklichen: Wir nennen Maria auch in der Lauretanischen Litanei die „MUTTER DER REINEN LIEBE“. Reine Liebe ist nicht die von Sinnlichkeit befreite Liebe, wie man es, auch verständlicherweise, aus der Geschichte oft missverstanden hatte. Die reine Liebe ist die ‚Liebe, die frei ist von Egoismus, von Sado-Masochismus, das heißt, von diesen Tendenzen, die im Menschen immer in der Liebe so stark werden: Das Einander-Quälen-Müssen, das Unterdrücken-Müssen, das Beleidigt-Sein, das Eingeschnappt-Sein und das Nachtragen. Und das alles, das sind die unreinen Momente in der Liebe. Was reine Liebe ist, beschreibt Paulus im 1. Korintherbrief, Kapitel 13: „Die Liebe ist gütig, langmütig, hört nie auf.“ Diese zwei Lebensformen sind die Ehe und die Ehelosigkeit; wo wir versuchen, diese Ideale zu verwirklichen. Man darf beides nicht gegeneinander ausspielen. Interessanterweise ist die Ehe ein Sakrament, während die Ehelosigkeit als solche noch kein Sakrament ist. Aber es geht bei beiden um verschiedene Formen der Verwirklichung ein und desselben Ideals, der reinen Liebe, der Jungfraulichkeit, der Mütterlichkeit, der Geborgenheit.

So mag uns dieses Marienbild wieder ins Leben gestellt sein als ein Impuls: Dort, wo wir leben und so wie wir leben auf Grund unserer Lebensgeschichte und unserer Situation, dass wir reine Liebe verwirklichen und das Werk Gottes vollenden, für uns vollenden, das in Christus bereits vollendet ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Lesung: Nehemia 8, 2-4.5-6.8-10
  2. Lesung: 1 Korinther 12, 12-30

Evangelium: Lukas 1, 1-4;4, 14-21

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Ich begrüße Sie herzlich zum 3. Sonntag im Jahreskreis! In der Lesung weist uns der Apostel Paulus darauf hin, dass wir alle  E I N E R  sind, der Leib Christi, jeder mit seinen Fähigkeiten, mit seinen Gaben, die Aufgaben sind.

Im Evangelium zeigt uns Lukas sein Anliegen, warum er das Evangelium geschrieben hat und auch, was die Sendung Jesu eigentlich ist.

 

 

Predigt:

 

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das Evangelium heute greift eine schwierige Situation auf, die wir gerade in unserer Zeit wieder vorfinden:

Woher bekommen wir die Gewissheiten unseres Glaubens? Wo finden wir sie? Wir werden feststellen, dass wir, die wir noch Vorstellungen haben wie vor fünfzig Jahren, umdenken müssen, um die eigentliche Botschaft, das Eigentliche, was Jesus gebracht hat, nicht zu verlieren.

Es geht hier um die historische Zuverlässigkeit der Berichte über das Leben Jesu. Da sagt uns die heutige Wissenschaft, dass wir über die praktisch historische Zuverlässigkeit im Neuen Testament nichts finden. Wie ich im Studium war, da war die große Problematik, ob es Jesus überhaupt gegeben hat, ob wir nicht nur den Jesus des Glaubens, den literarischen Jesus haben; das ist überwunden. An der historischen Wirklichkeit Jesu zweifelt heute niemand.

 

Aber, wer war dieser Jesus?

Historisch gesehen war ER wohl mehr als nur dieser Ausschnitt, den uns die Evangelien zeigen.

Die Sprachforscher, die aramäisch, jüdisch, hebräisch beherrschen, die sagen, das Thomasevangelium ist eines der ältesten Schriften, es zeigt uns Jesus als Weisheitslehrer, der in Sequenzen, in Versen gesprochen hat, die man auswendig lernen kann, damit SEINE Jünger SEINE Lehre weitergeben können.

Als ich vor ca. dreißig Jahren den Auftrag bekam, diese neuen biblischen Ergebnisse der Lehrerschaft, die Religionsunterricht geben, zu vermitteln, war das äußerst schwierig.

„Ja, wenn das alles nicht mehr stimmt, wenn das Jesus nicht wortwörtlich gesagt hat, ja dann geben wir keinen Religionsunterricht, keinen Bibelunterricht mehr.

In meiner Kinderzeit hat man noch gelernt, dass den Jonas der Walfisch gefressen und dann wieder ausgespuckt hat. Das ist mir zum Verhängnis geworden, weil ich das so nicht glauben konnte, dass Jonas, der im Bauch des Walfisches war, das Beten angefangen hat. Doch mir hat der Religionslehrer – ich habe ihm längst verziehen – gesagt: „Das musst Du glauben, das ist Wort Gottes. Wenn Du das nicht glaubst, dass der Walfisch den Jonas gefressen hat und dass der im Bauch gebetet hat und dann nach drei Tagen wieder ans Land kam, dann hast Du eine Todsünde.“

Ich habe es immer wieder gebeichtet, weil ich den Jonas nicht glauben konnte. Dann habe ich im Lexikon auch noch gelesen, dass der Walfisch so einen engen Schlund hat wie ein Mensch, dass da kleine Krebse durchgehen können, aber nie ein unzerkleinerter Prophet.

Und der Beichtvater hat gesagt: „Wenn Du das nicht glaubst, kann ich Dir nicht mehr die Absolution erteilen“ (in welchen Zwängen muss der gewesen sein). Das war für mich Verdammung; ich habe den Jonas nicht glauben können.

Dass das eine Lehrgeschichte ist, wo man sagen muss: Stell dir das mal vor, da musste ein Prophet lernen, dass Gott die Leviten auch mag, dass ER jeden mag, der sich bekehrt und liebend wird, bildlich gesprochen, dass er einen Prozess durchmacht, verschlungen wird, dann in die Finsternis, ins Unheil kommt, bis er dann geläutert durch diese Prozesse kapiert, dass Gott die Liebe ist – eine wunderbare Geschichte.

 

Ein Kurskollege von mir hat seine Probekatechese gehalten über den Jonas und hat in diesem Sinn gesprochen, und das war vor 40 Jahren. Dann haben die Professoren einen Rat abgehalten, ob man ihn als Ungläubigen entlassen müsste. Aber er ist heute noch ein sehr aufgeschlossener Priester und Pfarrer.

Und so ist es heute das Eigentliche, das Tiefe, das Innere, das Unvergängliche, das uns in diesen Sinngestalten nahegebracht wird. Wenn uns das aufgeht, dann ist es nicht mehr wichtig, ob es genauso historisch geschehen ist wie es da steht.

 

Und jetzt kommt Einer und sagt, bei Lukas steht doch genau: „Ich habe mich entschlossen, allem von Anfang an nachzuforschen, um es der Reihe nach aufzuschreiben, und so kannst du dich auf mich verlassen.“ Es waren Überlieferungsstücke, Erzählungen, Erinnerungen, und jeder, der ein Buch schreibt, der braucht eine Gliederung, wie er alles zusammenbaut, damit der Leser möglichst gut auf das Eigentliche kommt.

 

 

 

 

Und was aber Lukas zeigen möchte, geschieht im Innern des Sprachlichen, wo der Prophet sagt: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen, um den  Gefangenen (das sind die Eingesperrten, die mit sich und anderen innerlich und äußerlich Eingesperrten) die Freiheit zu bringen, den Blinden das Augenlicht (der Durchblicke eröffnet, der Zusammenhänge vermittelt, der möglich macht, alles einzuordnen, der es möglich macht, mit seinem Leben mit den vielen Rätseln zu leben und umzugehen und einfach, der die Zerschlagenen, die Kaputten wieder richtet, repariert).“  Das will er zeigen.

Man hat auch zur Zeit Jesu gedacht, der Messias müsste politisch sein, wie David, so wie David es für kurze Zeit fertiggebracht hat, ein Friedensreich aufzubauen. Jesus soll die Römer vertreiben, ER soll die Herrschaft, das Etablissement der Schriftgelehrten und Pharisäer, durchbrechen. Auf dieser Ebene, irdisch gesehen, ist Jesus total gescheitert. Und nun sagen heute auch die Wissenschaftler, wollte man die Glaubensgewissheit auf historische Daten festlegen, dann würde das Christentum das dritte Jahrtausend nicht überstehen. Würde man nicht sozusagen die inneren Wirklichkeiten, das, was Jesus uns bedeutet, das Unvergängliche in die Gegenwart bringen, dann könnte es uns im Leben auch nicht mehr tragen. Dann sind wir dauernd mit unserem Glauben dem Streit der Wissenschaftler ausgesetzt, die heute das reden und morgen was Anderes, dann muss man sich in einem Jahr ein paarmal umstellen.

 

So kommt jetzt ein Wort – da ist das Entscheidende drin, wenn Lukas schreibt:

„Jesus kehrte von der Kraft des Geistes erfüllt zurück.“

Das ist SEINE innere Erfüllung mit Gott, mit der Botschaft von der Liebe Gottes. Und so zeigt uns gerade Lukas Jesus als den Heiland der Armen, der in der Kraft der Liebe verbindet und offenbar macht, wie die Menschen befreit und erlöst werden können.

Wenn wir die frohe Botschaft als Lebenskraft erfahren wollen, als eine Kraft, die uns im Leben trägt, auch wenn äußerlich alles schiefgeht, die uns trägt in der Krankheit, durch die Krankheit, in der Armut und in unserer Schuld, in unserer Zerrissenheit, unserer Schwachheit, wenn das aufgeht, in unserem ganzen Bewusstsein aufgeht, dann trägt es unser Leben.

 

Nun kommen wir wieder auf das, worum wir uns ja dauernd bemühen:

Gott liebt dich immer, bedingungslos, unverlierbar, und die Anderen auch.

Und das ist die Fülle der Zeit, die Erfüllung unserer Sehnsucht, die auch, wie Augustinus sagt, als unerfüllte Sehnsucht in jedem Menschen verborgen ist. Das, wonach du dich sehnst, das gab es immer und das gibt es, und darum ist Gott Mensch geworden, damit das ganz menschlich sichtbar und erfahrbar wird.

 

 

Hängt euch doch nicht fest an dem Äußeren, das sind Vorstellungshilfen, damit das Innere aufgehen kann und euch tragen kann; das ist eben Mystik. Und das meint das viel zitierte Wort von Karl Rahner: „Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein.“

So versteht es auch Jesus, er zitiert Jesaja: „Er hat mich gesandt, um den Armen die Heilsbotschaft zu bringen.“ Und wenn Jesus sagt, das ist heute in Erfüllung gegangen, das mag vielleicht anmaßend klingen, aber es heißt, IHM ist bewusst, das, was ER zu bringen hat, ist kein menschliches Fabrikat, sondern das ist IHM gegeben, das ist die Kraft des Geistes.

„Der Geist des Herrn ruht auf IHM“, d.h., was ich euch sage, das ist mein Auftrag. Und so müsste eigentlich jedem Religionslehrer, Priester, Pfarrer bewusst sein, dass er nicht seine eigenen Aggressionen oder Probleme auszuschütten hat, wenn er von Gott redet, sondern dass er das, was der Geist durch Jesus geoffenbart hat, zu vermitteln hat so gut es geht, so dass ich ganz ehrlich sagen müsste, ich will ja nicht meine Weisheit vortragen, sondern das, wovon ich sagen kann, das trägt mein Leben, ich bin davon überzeugt. Dann kommt der Einzelne dazu, der aus seiner Lebenserfahrung heraus sagen kann, so wie Paulus einfach sagt: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe“ – es ist nicht mein Gebilde, was ich weitergebe.

 

Dass das sichtbar wird, dass es nicht so schwierig ist, ein kleines Beispiel:

Es ist ein Beispiel, wie eine Legende tiefste Wahrheit enthält. Mir hat bei einer Tagung jemand erzählt von einer Weihnachtspredigt. Eine ganz kurze Geschichte, in der alles gesagt ist, was Jesus bringt. Das ist die Geschichte, die Geschichte vom Wolf, der das Jesuskind fressen wollte:

Es ist die Heilige Nacht auf den Fluren von Bethlehem: Die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf sie, und der Wolf kommt wie jede Nacht zur Herde und holt sich ein Lämmlein, so als Nachtessen. Und dann ist der Wolf jetzt da auf den Fluren von Bethlehem, und dann fragt er sich, was ist denn da heute los? Was ist da für eine Aufregung, und er horcht und er horcht, bis er hört von einem Kind, von einem neugeborenen Kind. Er denkt, uih, ein neugeborenes Kind, das wäre mal was Anderes als immer die langweiligen Lämmer. Das Kind im Stall hole ich mir. Und dann schleicht er sich wieder zurück, und wie es finster und ruhig ist, schleicht er sich an den Stall heran und alle schnarchen und schlafen schon. Nur vom Kind hört er noch einen Krächzer, das Kind ist also noch wach. Er wartet noch ein bisschen, und dann geht er an die Krippe hin und denkt: Ah, jetzt hab‘ ich’s! Er streckt seinen Kopf und macht sein Maul auf, und dann

streichelt das Kind seine Schnauze und krault ihn hinten am Kopf. Und auf einmal kann er das Kind nicht mehr fressen.

 

 

 

 

 

Und noch etwas geht in ihm vor, er merkt auf einmal wie sein Fell aufspringt, sein Wolfsfell zerreißt. Dann fällt ihm das ganze Fell ab, und dann steht da -der Mensch.

Der Pfarrer hat diese Geschichte als Weihnachtslegende gebracht, und die, die dabei war, hat mir erzählt, die Leute waren mäuschenstill. Kein Wort hat er sonst gesagt, weil jeder sieht in diesem Bild die tiefe Wahrheit, wie das Wolfshafte, die Aggressionen und das alles abfällt und wie durch diese Liebe, durch die bedingungslose Liebe, der Mensch zum Menschen wird.

So gibt es diese vielen, vielen Möglichkeiten zum Aufmerksam-Machen auf das Eigentliche, was sich in Jesus erfüllt hat, in der Geschichte, weil gerade das, was IHN erfüllt hat, der Geist Gottes durch IHN in unsere Welt unverlierbar über historische Vergänglichkeiten eingegangen ist.

 

 

 

 

 

 

 

 

 GOTT GEHT MIT, WORAUF DU DICH VERLASSEN KANNST!